Archiv 2015
THE BROAD MUSEUM IN L.A.
Ganz in Weiß
Da wächst ein kulturelles Kraftpaket heran. Los Angeles Downtown expandiert als Kunsthauptstadt. Dass jetzt eröffnete Museum "The Broad", ein Kulturtempel für Zeitgenössisches in der Innenstadt, stärkt den aufstrebenden Kunststandort an der US-Westküste. Es ist das vierte große Museum in Kaliforniens größter Stadt.
Bienenwabe oder löchriger Käse? Beton- und Glasfaserelemente der Außenfassade des Museums „The Broad“. Das Gebäude trägt den Namen des Gründerehepaars Eli und Edythe Broad. Foto © The Broad Museum/ Diller Scofidio + Renfro, New York 2015 |
Geht nun vieles in den Westen? Schließlich - und das ist nichts Neues - wandern Kunst und Künstler gerne. Vor allem wandern sie dorthin, wo schlichtweg die Kosten für Atelier, Wohnung und Präsentation bezahlbar sind und wo sich kunstaffines Publikum ballt.
Um ein Wahrzeichen reicher: die Grand Avenue in der Innenstadt von L.A. mit dem neuen Museum © The Broad Museum, Foto Iwan Baan 2015
Ausstellungsraum mit sogenannter "Schleierwand" © The Broad Museum, Foto Iwan Baan 2015
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Denkmal Nun gibt es für all die wunderbare „Contemporary Art“ des Paares ein eigenes Museum, wenn man so will eine Form von Familiendenkmal. Seit dem 20. September ist dieses eigene Kunsthaus für zeitgenössische Arbeiten aus der Kollektion der Eheleute für Besucher geöffnet. Es ist ein spektakulärer Bau, ähnlich einer großen Bienenwabe – so jedenfalls könnte man die Fassade des über 2.000 Exponate umfassenden Baukörpers interpretieren.
Der Eintritt war am Eröffnungstag frei, und noch bevor die Pforten des Museum aufgeschlossen wurden, registrierte das Management - wie es selbst mitteilte - Freikarten-Buchungen von fast 100.000 Kunstenthusiasten.
Das Privatmuseum des 82-jährigen Eli Broad, der sein Vermögen mit Immobilien und Versicherungen gemacht hat, ergänzt die Museumsszene der Stadt und macht die Grand Avenue, an der es liegt, geradezu zu einem Kultur-Boulevard. Los Angeles war natürlich bislang weder museums- noch kulturlos. Die Stadt hat bereits seit 1910 das Los Angeles County Museum of ART (LACMA). Seit 1953 residieren dort das J.P. Getty Museum und die Getty Foundation und vor dreißig Jahren eröffnete an der Grand Avenue das Museum of Contemporary Art (MoCA), entworfen vom japanischen Architekten Arata Isozaki.
Schon damals gab es Stimmen, die L.A. als „die“ neue amerikanische Kunstmetropole feierten. Jedenfalls sah der SPIEGEL im damals neuen MoCA eine „kostbare Perle inmitten der Wüste von Parkplätzen und glasverkleideten Hochhäusern“ und ein Anzeichen für einen Kulturfrühling.
Hörsaal "The Oculus Hall" © The Broad Museum, Foto Elizabeth Daniels 2015 |
Doch jetzt mit „The Broad“, gelegen in exquisiter Position unmittelbar neben der Walt Disney-Konzerthalle von Stararchitekt Frank Gehry (mehr), dem Music Center und vis-à-vis dem MoCA sowie weiterer Kultureinrichtungen, ist die Sache ziemlich rund. Downtown Los Angeles hat ohne Zweifel stark an Attraktivität gewonnen. Die New York Times sah im August 2014 gar eine Art „Kunstinvasion“ über die Pazifikstadt hereinbrechen, der den aufkeimenden Status als Kunsthauptstadt nach New York, London und Berlin belegen würde.
Foyer: Der ebenerdige und höhlenartige Raum mit Aufgängen und geschwungenen Wänden, ummantelt mit venezianischem Putz. Die Galerien befinden sich auf dem ersten und dritten Stock und sind über Rolltreppen erreichbar. © The Broad Museum, Foto Iwan Baan 2015
Ausstellungsraum © The Broad Museum / Diller Scofidio + Renfro, New York 2015
Exponat: Robert Therrien Under the Table (Unter dem Tisch), 1994. Holz, Metall, Emaille 297,2 x 792,5 x 548,6 cm, © Robert Therrien/ Artists Rights Society (ARS), New York, Foto © The Broad Museum 2015 |
The Broad An förderwilligen Mäzenen mangelt es in der Metropole und im Umland keinesfalls. Beispiel „The Broad“: Die Kosten dieses Neubaus werden mit rund 140 Millionen US-Dollar beziffert. Weitere 200 Millionen haben die kunstaffinen Broads, deren Privatvermögen auf sieben Milliarden US-Dollar geschätzt wird, für die Unterhaltung des Baus und das sachgerechte Handling der darin befindlichen Kunstschätze bereitgestellt.
Das Design des neuen Kunstpalastes, im Wesentlichen ein quadratischer Kubus ganz in Weiß, stammt von den Reißbrettern des New Yorker Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro. Einer Baumeister-Gruppe „…im Grenzbereich von Kunst und Architektur“, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) einmal anerkennend schrieb.
Auf zwei Etagen verteilt stehen 11.000 Quadratmeter für die Nutzung bereit, davon etwa 7.300 Quadratmeter für Ausstellungen. Besonders interessant das Innere: Eine Art Gewölbe oder Höhle erstreckt sich von der Lobby im Erdgeschoss aus in die Höhe und verbirgt raffiniert Verwaltungsbüros sowie Lager- und Stauräume. Der Besucher sieht außer der Kunst sonst nichts von all dem, was strukturell erforderlich ist, außer vielleicht lange Rolltreppen.
Und außen: Da umhüllen wie ein „Schleier“ 2.500 glasfaserverstärkte Betonelemente den Baukörper, lassen das Tageslicht eindringen ohne eine schädliche Überbelichtung der Kunstwerke zu provozieren. Markantes Baudetail ist eine große Öffnung an der vorderen Fassade, von manchen fast respektlos nur Loch genannt. Dieser „Okulus“, wie die Architekten es nennen, ist eine Art ovales Fenster und markiert die Lage eines Hörsaals auf der zweiten Etage.
Auftaktschau Und was gibt’s zu sehen? Als Einführung zeigen die Broads eine Auswahl von 250 ihrer Werke, natürlich mit zugkräftigen Namen. Vertreten sind unter anderen Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Roy Lichtenstein, Jean-Michel Basquiat, Cindy Sherman, Jeff Koons und die lokalen L.-A.-Stars Ed Ruscha und Barbara Kruger.
Künftig wird der Eintritt in das Broad-Schatzhaus bis auf Sonderausstellungen kostenlos sein. Das Museum, seine Sammlung und der freie Zugang zu den Exponaten sei sein Geschenk an die Menschen von Los Angeles, wird Mäzen Eli Broad zitiert.
K2M
The Broad
221 S Grand Ave.
Los Angeles CA 90012 USA
Tel +1 213-232-6200
Öffnungszeiten
DI, MI 11-17 Uhr
DO, FR 11-20 Uhr
SA 10-20 Uhr
SO 10-18 Uhr