Archiv 2022
DEUTSCHES PLAKAT-MUSEUM
„We Want You!“
Kunst und Kommunikation: Wer kennt ihn nicht, den weißen, alten Mann mit Ziegenbart und Zylinder in den Nationalfarben der USA: Uncle Sam, eines der US-amerikanischen Nationalsymbole schlechthin. Sein Zeigefinger war eindeutig: Join the Army now!
Oliviero Toscani United Colors of Benetton (Donna che allatta) Italien, 1989–1990 Offsetdruck, 30 x 42 cm Oliviero Toscani / VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Bildquelle © Museum Folkwang 2022 |
Das Rekrutierungsplakat aus dem Ersten Weltkrieg mit der enorm wirksamen Figur stammte von dem amerikanischen Zeichner und Illustrator James Montgomery Flagg, der für Werbe- und Kinoplakate bekannt war. Ob er für den Uncle Sam seine eigene Physiognomie als Vorbild nahm, ist oft kolportiert aber nie bewiesen worden.
James Montgomery Flagg I want you for U.S. Army, USA, 1917 Farblithografie, 102,0 x 75,0 cm. Bildquelle © Museum Folkwang 2022
Charles Paul Wilp Afri-Cola sexy-mini-super-flower-pop-op-cola- (alles ist in Afri-Cola...") (Blumenkind) Deutschland (BRD), Düsseldorf, 1968 Offsetdruck, 84,2 x 59,3 cm Copyright © Ingrid Freifrau von Droste zu Hülshoff Wilp. Bildquelle © Museum Folkwang 2022
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Ihr Titel We Want You nutzt den Werbeslogan des papiernen Aufrufs: „I Want You!“ – und spiegelt die Historie von der simplen „wilden Plakatierung“ bis in seine heutigen modernen und digitalen Erscheinungen.
Ein kurzweiliger Rundumschlag in einem kreativen Metier, das einem mehr oder weniger täglich begegnet. Vor allem ist es aber ein kultur- und medienhistorischer Einblick in die Welt der Werbung, mit Protagonisten wie unter anderen Lucian Bernhard, Isolde Baumgart, Hans Hillmann, Alfons Maria Mucha, Henri de Toulouse-Lautrec (mehr) und Charles Paul Wilp (mehr).
Im Vordergrund der Schau stehen, wie es in Essen heißt, neben der stilistischen Entwicklung des Plakats die unterschiedlichen Präsentationsformen. Dafür hat das renommierte Haus zehn Ausstellungsräume reserviert, in denen der umfassende Querschnitt zelebriert wird.
Anschlagszettel, Karikaturen, Illustrationen bilden als Vorläufer des Plakates den Beginn der gezielten grafischen Konsumwerbung bereits im 18. Jahrhundert. Ein Jahrhundert später kommen auch Fotografien hinzu. Mit Hilfe von zeittypischen Werbeträgern wie zum Beispiel Litfaßsäulen (mehr) oder Videostelen wird die Geschichte des Plakats auch im Hinblick auf die Art seiner Verbreitung erzählt.
Zeitgenössische Werbung. Cityscreen Hagen Cityscreen Hagen Ströer © Oliver Zitza. Bildquelle © Museum Folkwang 2022 |
Henri de Toulouse-Lautrec Ambassadeurs Aristide Bruant dans son Cabaret, Frankreich, Paris, 1892 Farblithografie, 152,4 x 99,3 cm. Bildquelle © Museum Folkwang 2022
Anonym Marshall-Plan Deutschland (BRD),1950 Offsetdruck, 71 x 51 cm, Museum Folkwang, Bildquelle © Museum Folkwang 2022
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Die besondere Beziehung zwischen Plakaten und ihrer Wahrnehmung im öffentlichen Raum ist also ein weiterer thematischer Schwerpunkt und wurde bisher nach Ansicht der Kuratoren nur selten museal aufgearbeitet.
Das Hauptaugenmerk der Schau liegt auf einzelnen Hochphasen des Plakats, wie etwa in den Jahren zwischen 1896 und 1914. Vor allem war es die Zwischenkriegszeit mit dem Art-Deco der Zwanziger- und Dreißigerjahre, in der eine Professionalisierung der Werbeindustrie zu beobachten war und die Plakatkultur – schwankend zwischen Kunst und Kommerz – einzigartige ästhetische Arbeiten hervorbrachte (mehr).
Sie war mit Namen wie Leonetto Cappiello, Walter Schnackenberg, Hermann Kosel und Jan Tschichold verbunden.
Gesammelt wurden diese oft an Kunstwerke erinnernden Plakate eher selten, nur weitsichtige Zeitgenossen konnten sich für die „Affichomanie“ begeistern und legten sich die dekorativen Illustrationen in häusliche Schubladen, bevor sie an Litfaßsäulen und Hauswänden klebten und vom Wetter gebeutelt verschwanden. Sie sind heute gesuchte Raritäten.
Neue Möglichkeiten der Integration von Plakaten im Stadtmobiliar sowie Out-Of-Home-Werbeflächen sorgen ab den 1950er-Jahren für neue Erscheinungsformen.
Die nächste große Wandlung im Werbewesen vollzieht sich schließlich mit der zunehmenden Digitalisierung und Einführung des kommerziellen Internets in den 1990er-Jahren und ist heute Teil des Alltags.
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► Seit 2008 ist das 1974 gegründete Deutsche Plakat Museum eine eigenständige Abteilung des Museum Folkwang. Die Zusammenführung der Museen schloss – ganz im Sinne von Folkwang -Gründer Karl Ernst Osthaus (1874–1921) – eine Lücke, die die Breite der Bestände und Präsentation unterschiedlicher Gestaltungsformen deutlich erweiterte. Osthaus besaß bereits 1909 in seinem Museum in Hagen ein Konvolut von Plakaten der besten Gestalter Deutschlands.
Die Ausstellung "We Want You! Von den Anfängen des Plakats bis heute" wird bis zum 28. August 2022 gezeigt.
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel. 0201 / 8845 160
Öffnungszeiten
DI, MI, SA, SO 10 - 18 Uhr
DO, FR 10 - 20 Uhr