Archiv 2016
KURZ NOTIERT
► Wassily Kandinsky Bei seinen Lebensstationen spielte das Rheinland keine Rolle. Moskau, München, Murnau, danach das legendäre Dessau mit dem Bauhaus und schließlich der Lebensabend als Emigrant in Neuilly bei Paris – Wassily Kandinsky (1866 - 1944), dessen 150. Geburtstag sich am 16. Dezember 2016 jährte, hat dennoch Spuren ganz eigener Art im Rheinland hinterlassen.
Der Parfüm-Flacon von Wassily Kandinsky, entwickelt 1912 für das Unternehmen Farina in Köln. Foto © Farina1709/Duftmuseum
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Der russische Teehändlersohn, der als einer der Väter der abstrakten Kunst in die Geschichte eingegangen ist, entwarf 1912 für die älteste Parfümmanufaktur der Welt, das Kölner Unternehmen Farina gegenüber dem Jülichsplatz (mehr), einen Parfüm-Flacon. Da gab es die bahnbrechende Designerschule des Bauhauses (mehr) noch nicht, sie wurde erst zehn Jahre später gegründet. Dennoch lassen Form und Ausdruck des Farina-Flacons erahnen, was den studierten Juristen und Ethnologen aus Moskau, der erst mit gut dreißig Jahren zur Kunst fand, bereits zu dem Zeitpunkt umtrieb.
Erstaunlich ist nicht so sehr die Tatsache, dass der Expressionist Kandinsky hier als Designer auftrat. Vielmehr lässt in wirtschaftshistorischer Betrachtung aufhorchen, dass mit Johann Maria Farina ein höchst traditionsreicher Produzent, nämlich der des originalen „Eau de Cologne“ und schon damals weltweit sein „Kölnisches Wasser“ vertreibend, mit den bedeutenden Künstlern des beginnenden 20. Jahrhunderts zusammen arbeitete. Heute nennt man das Kreativwirtschaft.
Kandinsky hatte seinen Flacon-Entwurf für das Familienunternehmen, das 2009 sein 300jähriges Bestehen zelebrierte, mit anderen Künstlern seines Umfeldes, darunter Mitglieder der Künstlervereinigung Der Blaue Reiter (mehr) wie die Avantgarde-Maler August Macke aus Bonn und Franz Marc, eingereicht. Impulse für Farinas Aufforderung, eine Duftflasche zu entwerfen, könnten aus einer Exposition im Kölner Gereonsklub stammen, einer bis 1913 existierenden avantgardistischen Künstlervereinigung in der Domstadt. Diese hatte 1912 als einer der ersten Kunstklubs die Wanderausstellung „Die Erste Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter“ präsentiert. Sowohl für die Ausstellung als auch den gleichnamigen Almanach zeichnete Kandinsky als Mitbegründer. cpw