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rheinische ART 05/2018

Archiv 2018

WALLRAFS ERBE

„…zu ewigen Tagen“


Als der Theologe, Universitätsdirektor und Sammler Ferdinand Franz Wallraf am 18. März 1824 starb, erbte seine Geburtsstadt Köln einen ungeheuren Kunstbesitz.

 

Stefan Lochner Weltgericht, um 1435, Eichenholz, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln

 

Egidius Mengelberg Bildnis Ferdinand Franz Wallraf, 1824, Ö l auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln 

 

Nicolas Salm Bildnis des Wallraf inmitten seiner Sammlung, Kreide, WallrafRichartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln

 

Ebenso weitsichtig wie heimattreu hatte Wallraf sechs Jahre zuvor per Testament verfügt: „Zur Erbin meines sämtlichen Nachlasses […] setze ich die Stadt und die Gemeinde Köln ein, meine Vaterstadt.“

     Mit der Unterzeichnung des Nachlassdokuments am 9. Mai 1818 äußerte Wallraf seinen Willen, dass seine umfangreiche und vielfältige Sammlung „zu ewigen Tagen“ in seiner Heimatstadt „zum Nutzen der Kunst und Wissenschaft“ verbleibe.


Wallrafs Entscheidung war bahnbrechend und sollte die kulturelle Infrastruktur und die Kunstszene der Rheinmetropole entscheidend prägen. In Erinnerung an diese generöse Handlung vor 200 Jahren widmet das Wallraf-Richartz-Museum seinem Namensgeber in Kooperation mit der Universität zu Köln und dem Kölnischen Stadtmuseum derzeit eine große Sonderschau mit dem Titel „Wallrafs Erbe – Ein Bürger rettet Köln".

 

Ein Rückblick auf die Historie des ältesten Kölner Museums macht deutlich, um welch kolossalen Vorgang es sich damals eigentlich handelte. Schon kurz nach Wallrafs Tod suchte die Stadt nämlich nach Möglichkeiten, das Kunsterbe sachgerecht zu präsentieren. Aber das dauerte! Und zwar viele Jahre.

     Es war der Kunstsammler und Schriftsteller Matthias Joseph de Noël (1782–1849), der die Verhandlungen um das Erbe mit dem Rat der Stadt führte. Erst nach drei Jahren gelang es ihm – inzwischen zum ersten Konservator der Sammlung ernannt –, eine Unterbringung im ehemaligen Quartier der Kölner Erzbischöfe in der Trankgasse einzurichten: Das „Wallrafianum“ war gleichwohl nichts anderes als ein temporäres Provisorium.

 

Jacob Hinden Ansicht des Wallraf-Richartz-Museums und Umgebung, um 1861, Aquarell, Kölnisches Stadtmuseum, Foto: RBA Köln 

 

Es folgten Jahre kontroverser Diskussionen um einen Museumsneubau. Mehrere namhafte Architekten reichten Pläne ein, darunter Jakob Ignaz Hittorff (mehr), Sulpiz Boisserée und Ernst Friedrich Zwirner (mehr). Aber Köln fehlte das Geld. Erst 1854, also dreißig Jahre nach Wallrafs Tod, und mittlerweile unter der Regie des Konservators Johann Anton Ramboux (1790–1866), trat ein neuer Mäzen und Kunstfreund mit Kölner Wurzeln auf den Plan: der Kaufmann Johann Heinrich Richartz (1795–1861).

     Der fast Sechzigjährige stiftete 100.000 Taler zum Bau des Museums, worauf der Rat der Stadt einwilligte, das Kunsthaus zu errichten. Das Museum für den Wallraf-Nachlass entstand nach Plänen des Kölner Architekten Josef Felten (1799–1880) auf dem Gelände des ehemaligen Minoritenklosters. Es war der erste Museumsbau des Rheinlandes.

     Sieben Jahre später, am 1. Juli 1861, wurde das Gebäude feierlich eröffnet. Der Mäzen selbst erlebt den denkwürdigen Tag nicht mehr. Richartz starb kurz vor der Eröffnung. Das Gedenken an ihn wird im Namen des Museums jedoch lebendig gehalten.

 

Stundenbuch eines Malteser-Ritters, 1520–1552, Historisches Archiv der Stadt Köln, Foto: RBA Köln

 

Albrecht Dürer Pfeiffer und Trommler, um 1505, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln

 

In der aktuellen Sonderschau zeigt das Haus seine breite Ausrichtung: vom versteinerten Vogelnest über historische Münzen, Schmuck und Ritterrüstungen bis hin zu kostbaren Handschriften, Zeichnungen und Gemälden von Lochner, Dürer und Rubens sind rund 300 Exponate aus der ehemals 40.000 Objekte umfassenden Wallraf-Sammlung zu sehen.

     Die Schau präsentiert nicht nur Leben und Werk des einzigen Kölner Erzbürgers, sondern würdigt auch dessen Leistung für die Domstadt im Allgemeinen und ihr kulturelles Leben im Speziellen.

     Die Ausstellung beleuchtet den Namensgeber aus politischer wie kulturpolitischer Perspektive, um eine Neubewertung seiner Person zu erreichen. Ohne seinen leidenschaftlichen Einsatz in bewegten Zeiten unter französischer und später preußischer Herrschaft würde die vielfältige Kölner Museumslandschaft heute so nicht existieren, betonen die Kuratoren.


Damit Ferdinand Franz Wallraf in all seinen Facetten dargestellt werden kann, beteiligen sich an der Schau alle Institutionen, die mit seiner ursprünglichen Sammlung verbunden sind. Zu den „Wallraf-Erben“ gehören die Universitäts- und Stadtbibliothek, das Historisches Archiv der Stadt Köln, Geomuseum, Römisch-Germanisches Museum, Museum Schnütgen und das Museum für Angewandte Kunst (MAKK). Nur dank der Kooperation dieser „Erben“ konnte eine bespiellose Vielzahl und Vielfalt von Exponaten für die Ausstellung zusammengetragen werden.
rART


Die Sonderschau mit dem Titel „Wallrafs Erbe – Ein Bürger rettet Köln“ wird bis zum 8. Juli 2018 gezeigt.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten 40 (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 211 19
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr
1.& 3. DO bis 10 – 22 Uhr

 

 

 

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