rheinische ART
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rheinische ART 11/2012

 

ARCHIV 2012

Hommage an Paul Wember

 

Vibrierende Bilder -


Lärmende Skulpturen

 

Paul Wember (li), Jean Tinguely (re), Museum Haus Lange, Krefeld, 1960, Foto vermutlich Hermann Ege
 

 

Krefeld, die Samt- und Seidenstadt am Niederrhein, wahrt ihren Nimbus als Ort expressiver Kunstausstellungen. Auch wenn die Kommune in den letzten Jahren weniger großartig im Reigen der maßgeblichen Kunstschauen mitspielte – schon traditionell fanden und finden hier ästhetische und innovative Reize ihren kulturellen Niederschlag. Die städtische Kunstsammlung zeugt von Vielfalt und Qualität. Die beiden Häuser Lange und Esters, von dem Architekten der Moderne Mies van der Rohe als Wohnhäuser gebaut, rücken noch heute als charismatische Ausstellungsorte immer wieder in den Blickpunkt der internationalen Künstleravantgarde. Namhafte Kreative erlebten hier ihren Durchbruch und für manchen gilt: „Von hier aus.“


NUN erinnert die Stadt an einen der ganz großen Ausstellungsmacher der Nachkriegszeit: Paul Wember (1913 – 1987). Als Direktor der Kunstmuseen Krefeld prägte er fast drei Jahrzehnte lang - von 1947 bis 1975 - und mit viel Gespür für ungewöhnliche Gegenwartskunst das Kunstgeschehen nicht nur der Stadt, sondern der Region, maßgeblich. Wember zeigte gegen erhebliche Widerstände avantgardistische Künstler wie Alexander Calder, Jean Tinguely und Yves Klein. Er war damit ein Pionier wie die Künstler selbst, denn in jenen Jahren war noch kaum ein deutsches Museum an der internationalen Avantgarde interessiert.

 

Einfallsreichtum und Experimentierfreude

 

Blick in die Ausstellung

 

Die aktuelle Ausstellung im Haus Esters „Vibrierende Bilder Lärmende Skulpturen 1958-1963“ mit ungewöhnlichen Objekten kinetischer Kunst ist Paul Wember gewidmet, denn über die Jahre hinweg erwarb er aus den Ausstellungen heraus wichtige Werke für die städtische Sammlung. Damit legte er den Grundstock für eine der umfangreichsten und differenziertesten Sammlungen der Kunst nach 1945. So entstand um 1960 auch ein Sammlungsschwerpunkt von besonderer Vielfalt und Qualität: Die Kinetik.
 

Ausstellung Multiplizierte Kunstwerke (…) der Edition MAT, Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 1960
Paul Wember, J.R. Soto, Heinz Mack (v.l.n.r.)
Foto: Lengwenings

 


Erlebnis Kunst: Yaacov Agam (*1928 Rischon LeZion, Palästina), Tableau tactile sonore, 1963, Blechkapseln, Spiralfedern, Sperrholz, Lackfarbe
Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 1969
Fotograf unbekannt

 

Ausstellung Multiplizierte Kunstwerke (…) der Edition MAT, Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 1960, Werk: Bruno Munari, Struttura continua, 1958/60, Aluminium, Maße variabel (Edition)
Foto: Lengwenings

    Wember erkannte frühzeitig, dass zahlreiche neue künstlerische Experimente stattfanden, um die Kunst sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenen Sinne in Bewegung zu bringen. Bilder und Skulpturen öffnen sich nun in den Raum und dringen in alle Bereiche der Wahrnehmung vor. Die neue Künstlergeneration verwendet ungewöhnliche Materialien, erzeugt optische oder mechanische Bewegung und bezieht auch Licht und Klang mit ein. Die Kunstwerke selbst verändern sich ununterbrochen und bieten sogar dem Betrachter die Möglichkeit, in diesen Prozess einzugreifen. Zeit und Zufall werden mit einbezogen und sichtbar gemacht. Es entstehen Lichtreliefs, Vibrationsbilder, Rasterbilder, Klangskulpturen und verschiedenste Formen interaktiver Kunstwerke.

 

Kunstwerke, die sich bewegen oder bewegen lassen

 

Im Haus Esters sind 44 Objekte von 22 Künstlern zu sehen, unter anderen von Yaakov Agam, Pol Bury, Hermann Goepfert, Heinz Mack, Frank Malina, Bruno Munari, Dieter Roth, Jesus Raphael Soto, Jean Tinguely, Victor Vasarely und Günther Uecker.
    Zudem spiegelt die Präsentation die Ausstellungen Wembers zur kinetischen Kunst jener Jahre wider. Darunter die Edition MAT Paris (Kaiser Wilhelm Museum 1960) sowie die Schauen von Jean Tinguely (Haus Lange 1960), von Jesus Raphael Soto (Haus Lange 1963) und von ZERO mit Mack, Piene und Uecker (Haus Lange 1963).
   Ergänzt wird die Schau durch eine ausgewählte Foto-Dokumentation über die Arbeit von Paul Wember. Es handelt sich um ca. 80 zum Teil unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Archiv. Viele Fotos entstanden während des Aufbaus ortsspezifischer Ausstellungen in Haus Lange oder wurden während der Eröffnungen aufgenommen und zeigen zahlreiche bekannte Künstler und andere wichtige Persönlichkeiten der damaligen Kunstszene.
Franziska Bradel

 

Die Ausstellung „Vibrierende Bilder Lärmende Skulpturen 1958 – 1963“ ist bis zum 7. April 2013 zu sehen.
Museum Haus Esters
Wilhelmshofallee 97
47800 Krefeld
Öffnungszeiten
DI - SO 11 – 17 Uhr

 

Anlässlich seines 100. Geburtstages wird im Februar 2013 eine Publikation über Paul Wember erscheinen. Sie enthält unter anderem eine Chronologie der Ausstellungen, ausgewählte Quellentexte und Beiträge von Sylvia Martin, Sabine Röder und Bernward Wember.

 

 


© Fotos: Kunstmuseen Krefeld

 

 

 

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