rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 05/2013

ARCHIV 2013
Von Kartoffeln bis Sonnenblumen


Vincent is back


 

Vincent van Gogh,

Peasant woman gleaning (Bäuerin bei der

Nachlese), gemalt Juli-August 1885

 

Vincent? Da kann es nur einen geben. Mit einer zweiteiligen Ausstellung über den großen niederländischen Maler der Moderne, Vincent van Gogh, feiert das Kröller-Müller Museum in Otterlo bei Arnheim seine abgeschlossenen Umbauarbeiten. Das Haus im Naturpark „Hoge Veluwe“, einzigartig in seiner Kombination von Natur, Kultur und Architektur, besitzt nach dem van Gogh-Museum in Amsterdam die weltweit zweitgrößte Kollektion des Malers.


Dass „Vincent zurück ist“ und seine Bilder an bewährten Plätzen des Museums wieder zu bewundert sind, freut viele Kunstinteressierte. Immerhin sind über 90 Gemälde und rund 180 Zeichnungen von van Gogh (1853-1890) dort versammelt. Die Kuratoren nutzen die optische Neuausrichtung des Museum gleich reichlich, nämlich bis September 2013, um das spektakuläre künstlerische Oeuvre des Jahrhundertmalers, der nicht mehr als zehn Jahre tatsächlich kreativ tätig war, anhand zweier Arbeitsphasen aufzuzeigen.


Holländische Periode - Heimaterde


Mit der ersten Ausstellung Geboortegrond (Heimaterde) wird der Akzent auf die 1881 - 1886 dauernde Schaffenszeit van Goghs in den Niederlanden gelegt. Es sind prägende Jahre in heimatlichen Gefilden, in denen sich der Maler bäuerlichem Leben und ländlichen Motiven zuwendet, in denen die Arbeiten eher einfach und düster erscheinen. Vincent van Gogh fertigt Zeichnungen und Gemälde in dunklem, erdigem Duktus, mit Motiven, die er in den Regionen Drenthe und Brabant findet.

 

Vincent van Gogh, The potato eaters (Die Kartoffelesser), gemalt April-Mai 1885

 

Wegen der hohen Lichtempfindlichkeit sind zahlreiche dieser Zeichnungen bislang nur selten gezeigt worden. „Heimaterde“ gipfelt in dem, was in der Kunstwelt allgemein als erstes großes van Gogh-Meisterwerk festgeschrieben ist, die 1885 entstandene erste Version von „Die Kartoffelesser“. In einem Brief an seinen Bruder Theo schreibt van Gogh im April des Jahres über das Ölbild und seine Intention: „Ich habe gewollt, dass es an eine ganz andere Lebensweise gemahnt als die unsere, die der Gebildeten. Ich möchte denn auch …nicht, dass jeder es gleich schön oder gut fände.“ Gezeigt werden daneben auch kleinere Arbeiten dieser Periode, wie etwa die postimpressionistische "Bäuerin mit weißer Haube" von 1885 und diverse Studien in schwarzer Kreide.

 

Vincent van Gogh, Four sunflowers gone to seed (Vier Sonnenblumen), gemalt  August - Oktober 1887

 


Französische Periode - Land des Lichts


Ab dem 7. April folgt dann die zweite Schau mit dem Titel Land van het licht (Land des Lichts), die sich mit van Goghs Jahren in Südfrankreich (1886-1890) befasst. Das Museum zeigt hier, wie der Maler zu seinem eigenen Stil kam und mit viel Farbe und expressiver Pinselführung einzigartige Werke der Moderne schuf.

 

Vincent van Gogh, Terrace of a café at night (Place du Forum), gemalt circa 16. Sept. 1888

 

In "Land des Lichts" bezaubert die unglaubliche Vielfalt an Farbe und die Energie, die in diesen späteren Werken van Goghs hervortritt. Große Teile der Sammlung aus beiden Perioden werden ganzjährig im Museum zu sehen sein, einschließlich der späteren Meisterwerke wie etwa die "Caféterrasse bei Abend" (1888) aus der impressionistischen Arles-Zeit und eine Reihe von Porträts, darunter das van Gogh-Selbstbildnis mit blauer Krawatte von 1887 oder das "Porträt von Joseph Roulin“ (1889).

