rheinische ART
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rheinische ART 09/2011

Archiv 2011: aus "Kunst erleben"

Mit gleich zwei Ausstellungen nimmt die Langen Foundation in Neuss an den 150-Jahr-Feierlichkeiten der „Deutsch-Japanischen-Freundschaft“ teil. Das Haus fühlt sich seit jeher der Präsentation japanischer Kunst verpflichtet, da diese im Mittelpunkt der Kunstsammlung von Viktor und Marianne Langen steht.

 

 

Japanische Kunst – zeitgenössisch und

 

historisch

 

 

 

 

 

 

Mit der Doppelpräsentation gelingt dem Haus ein Brückenschlag vom Damals zum Heute. Die künstlerische Ästhetik des Landes der aufgehenden Sonne, die seit Jahrhunderten in so vielfältiger Weise auf die westliche Kultur nachhaltigen Einfluss ausübte, zeigt sich hier in historischen Bildrollen aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert genauso wie in der Gegenwartskunst des Takehito Koganezawa. Der Blick auf diese Kunst zeigt deutlich auf: das kulturelle Erbe – es wird nicht vom Zeitgeist überformt sondern bleibt durch zeitgemäße Interpretationen lebendig.

 

 

Particle Tickle von Takehito Koganezawa

 

Seine Augen fangen immer das ein, was sich bewegt, erzählt der in Berlin lebende Künstler. Für ihn ist Bewegung alles, weil alles immer in Bewegung ist. Seit seiner Kindheit interessiert er sich für das, was durch die Luft fliegt oder schwebt: Gegenständliches wie Flugzeuge, Insekten, Vögel oder Imaginäres wie Licht.

 

 

 

Installation: Ausschnitt aus Dust, 2010 von Takehito Koganezawa


In seiner imposanten Arbeit Dust, 2010 setzt Koganezawa acht Videobeamer ein, mit deren Hilfe er einen großen Ausstellungsraum mit acht Meter hohen Wänden komplett transformiert. Die groß angelegte Videoinstallation mit ihren sich dynamisch bewegenden bunten Farbpartikeln, die in den verschiedensten Richtungen und Rhythmen durch den Raum schwirren, besteht im Grunde nur aus einem ganz banalen Material: Staub. Die vor dem Licht eines Projektors abgefilmten Staubpartikel erzeugen einen abstrakten Film, in dem Teilchen unterschiedlicher Größe und Farbe in permanenter Bewegung durch den undefinierten Raum „schießen“. Doch von einer Banalität ist Koganezawa weit entfernt. Es geht ihm um das Schärfen der Sinne für die Wahrnehmung alltäglicher Dinge und des Augenblicks. "Vergiss das Gestern, denk nicht an später, schau, was jetzt ist", kommentiert er seine Werke.

 

Takehito Koganezawa im Gespräch mit der künstlerischen Leiterin der Langen Foundation und Kuratorin beider Ausstellungen Christiane Schneider. Im Hintergrund Zeichnungen des Künstlers

   In diesem Kontext ist auch sein weiteres Werk On a Cloudy Day You Can See Never, 2011 zu sehen. An dem, auf der Südseite des Hauses verlaufenden, lichtdurchfluteten Korridor hat Koganezawa Spiegelkugeln installiert. Angetrieben von kleinen solarenergie-betriebenen Motoren ist die Bewegung der Spiegelkugeln abhängig vom Lichteinfall: Der Korridor wird an sonnigen Tagen von fortwährend bewegten Reflektionen mittels der Spiegel durchflutet, während an bedeckten oder regnerischen Tagen die erstaunliche Wirkung der kleinen Glasteilchen in Bewegung ausbleibt. Mit dieser lichtsensiblen, „wetterabhängigen“ Arbeit stellt Koganezawa seine Arbeit in direkte Relation zur Natur – so wie auch der Architekt des Hauses, Tadao Ando, den Dialog mit ihr gesucht hatte.

 

Visual Stories – Japans Bilder erzählen

 

 

Sesshū Tōyō, Die zwei glücklichen Mönche Kanzan und Jittoku, Muromachi Zeit, Tusche auf Papier

© Sammlung Viktor und Marianne Langen

 

Die Ausstellung folgt den Spuren spezifisch japanischer Bildtradition. Sie widmet sich dem für die japanische Kultur kennzeichnenden Erzählen mit Bildern. Bei der Auswahl der Bilder wird keine durchgehende Traditionslinie eingehalten. Vielmehr werden zentrale Merkmale aufgezeigt, die Unterschieden wie Kontinuitäten innerhalb der Jahrhunderte nachgehen. Es darf durchaus verwundern, festzustellen, dass zahlreiche "moderne" Comic- und Monsterfiguren ihren Ursprung in jahrhundertealten Bildern haben.
   Die aus dem 13. Jahrhundert stammenden Hängerollen und die zum Teil bis zu 22 Meter langen Querrollen werden hier erstmals öffentlich in eigens dafür angefertigten Vitrinen gezeigt. Diese Präsentationsform ist ein Novum, denn nach traditioneller japanischer Auffassung dürfen von diesen jeweils nur kürzere Sequenzen, also Bild für Bild, aufgerollt präsentiert werden.

   In der Langen Foundation werden sie ausnahmsweise in ihrer ganzen Länge gezeigt und erzählen die auf ihr gemalte Geschichte – im Erlebnis vergleichbar dem Teppich von Bayeux - vom Anfang bis zum Ende mit einer eindringlichen Eleganz. Geboten wird ein einmaliges Seherlebnis, denn im Auge des Betrachters verwandeln sich die Bilder in eine Art Kopfkino der vergangenen Jahrhunderte.

 

 

Hanabusa Itchō (zugeschrieben), Neunzehn Szenen mit Kobolden (Detail), Farben auf Papier

© Sammlung Viktor und Marianne Langen

 

   Die filmische Seherfahrung ist auch in den Anime (mehr), den japanischen Zeichentrickfilmen erlebbar, die in der Ausstellung als Projektionen gezeigt werden. Auch die Erzählweise der Manga hat deutliche Bezüge zum Film. „Seit den 1990er Jahren kennt man das Wort Manga weltweit als Bezeichnung für japanische Comics, und gern erklärt man sich den außergewöhnlichen Entfaltungsgrad dieser zeitgenössischen Bildergeschichten mit Japans jahrhundertelanger Tradition erzählender Malerei“, so die Manga-Expertin Jacqueline Berndt (Kyoto), die auch im reich bebilderten Katalog zur Ausstellung schreibt.

Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

 

Langen Foundation
Raketenstation Hombroich I
41472 Neuss
Tel. 02182 / 5701-15

Öffnungszeiten
Täglich von 10 – 18 Uhr

 

Informationen über die Raketenstation Hombroich finden Sie hier mehr

 

 

 

©Fotos rheinische ART. (2), Langen Foundation (3)

 

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