Archiv 2017
TOBIAS PILS
Malerei als Sprachersatz
Mit einem Vokabular einfacher, flächiger Formen gelingt dem österreichischen Maler ein eigener Ton. In Europa und den USA findet der Künstler zunehmend Anerkennung.
Blick in die Ausstellung Tobias Pils. Untitled (Room) & Marfa Paintings, 2016 © Tobias Pils, Foto Jorit Aust. Albers Museum Quadrat Bottrop |
Erstmals in Deutschland wird Tobias Pils (*1971 Linz) in einer institutionellen Schau gezeigt: im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop.
Das Haus stellt Pils mit zwei Werkgruppen vor, die im Herbst 2016 entstanden sind. Es handelt sich um einen Raum mit 20 Tafeln, der für die Art Basel konzipiert wurde und um eine Gruppe von zwölf Bildern, die vor der Landschaft in Südwest Texas entstanden. Dort hatte sich der in Wien lebende Künstler in Marfa als „Artist in Residence“ der Chinati Foundation aufgehalten. So titelt denn auch die Albers-Ausstellung „Untitled (Room) & Marfa Paintings“.
Tobias Pils Marfa (five), 2016 Mixed Media auf Leinwand © Tobias Pils, Foto: Jorit Aust. Albers Museum Quadrat Bottrop |
Kunst-Oase Wer mit Marfa auf Anhieb nichts anfangen kann: Gezeigt werden Werke, die Pils in der westtexanischen Künstlerkolonie Marfa schuf.
Der knapp 2000 Einwohner zählende Ort ist ein ebenso berühmtes wie auch ein wenig verrufenes „Wüstenkaff“, rund eine Autostunden nördlich der Mexikogrenze. Gerne als bohèmehafter Szenetreff charakterisiert, gilt er als Fluchtpunkt für Kreative jeglicher Couleur aus L.A. oder N.Y..
Der legendäre Allround-Künstler Donald Judd (1928-1994) hatte Marfa ab den Siebzigern durch sukzessiven Ankauf und geschickte Vermarktung zu einem Kunstimperium in der Halbwüste ausgebaut.
Tobias Pils Marfa (two), 2016, Mixed Media auf Leinwand, © Tobias Pils, Foto: Jorit Aust. Albers Museum Quadrat Bottrop
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Farbreduktion Tobias Pils´ Gemälde seien, wie das Museum erklärt, wie wenig andere Positionen überraschend und eigenständig. Seine Leinwände, die sich farblich reduziert in der Regel im Bereich von Grau, Weiß und Schwarz bewegen, zeigen eine nicht leicht zu beschreibende Wirklichkeit.
Ihre Formen lassen Anklänge an Alltagsgegenstände oder die menschliche Figur erkennen, und zugleich weichen sie solchen Festlegungen aus und erscheinen als autonome Gebilde, die nur den Gesetzen der Kunst, einer rein visuellen Gewichtung folgen.
Gerade diese Zwischenstellung mache nach Ansicht des Museums diese Kunst besonders interessant und herausfordernd.
Für Pils selbst sei das Malen wie ein „Sprachersatz“, wie er einmal betonte. Und dieser Sprachersatz ist auch formal überschaubar: Flächen, Schleifen, Spiralen, wacklige Linien und unregelmäßige Formen, hie und da ein bunter Tupfer, eine wie verloren wirkende Schliere. Rundum: das Moderne-Repertoire großer Klassiker wird in seiner Bildsprache lebendig.
Dabei gehe es Pils, wie es heißt, „... nicht um die Abbildung von Tatsachen der empirischen Welt, vielmehr zeigen die oft großformatigen Leinwände einen genuin malerischen Prozess: die Bildphänomene gehören ganz der Sphäre künstlerischer Form an.“ Die Eigenständigkeit der sinnlichen Erscheinung sei unbestreitbar.
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► Die Ausstellung wird in der Modernen Galerie und mit einigen Beispielen auch im Josef Albers Museum gezeigt, um die Verbindung zur Albers-Sammlung herzustellen.
► Noch einmal zu Marfa. Das Städtchen auf der sonnendurchfluteten heißen Hochfläche wurde 1883 als Wasserstation für die Union Pacific Eisenbahn gegründet. Namensgeber ist die alias Frauenfigur Marfa Petrowna Panin in Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“. Jahre bevor Donald Judd die bescheidene Cowboy-Einöde zu einem Art-Dorado umfunktionierte, war sie Drehort für das Filmepos „Giganten“ mit Liz Taylor und James Dean.
Die Ausstellung „Untitled (Room) & Marfa Paintings“ läuft bis zum 3. September 2017.
Josef Albers Museum. Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
Tel 02041 – 29716
Öffnungszeiten
DI-SA 11-17 Uhr
SO 10-17 Uhr