Kultur und Wirtschaft
Von armen und reichen Städten
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Schere zwischen finanziell schwachen und starken Kommunen im Land zwischen Rhein und Weser weiter auseinander geht. Für viele hochverschuldete Städte gibt es keine Chance, ihr kulturelles Angebot für die Bürger zu sichern oder gar auszuweiten. Eher ist eine „Kultur des Sparens“ gefragt
Der jetzt herausgekommene „Kommunale Finanz- und Schuldenreport Nordrhein-Westfalen“, eine Bestandsaufnahme der Gütersloher Bertelsmann Stiftung, attestiert Düsseldorf eine Spitzenstellung im Land. Gleich viermal hat die Stadt zur Freude der ansässigen Unternehmen seit 2001 die Gewerbesteuer senken können und damit gleichzeitig Signale für Neuansiedlungen gegeben. Zahlreiche Unternehmen sind seither in diverse neue Gewerbegebiete eingezogen und profitieren von den finanziellen Geschenken. Die Folge: Düsseldorf ist nicht nur eine vermögende und schuldenfreie Kommune, sondern auch eine der wenigen deutschen Großstädte, deren Bevölkerung - wenn auch langsam - wächst und sich gar verjüngt.
Rund 60 Städte gelten besonders von der Wirtschaftskrise getroffen. Im Umfeld der Landeshauptstadt Düsseldorf sind es vor allem die Ruhrgebietsstädte und zahlreiche Kommunen im Bergischen Land. Namentlich nennt die Studie Städte wie Essen, Bochum und Duisburg, Moers und Oberhausen; ferner Hagen, Siegburg und das bergische Nümbrecht, deren Haushalte entweder als hochbelastet oder gar als in einer dramatischen Schieflage befindlich definiert werden. Tendenziell gehe die Schere „zwischen armen und reichen Kommunen … weiter auseinander“, heißt es im Report. Zahlreiche Kommunen können die unheilige Allianz von sinkenden Steuereinnahmen und steigenden Sozialausgaben nicht sprengen, können ihre Ausgaben nicht durch Einnahmen abdecken, trotz Gebührenerhöhungen, Ausgabenkürzungen und schmerzlicher Einstellung wichtiger kommunaler Einrichtungen wie beispielsweise Schwimmbäder und Freizeiteinrichtungen. Das kulturelle Angebot steht zur Disposition und das ist traurig genug, denn die wirklich großen Befreiungsschläge finanzieller Art sind damit bekanntlich nicht zu erreichen.
Ruhr 2010-
Fotos Martinetz ©rheinische-art.de |