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Archiv 2010 aus: Architektur
AufTritt NRW - Theater in und für Nordrhein-Westfalen
Kulturbau Theater
Das Theatermuseum in Düsseldorf widmet sich mit beispielhaften Bilddokumentationen 27 Theaterhäusern des Landes und greift dabei weit in die Geschichte zurück.
Stadttheater Düsseldorf, 1901, Foto: Stadt Düsseldorf |
Nicht die Stücke, Schauspieler oder Regisseure stehen im Fokus, sondern die Gebäude und ihre Architektur. Es lohnt sich, hinzuschauen, denn das Land NRW hat mit rund 130 Theaterinstitutionen und ca. 770 Theatergruppen eine sehr lebendige Theaterszene. In der derzeit vorherrschenden Diskussion um Krise und Sparprogramme steht die Existenz der Häuser in Hagen, Moers, Oberhausen, Remscheid und Wuppertal zur Disposition.
ALS Kulturbauten standen und stehen Theater und ihre Architektur im Mittelpunkt eines breiten öffentlichen Interesses. Oft sind sie Wirklichkeit gewordene innovative Bauideen ihrer Zeit und strahlen mit ihrem Image weit über die kommunalen Grenzen hinaus. Die Bedeutung der Kultur für eine Kommune manifestiert sich häufig in ihren Mauern. Die jüngsten Geschehnisse in der Stadt Köln rund um den umstrittenen Riephahn-Bau Schauspielhaus sind ein Beispiel dafür, dass die Identifikation mit der Theaterarchitektur in der Bevölkerung sehr hoch sein kann.
Die Frage, ob es Sinn macht, einen solchen Kulturort neu zu definieren, indem man bei bestehenden Gebäuden den heute gefragten Anforderungen hinsichtlich Technik, Sicherheit und Größe versucht, durch Umbau zu genügen, oder Häuser gegebenenfalls ganz neu entwickelt und damit ein bedeutendes bauliches Statement des Zeitgeistes schafft, wird eben sehr unterschiedlich beantwortet.
Tatsache ist, dass ein Bauwerk immer ein Abbild der Zeit ist, in der es entstand. Da mögen die Architekten noch so willig wie überzeugt zukunftweisend bauen. Irgendwann sind die Zeitzeichen andere und Änderungen oder Neues notwendig.
Theater einst ...
Im frühen 19. Jahrhundert lagen die architektonischen Wurzeln der Theater in Aachen und Detmold. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche Theaterbauten, in denen durch eine sich ändernde Gesellschaftsordnung das Bürgertum den Adel in seinen kulturellen Bedürfnissen ablöst. 1892 wird in Essen das berühmte "Grillo-Theater" eröffnet, das auch nach Umbauten bis heute den Namen seines bürgerlichen Bauherren trägt.
Von dem namhaften Architekten Bernhard Sehring, dem Planer des Bielefelder Stadttheaters von 1904 und des privaten Schauspielhauses Düsseldorf von 1905, existiert nur noch das Bielefelder Haus. Dieses konnte von 2004 bis 2006 erfolgreich restauriert werden und bleibt Zeugnis der Theaterarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Düsseldorfer Theaterbau an der Kasernenstraße wurde 1943 zerstört.
Radikal war der Eingriff in die Bausubstanz am Düsseldorfer Opernhaus, das bis 1925 Stadttheater war. 1954 riss man den historischen Zuschauertrakt des 1875 eröffneten Theaters ab. Das Erscheinungsbild des Zuschauerraumes war als unzulänglich empfunden worden.
Einen deutlichen Bruch mit der Vergangenheit spiegeln auch der Umbau des Vorgängerbaus 1953 in Bochum und der in zwei Zeitstufen 1952 und 1963 ebenfalls durch Gerhard Graubner realisierte Bau in Krefeld wider.
... und jetzt
In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre beginnt eine Phase national und international beachteter Theaterbauten in Nordrhein-Westfalen. Die Eröffnung des Großen Hauses der Städtischen Bühnen Münster 1956 wurde als "Donnerschlag in der Architektur" verstanden. Das Architektenteam von Hausen/Rave/Ruhnau schuf einen der phantasievollsten Nachkriegstheaterbauten. Ihre Zusammenarbeit bewährte sich ein zweites Mal 1959 in Gelsenkirchen. Einen nicht zu übersehenden städtebauliche Akzent setzte auch das Gebäude der Kölner Bühnen von Werner Riphahn 1957.
In den 1960er-Jahren entstanden die neuen Häuser in Bonn (1965), Dortmund (1966) und Wuppertal (Schauspielhaus 1966). Die beiden aufsehenerregendsten Theaterbauten der jüngeren Vergangenheit mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus 1970 und dem namhaften Essener Aalto-Theater 1988 erscheinen wie Skulpturen und setzen Akzente im innerstädtischen Stadtbild.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung ist bis zum 03. Oktober 2010 zu sehen.
Theatermuseum Düsseldorf
Jägerhofstrasse 1 40479 Düsseldorf Tel. 0211 / 89-96130 oder 89-94680 Öffnungszeiten
DI – SO 13.00 – 20.30 Uhr
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