rheinische ART
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rheinische ART 05/2012

ARCHIV 2012

Werke japanischer Malerei aus sechs Jahrhunderten

 

Mit Gold und Tusche

 

Zwischen profaner Auftragsmalerei und transzendenter Zen-Kunst

 

Menschen bei Mußebeschäftigungen
Schule des Iwasa Matabei (1578-1650), unsigniert,

Hängerolle, Farben auf Papier, Blattgold und Blattsilber
33,9 x 33,2 cm
Japan, 1. Hälfte 17. Jh.

 

Das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln zeigt seine besten Werke – und präsentiert herausragende japanische Malereien von der Muromachi-Zeit des 14. Jahrhunderts bis in die Edo-Epoche Ende des 19. Jahrhunderts. Die Schau liefert einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der japanischen Malerei und dokumentiert die Einflüsse chinesischer Tuschemalerei genauso wie spätere stilistische Momente europäischer Malkunst - und geht dabei auf die bedeutendsten Genre getrennt ein.

 

FÜR europäische Augen ist eine ernsthafte Beschäftigung mit ostasiatischer Malerei nicht ohne Hindernisse. Will man über die bloße Dekorativität der japanischen Malerei hinaus, so offenbart sich dem Neugierigen, der nach tieferem Verständnis sucht, schnell eine scheinbar unüberwindbare Flut von Schulen und Stilen. Oft ist das Problem in dem Umstand begründet, dass man zwangsläufig versucht, die Kunstwerke der japanischen Meister mit westlichen Augen zu betrachten. Das erste und wichtigste Ziel besteht deshalb darin, diesen westlichen Blick abzulegen – und gerade hier greift der Grundgedanke der Ausstellung.

 

Goldene Impressionen

 

"Blumen und Vögel in Herbst und Winter", Unsigniert, Sechsteiliger Stellschirm, Farben und Gold auf Papier, 154,4 x 338 cm, Japan, 1. Hälfte 17. Jh.

 

In sechs klar voneinander getrennten Abschnitten führt die Schau den Besucher durch die Reihen der Schätze. Jeder dieser Abschnitte ist dabei einem besonderen Medium, einem Genre oder einer speziellen Darstellungsweise gewidmet. So werden im ersten Teil die berühmten großformatigen Stellschirme vorgestellt. Seit der Momoyama-Zeit (ca. 16. Jahrhundert) dienten sie zur räumlichen Gliederung und auch als dekorative Elemente. Die Meister der Kano-, Tosa-, oder Rimpaschule illustrierten hier mythologische, historische oder rein dekorative Landschaftsszenen ganz nach dem Geschmack des Shoguns und der aristokratischen Kriegerelite mit viel Gold und beeindruckenden, flächigen Kompositionen.

 

Landschaft mit zwei Personen, Kenkô Shôkei (tätig um 1478-1506), Fächerblatt als Hängerolle montiert, Tusche und leichte Farben auf Papier, 35,5 x 36,0 cm
Japan, spätes 15. Jh.

Tuschemalerei

 

Hiervon völlig verschieden ist die zurückhaltende Tuschemalerei, die aus China nach Japan kam und dort eng mit dem Zen-Buddhismus verknüpft ist. Die bedeutendsten Tuschemaler Japans, wie etwa Sesshu Toyo, waren Zen-Mönche und entwickelten den monochromen chinesischen Tuschestil, der in der nördlichen Sung-Dynastie vervollkommnet wurde, auf so eigene Art weiter, dass er bisweilen an die Abstraktion grenzt.

 

 

Nach dem Bad, Tani Bunchō (1763-1840) zugeschrieben, Hängerolle, Farben auf Seide,

105,2 x 32 cm,Japan, dat. 1794

 

Flächige Kompositionen

 

 

Der urjapanischen Mythologie aus dem Umkreis des Shintoismus widmet sich die Abteilung der Bildrollen. Auf diesem Medium, dass mit Aufkommen der Hängerollen an Popularität verlor, werden nicht nur genuin japanische Themen gezeigt – sie werden auch im ursprünglichsten japanischen Malstil, dem yamato-e, ausgeführt. Kennzeichen dieses Stils, der seinen Ursprung in der Heian-Zeit hat (8./9. Jahrhundert), ist grelle Farbigkeit, Statik und Anonymität der Figurendarstellung, die bereits den Hang der japanischen Kunst zur flächigen Dekorativität - etwa bei den Vertretern der Rimpa-Schule - vorausahnen lässt.
    Dieses Wechselspiel zwischen ursprünglichen japanischen Darstellungsweisen und dem Import neuer Techniken aus China, zwischen profaner Auftragsmalerei und transzendenter Zen-Kunst, wird in der Kölner Ausstellung sehr ansprechend beleuchtet.


Zu den vorgestellten Bereichen gehören: Bilder von Göttern, Geistern und Menschen, Bilder von buddhistischen Heiligen und daoistischen Unsterblichen, Landschaftsmalerei im chinesischen Stil, Malerei im höfischen japanischen Stil, Malerei auf Schiebetüren (fusuma) und Stellschirmen.

Robert Woitschützke

 

Die Ausstellung „Goldene Impressionen – Japanische Malerei 1400 – 1900“ ist bis zum 15. April 2012 zu sehen.
Museum für Ostasiatische Kunst
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Tel. 0221/221-28617

Öffnungszeiten
DI - SO 11 - 17 Uhr
jeden ersten DO im Monat 11 - 22 Uhr

 

 

Das Museum und seine Sammlung
Seit 1909 existiert das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst – das erste europäische Museum für diese Kunst Ostasiens. Japanische Kunst stand dabei von Beginn an im Fokus des Museumsgründers Adolf Fischer (1856 – 1914), aus dessen ehemaliger Sammlung auch eine Großzahl der ausgestellten Werke stammen. Ein weiterer bedeutender Teil japanischer Malerei ist dem Nachlass Kurt Braschs (1907 - 1974) zu verdanken, der als Sohn einer japanischen Mutter und eines deutschen Vaters in Kyoto aufwuchs und als Geschäftsmann sowie Hobby-Kunsthistoriker in Japan unermüdlich nach Kunstwerken in einer Zeit Ausschau hielt, in der sich die Japaner dem Wert ihrer eigenen Kunst erst wieder bewusst werden mussten.

 

 

©Fotos Ostasiatisches Museum Köln

©rheinische-art.de

 

 

 

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