Archiv 2010: aus "Kunst erleben in der Ausstellung"
Die Kunst von Christo und Jeanne-Claude aus der Sammlung Würth
„Wrapped!“ Verhüllung
Klein geht nicht, galt es, wenn das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude sich einem Verhüllungs-Projekt widmete. Legendär ist ihre Aktion mit der Verhüllung des Berliner Reichstages.
SIE WAREN ein außergewöhnliches Künstlerpaar, dass sich mit Vehemenz und Überzeugung für seine Kunst im öffentlichen Raum einsetzte. Stets war ihre Kunst nur temporär, manchmal nur wenige Wochen, zu sehen und zu erleben. Sie verfremdete Landschaften, Bauten und Objekte, die dadurch eine völlig neue Ästhetik und Bedeutung erlangten und begeisterte die Menschen, denn immer zog ihre Kunst die Massen an.
Die Projekte, mit denen Christo und Jeanne-Claude bekannt wurden, haben immer wieder gezeigt: aus einer Vision, deren Realisierung scheinbar unmöglich erscheint, wird Wirklichkeit. Immer wieder stießen sie mit ihren kühnen Plänen auf große Skepsis und Vorbehalte. Doch beirren ließ sich das Paar nicht, sondern hielt an seiner Vision fest und forderten die Zweifler heraus, mehr als das augenscheinlich Machbare zu denken. Und selbst die größten Gegner der Mammutprojekte mussten denn zugeben, dass etwas Einmaliges geschaffen wurde.
Christo begann seine künstlerische Laufbahn als Maler, bevor er zu seiner unnachahmlichen Kunst gelangte. Zunächst in Form verpackter Alltagsobjekte steigerten sich seine Arbeiten zu jenen atemberaubenden Projekten, bei denen ganze Landschaften oder Bauwerke verwandelt wurden. Stets ging das Duo ihr Vorhaben gemeinsam an. Christo sorgte für die künstlerische Planung, Skizzen und Collagen, Jeanne-Claude für die Koordination und Umsetzung der Mammutprojekte. Dabei vergingen zwischen Planung und Realisierung häufig Jahre bis Jahrzehnte. Immer wieder kam es zu Verzögerungen, bedingt durch Einwände von Regierungen, Umweltschützern, Projektgegnern oder Anwohnern. „Ohne Widerstand gibt es keinen Christo-Effekt", schreibt Werner Spies. So begannen die Planungen zu ihrer wohl bekanntesten Aktion in Deutschland, der Verhüllung des Berliner Reichstags, bereits 1971, zur Ausführung gelangte das Projekt aber erst 1995.
- Lebensweg und Schicksal -
Christo Wladimirow Javacheff und Jeanne-Claude Denat de Guillebon wurden beide am 13. Juni 1935 geboren, er in Bulgarien, sie in Marokko. Christo studierte Kunst in Sofia und Wien, Jeanne-Claude Philosophie und Latein in Tunis. Beide lernten sich 1958 in Paris kennen und wurden ein Paar. Von diesem Zeitpunkt an verschrieben sie sich ihren gemeinsamen, unvergleichlichen Kunstprojekten, mit denen sie weltberühmt wurden. 1964 zog das Paar nach New York City. Jeanne-Claude verstarb unerwartet am 13. November 2009. Das Paar hatte sich vor Jahren das Versprechen gegeben, Projekte nach dem Tod eines Partners weiterzuführen. Die Welt darf gespannt sein. Es gibt noch die Projekte „The Mastaba“ und „Over the River“.
bra
► Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt im Gedenken an Jeanne-Claude, die Ende letzten Jahres verstarb, und zu Ehren des außergewöhnlichen Duos eine umfangreiche Ausstellung mit Skizzen, Collagen, Zeichnungen, Fotografien und Objekten zu ihren größten und spektakulärsten Projekten. Ergänzt wird die Präsentation durch Fotografien von Wolfgang Volz, der die Kunstaktionen über die Jahrzehnte begleitete und dokumentierte.
Die Ausstellung ist bis zum 26. September 2010 zu sehen.
Max Ernst Museum Brühl des LVR
Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl
Tel. 02234 / 9921-555
Öffnungszeiten
DI - SO 11 - 18 Uhr
1. DO im Monat: 11 - 21 Uhr
Parallel zu dieser Ausstellung zeigt auch die Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, die Werkschau "Christo und Jeanne-Claude in der Sammlung Würth" bis 19. September 2010.