rheinische ART
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rheinische ART 01/2011

 

Archiv 2011: aus "Kultur und Geschichte"

Anhänger aus Bernstein in Gestalt einer Sphinx. Fundort Melfi/Basilikata, 5. Jahrhundert v. Chr. In der Vorstellung der Griechen war die Sphinx, ursprünglich eine Darstellung der ägyptischen Könige, ein weibliches Ungeheuer mit dem Kopf einer Frau, Vogelflügeln und dem Leib eines Löwen. Sie galt als Symbol des Todes und als Grabwächterin. Der honiggelbe Bernstein verfärbt sich nach der Bearbeitung durch Umwelteinflüsse rot bis braunrot.

Eine uralte Faszination hält bis heute an

 

 

Zauber in Bernstein

 

 

Er war Handelsgut und Tauschobjekt und zierte alles, was von Wert war: Bernstein. Aus diesem Material, in Jahrmillionen aus dem zähflüssigen Harz von Bäumen entstanden, schufen Künstler bereits in der Antike vielreihige Colliers, prächtige Diademe und kostbare Gürtel - oder zauberhaft geschnitzte Amulette. Zu sehen sind einige dieser jahrtausendealten Objekte aus der Ausgrabungsstätte Basilikata im Süden Italiens derzeit im Römisch-Germanischen Museum in Köln. Hier stehen sie im Dialog mit römischen Bernsteinschnitzereien aus der Colonia Claudia Ara Agrippinensis.

 

 

DIE FEINEN Kunstwerke aus der Stiefelsohle Italiens vermitteln einen Eindruck vom Wohlstand dieser Region in der Antike, von Bestattungsbräuchen und Aberglauben. Und sie legen Zeugnis ab von den Handelswegen jener Zeit. Denn der berühmteste Bernsteinfundort ist bis heute die baltische Küste im nördlichen Europa.
 

Diadem mit kleinen Perlen aus Bein, Elfenbein, Glaspaste und Bernstein sowie mit Skarabäus-Anhängern. In Aliano/Basilikata im Grab einer Frau der italischen Oberschicht gefunden, 7. Jahrhundert v. Chr. Der Bernstein wurde von der Ostsee importiert, das Elfenbein aus Afrika und die Skarabäen aus Ägypten - ein Hinweis auf die erstaunlich weitgespannten Handelsbeziehungen

 

Weder Gold, noch Zinn noch Halbedelsteine, nicht einmal Gewürze faszinierten auch in vorgeschichtlicher Zeit Dichter und Mythenschöpfer so sehr wie dieses Jahrmillionen alte fossile Harz mit seinen vielfältigen Erscheinungsformen. Faszination und Neugierde hat es allerdings nicht nur wegen seiner Optik schon immer geweckt, sondern auch wegen seiner Eigenschaften.
   Die einzigartige Lichtdurchlässigkeit, die durch Reiben erzeugte elektrostatische Wirkung, der harzige Duft beim Verbrennen, die sich warm anfühlende Oberfläche - das alles führte bereits in der Vorgeschichte dazu, dem Bernstein magische und abwehrende Kräfte zuzuschreiben.
 

Das Kölner Bernsteinschiff, 2./3. Jahrhundert n. Chr. Die Kleinskulptur ist als Muschel aus Bernstein gestaltet. Auf der Vorderseite ist in die Muschelform ein Schiff mit Segel eingearbeitet. Drei Amoretten (Begleiter der Venus, der Göttin der Liebe) sind die Bootsmannschaft: einer bläst die Doppelflöte, der zweite hält einen Trinkbecher und schlägt den Takt, der dritte spielt die Kithara (Zitter). Die Skulptur wurde in Köln in einem Grab an der Luxemburger Straße gefunden.

Mythen und Legenden

 

Wie kaum ein anderer Schmuckstein ist der Bernstein von Mythen umrankt. Als „Tränen der Heliaden" (Töchter des Sonnengottes) beschreibt der Dichter Ovid in den ‚Metamorphosen' seine Entstehung und niemand kann über ihn sprechen, ohne gleichzeitig an das weltberühmte Bernsteinzimmer, rekonstruiert von russischen Spezialisten, im Katharinenpalast zu denken.
   Das Römisch-Germanische Museum präsentiert fast 200 Kleinkunstwerke, darunter vollständige Schmuck-Ensembles aus 17 Gräbern der italischen Oberschicht in der Basilikata. Sie erlauben Einblicke in die Bestattungsriten und die sozialen Strukturen, geben Zeugnis von der Fantasie und der großen Geschicklichkeit der Bernsteinschnitzer und führen ein in die Geschichte dieser wenig bekannten Region.

Franziska Bradel

 

Die Ausstellung ist bis zum 24. April 2011 zu sehen.
Römisch-Germanisches Museum
Roncalliplatz 4
50667 Köln
Telefon 0221-221/2 44 38
und 0221-221/2 45 90

Öffnungszeiten
DI - SO 10 -17 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 - 22 Uhr

 

 

Abbildungen Römisch-Germanisches Museum, Köln