   Die Werke van Goghs haben in der Sammlung des Kröller-Müller Museums stets eine besondere Rolle eingenommen. Dies lenkt den Blick auf die deutschstämmige Sammlerin und Kunstkennerin Helene Müller (1869-1939), die mit ihren frühen van Gogh-Ankäufen den Grundstein für das Museum legte.
Die aus Essen-Horst stammende Industriellentochter hatte 1888 den niederländischen Geschäftsmann Anton Kröller (1862-1941) geheiratet. Helene Kröller-Müller trug eine umfangreiche Kunstsammlung mit Werken des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zusammen. Ab 1908, mit 39 Jahren, begann sie systematisch, Werke van Goghs zu sammeln, dessen künstlerische Ausdrucksstärke sie schätzte.

 

Vincent van Gogh, Selbstportrait, gemalt April - Juni 1887

 

Helene Kröller-Müller und Anton Kröller

 

   Zu den ersten Erwerbungen gehörten ein Bild aus den Serien „Sonnenblumen“, „Die Säer“ und „Stillleben mit Flasche und Zitrone“. Die von Helene Kröller-Müller aufgekauften Kunstwerke fanden zu jener Zeit kaum Anerkennung, es waren Werke gegen den Mainstream. Besonders Vincent van Gogh war bekanntlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur einem kleinen Kreis von Kunstkennern ein Begriff. Es ist heute unstrittig, dass die Sammlung seiner Gemälde und Zeichnungen durch Helene Kröller-Müller und ihr Museum wesentlich zur Anerkennung seiner Arbeit beigetragen haben. Der wichtigste Kaufberater der Sammlerin bei den Werkauswahlen und einflussreicher Impulsgeber der Kollektion war bis 1922 der Kunstkenner, Kunsthistoriker und Hochschullehrer Henricus Petrus Bremmer. Der ehemalige Lehrer von Helene Kröller-Müller spielte eine herausragende Rolle bei der breiten Vermarktung zeitgenössischer Kunst und Künstler jener Jahrzehnte.
   Bis Anfang der 1930er Jahre war die Sammlung des Ehepaares Kröller-Müller auf rund 5.000 Exponate angewachsen. Sie wurde partiell in einem kleinen Privatmuseum der Familie in Den Haag gezeigt. Mit der Schenkung der bereits weltberühmten Kunstsammlung an den niederländischen Staat 1935 ging gleichzeitig der Bau eines neuen Museumsgebäudes einher. Es wurde auf dem ehemaligen Privatbesitz der Kröller-Müllers im dem Heide-, Park- und Waldgebiet „Hoge Veluwe“ bei Arnheim gebaut und 1938 eingeweiht. Architekt des Hauptgebäudes war der belgisch-flämische Designer und Baumeister Henry van de Velde.


Dem Museum ist ein weitläufiger Skulpturenpark angegliedert, der einen Überblick der Entwicklung der Bildhauerei vom Ende des 19. Jahrhundert bis heute erlaubt. Gezeigt werden unter anderen Arbeiten von Auguste Rodin, Henry Moore, Barbara Hepworth, Jean Dubuffet, Aristide Maillol, Claes Oldenburg, Ulrich Rückriem und Mark di Suvero.

Klaus M. Martinetz


Als zweiteilige Ausstellung "Vincent is back" sind zu sehen:

Teil 1 Geboortegrond (Heimaterde) bis zum 01.04.2013
Teil 2 Land van het licht (Land des Lichts) vom 07.04. bis 22.09.2013

Kröller-Müller Museum
Eingang Houtkampweg 6
6731 AW Otterlo / NL
Tel.: 0031(0) 318 59 1241

Öffnungszeiten:
DI - SO 10 – 17 Uhr

 

 

 

©Fotos (6) Kröller-Müller-Museum, Otterlo

 

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr