rheinische ART
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rheinische ART 10/2011

 

Archiv 2011: aus "Besuchenswert"

Urbanität im Bild 

NACHRICHTEN AUS DER ZWISCHENSTADT

 

Das Museum Ludwig widmet sich in seiner Ausstellung „Nachrichten aus der Zwischenstadt“ jener Architektur, die man gerne übersieht: Der planlos stattfindenden Zersiedlung der Vorstädte, der Gebrauchsarchitektur ohne ästhetischen Anspruch. Dass auch solch schleichende, unkoordiniert den Lebensraum gestaltenden Prozesse und uniforme Wohnsilos als Bauwerke Gegenstand künstlerischer Betrachtung sind, zeigen dabei Fotografien, Videos und Skulpturen aus der hauseigenen Sammlung.

 

 

William Eggleston, The Los Alamos, 1965 – 1974/ 2002, 75-teilig © Eggleston Artist Trust

 

IST JEDE Architektur bildwürdig? William Eggleston würde dem heute zustimmen. Als Vertreter eines demokratischen Bildprinzips gibt es für ihn keine Ansicht, keinen Gegenstand, der es nicht wert wäre, fotografisch festgehalten zu werden. Eine klare Trennung zwischen Zentrum und Peripherie ist im Aufbau seiner Bildkompositionen der Kollektion „Los Alamos“ eben so wenig zu erkennen wie in den Motiven. So ist es die natürlich gewachsene „Zwischenstadt“, welche die Kölner Ausstellung mit Werken von Bernd und Hilla Becher, Thomas Struth, Andreas Gursky, Joachim Brohm und vielen weiteren erkundet. Das Medium Fotografie steht dabei im Mittelpunkt der Ausstellung, auch wenn es ergänzt wird durch andere Medien wie der Videoinstallation.
   Dabei verfolgen die Künstler unterschiedliche Ansätze: Bernd und Hilla Becher zeigen die wohl bekannten Fachwerkfassaden und eröffnen durch die Anordnung der einzelnen Bilder versteckte Symmetrien der Architektur. Überhaupt die Symmetrie: Gurskys Wohnblockaufnahmen, digital modifiziert, bringen Ordnung in die Unordnung des profanen Vorstadtlebens. Von der reinen Baulichkeit entfernt sich Joachim Brohm: Er offenbart in scharf gestochenen Luftaufnahmen die soziale Komponente der „Zwischenstadt“ und zeigt Menschen bei ihrer Freizeitbetätigung in ihrem Lebensumfeld – nicht ganz ohne Anlehnung an flämische Altmeister wie Pieter Brueghel d. Ä.

 

Chargesheimer, Köln 5 Uhr 30, 1970
© Museum Ludwig, 2011

 

In einem ganz anderen Sinne behandelt Robert Smithson das Thema des architektonischen Niemandslandes: Sein Film „Spiral Jetty“, die Videodokumentation zu der gigantischen, von ihm künstlich aufgeschütteten Erdspirale im großen Salzsee von Utah. Dieses berühmteste Beispiel der Land Art befindet sich nicht umsonst in der Nähe einer verfallenen Industrieanlage und verdeutlicht auf hohem Abstraktionsniveau den modernen Umgang des Menschen mit der Natur. Die scheinbar natürlich gewachsene Erdspirale verweist auf die umliegende, rein pragmatische und insofern „unbewusste“ Industriearchitektur. Wie diese Architektur betrachtet werden kann und wie sie sowohl den Blick als auch das Verhalten der Menschen beeinflusst, wird in der Kölner Schau deutlich.

RMW

 


Die Ausstellung „Nachrichten aus der Zwischenstadt. Fotografie, Video und Skulptur aus der Sammlung“ ist noch bis zum 23.10.2011 zu sehen.
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Telefon 0221 / 221-26165
Öffnungszeiten:
DI – SO 10 – 18 Uhr
jeden ersten DO 10 – 22 Uhr

 

 

 

 

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