Archiv 2011: aus "Kunst erleben"
Thomas Struth in der Ausstellung Foto rArt |
Thomas Struth, der Fotograf, der namhaft für die deutsche Fotografie steht und in einem Atemzug mit seinen ehemaligen Kommilitonen und heutigen Fotokünstlern Andreas Gursky und Thomas Ruff genannt wird, zeigt seine Arbeiten derzeit an prominentem Orte: Im K 20 der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf.
FOTOKUNST
Eine reine Fotografieausstellung zu realisieren, erscheint heute fast gewagt. Musste die Fotografie noch vor wenigen Jahrzehnten darum kämpfen, als eigenständiges Medium im Kunstbetrieb anerkannt zu werden, gibt es heute bereits Prognosen die besagen, dass die Fotografie sich angesichts der stattfindenden Bilderflut neu werde erfinden müssen.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung ist die Fotografie im 21. Jahrhundert angekommen. Die technischen Möglichkeiten eines August Sander zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder auch des großen Bernd Becher in der Nachkriegszeit waren dagegen beschränkt. Beide Fotografen zählen jedoch heute zu den ganz Großen. Die Portraits von Sander haben Geschichte geschrieben und Becher hat es unnachahmlich verstanden, über das Sujet und vermutlich auch über die radikale (Aus-)wahl nur die Allerbesten seiner Arbeiten für gut genug zu befinden und zu präsentieren. Das Publikum dankt es durch anhaltende Besucherströme in die Schauen und die Kunstkritiker zollen ihnen Anerkennung durch die Intonierung immer neuer Loblieder.
Der Künstler Gerhard Richter versteht es, ein Portraitfoto aussehen zu lassen wie ein Gemälde (mehr) und die fotorealistisch arbeitenden Maler schaffen es, ihren Gemälden den Anschein von Fotografien zu geben (mehr). Wie auch immer: wahre Kunst zeigt Wirkung und die ist entscheidend.
Das großformatige Paradise 09 (Xi Shuang Banna) Provinz Yunnan, China, 1999 © Thomas Struth |
Im K 20 wird nun erstmalig in Europa ein repräsentativer Überblick über das Gesamtwerk Struths gegeben. Ohne in einen Stilpluralismus zu verfallen sind die Arbeiten nicht chronologisch geordnet sondern nach Werkgruppen unterteilt. Als Hommage an die Landeshauptstadt können die frühen Werke der Serie Düsseldorfer „Straßen“ betrachtet werden. Die kleinformatigen, blockweise gehängten Schwarz/Weiß- Fotografien sind gemeinsam mit einer breiten Auswahl der Dschungel-Bilder, den „Paradises“, in der Grabbehalle ausgestellt. Struths Familienportraits, seine jüngeren Arbeiten mit der Darstellung technischer Objekte und die bemerkenswerten Museumsaufnahmen sind in der neuen Kleehalle zu schauen.
Im Museum: Art Institute of Chicago 2, 1990, 138 x 175 cm (Bild), 180 x 215 cm (Rahmen), © Thomas Struth |
Bei dieser Bildserie stehen die Museumsbesucher als Betrachter von Kunst im Mittelpunkt des Interesses. Menschengruppen oder einzelne Personen verharren vor Kunstwerken, schauen Kunst in der Höhe oder an den Wänden. Ihr Minenspiel oder ihre Gestik verraten viel über den Moment ihrer Wahrnehmung von Kunst. Dass Struth sich bei diesen Bildfolgen der Werke namhaftester Meister wie Albrecht Dürer oder Diego Velázquez bediente und indirekt natürlich auch von der Aura dieser weltberühmten Werke profitiert, sei ihm angesichts des authentischen Einfangens solch stiller, manchmal berührender oder spannender Momente beim Publikum nachgesehen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung ist bis zum 19. Juni 2011 zu sehen.
K 20
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 / 83 81-204
Öffnungszeiten
DI - FR 10 – 18 Uhr
SA + SO 11 – 18 Uhr
Jeden 1. MI im Monat bis 22 Uhr
Fotos: 2 © Kunstsammlung NRW, 1 © rArt
©rheinische-art.de