rheinische ART
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rheinische ART 11/2019

Archiv 2019

PIONIER DES COMIC
Der unbekannte Busch


Max und Moritz, bunte Bubenstreiche zum Amüsement und zur Erbauung, wer kennt sie nicht. Ihr Schöpfer, Wilhelm Busch, zählt wohl zu den bekanntesten Zeichnern im deutschen Kunstkanon. Hatte der frühe Comic-Künstler tatsächlich noch weniger bekannte Seiten?

 

Wilhelm Busch Blaue Sommerlandschaft, 1890/95 © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst

 

Dieser Frage geht gerade das Museum Schloss Moyland nach. In der Tat, der Meister aus dem niedersächsischen Flecken Wiedensahl im Landkreis Schaumburg war nicht nur ein genialer Humorist, Dichter und Zeichner lehrreicher Bildsequenzen und -geschichten, wie etwa in Max und Moritz „ricke-racke, ricke-racke, geht die Mühle mit Geknacke ...".

     Er malte auch in Öl und dies vorzugsweise in Kleinformat. Darüber hinaus war er ein Verehrer der niederländisch-flämischen Kunst und ihrer Hauptvertreter. Und: Der eingefleischte Junggeselle pflegte lange eine platonische Freundschaft – oder gar Liebe? – zu der zehn Jahre jüngeren niederländischen Frauenrechtlerin und Schriftstellerin namens Anna Maria („Marie“) Anderson aus Den Haag.
     Erfahren kann der Interessierte dies und vieles mehr in der Moyland-Ausstellung „Herzenssache – Wilhelm Busch malt“.

 

Wilhelm Busch Wiedensahler Pfarrhausküche mit Tongeschirr, um 1870 © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst

 


Der vielbegabte Wilhelm Busch (1832–1908) schuf mehr oder weniger im Verborgenen ein malerisches und zeichnerisches Oeuvre, das es zu entdecken gilt, wie es im Museum Moyland heißt.

     Von Selbstzweifeln geplagt, hielt Busch seine Malereien aber zu Lebzeiten unter Verschluss. Er unternahm drei eher kurze und vergebliche Anläufe zu einem Studium der Kunst, an den Akademien in Düsseldorf, Antwerpen und München. Jedoch war eine konsequente Ausbildung zum Maler an diesen verschulten Akademien nicht seine Sache, sondern vielmehr das – vorsichtig ausgedrückt – Selbststudium.

 

Wilhelm Busch Selbstbildnis in holländischer Tracht, um 1870 © Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst

 

Hier waren die Natur sowie holländische und flämische Maler des 17. Jahrhunderts seine Lehrmeister. In Antwerpen sah er 1852 erstmals Gemälde jener Kunstgrößen, die ihn zutiefst beeindruckten. Er erinnerte sich später: „In dieser kunstberühmten Stadt sah ich zum ersten Male die Werke alter Meister: Rubens, Brouwer, Teniers, Frans Hals. Ihre göttliche Leichtigkeit der Darstellung malerischer Einfälle, verbunden mit stofflich juwelenhaftem Reiz; […] diese Farbenmusik [...] haben für immer meine Liebe und Bewunderung gewonnen […]“ (Wilhelm Busch, 1886).

 

Busch widmete sich als scharfer Beobachter Szenen und Typen des dörflichen Alltags, ländlichen Interieurs, Kinderdarstellungen und Porträts. Oft zeichnete und malte er in seinem Heimatort Wiedensahl nach der Natur.

     Er entdeckte für sich die kleinformatige Ölskizze, die er lebenslang nahezu ausschließlich pflegte. Eines seiner Hauptsujets wurden expressive Landschaften, die bevorzugt Bäume, Waldränder, bewegte, oft dramatische Wetterstimmungen zeigen. Seine späten zwischen 1891 und 1895 entstandenen, skizzenhaften Landschaften weisen mit ihren dynamischen Pinselstrichen und kühnen Farbkontrasten bereits den Weg hin zur Moderne.


Die Ausstellung im Schloss Moyland wird im Rahmen des Benelux-Jahres 2019 gezeigt. Belgien, die Niederlande und Luxemburg teilen sich mit Nordrhein-Westfalen einen gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum im Herzen Europas. Die enge Freund- und Partnerschaft sowie das nunmehr seit zehn Jahren bestehende Kooperationsabkommen zwischen NRW und der Benelux-Union waren Anlass, um das Jahr 2019 zum ersten Beneluxjahr in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen auszurufen.

     Die Arbeiten von Wilhelm Busch, so heißt es anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, verdeutlichen in besonderem Maße die kulturgeschichtliche Verbundenheit der niederrheinischen Grenzregion mit seinen Nachbarn im Benelux-Raum.
bra

 

Die Ausstellung „HERZENSSACHE. Wilhelm Busch malt“ wird bis zum 24. Februar 2020 gezeigt.
Stiftung Museum Schloss Moyland
Am Schloss 4
47551 Bedburg-Hau
Tel. 02824 / 95100
Öffnungszeiten

DI-FR 11 – 18 Uhr
SA, SO 10 – 18 Uhr