rheinische ART
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rheinische ART 05/2015

Archiv 2015

SOUTO DE MOURA IN HOMBROICH

Star der reduzierten Moderne

 

Seine Bauweise ist „nicht offensichtlich, frivol oder pittoresk, sondern voller Intelligenz und Ernsthaftigkeit.“ So urteilte 2011 die Jury in Washington und verlieh dem portugiesischen Architekten die weltweit höchste Auszeichnung der Branche, den Pritzker-Preis.

 

Eduardo Souto de Moura Casa das Histórias Paula Règo Museum (Haus der Geschichten) 2009, Cascais, Portugal © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Eduardo Souto de Moura (*1952) gilt als einer der prominentesten und markantesten Vertreter der zeitgenössischen portugiesischen Architektur.

     Formensprache Sein besonderes Merkmal: er pflegt einen zurückhaltenden, sorgsamen, ja fast genügsamen Baustil. Ein Stil, der in der Gestaltungstradition der Escola do Porto steht und den Respekt vor regionalen Bautechiken mit einer reduzierten, die Moderne fortführenden Formensprache verbindet.

     Das erinnert an das Dessauer Bauhaus, an Mies van der Rohe (mehr) und seine Meinung zum Wesentlichen, die im knappen "Weniger ist mehr" gipfelte, aber auch an den Schweizer Minimalisten Peter Zumthor (mehr). Souto de Mouras Arbeit erfordere „eine intensive Auseinandersetzung, nicht nur einen flüchtigen Blick“, so hieß es fast auf den Monat genau vor vier Jahren bei der Pritzker-Preisverleihung. „Wie Poesie teilt sie sich jenen emotional mit, die sich die Zeit nehmen, zuzuhören.“

 

Eduardo Souto de Moura Convento das Bernardas, Conversion (Umgestaltung) des ehemaligen Klosters “Convento das Bernardas" in ein Apartmenthotel mit zwei großen Salzwasser-Swimmingpools, 2012, Tavira, Portugal © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Während andere Baumeister eine Globalisierung der architektonischen Ausdrucksformen proklamieren, hat Souto de Moura eine zeitgenössische Sprache mit einer starken örtlichen Bindung entwickelt. Seine Bauten sind herausragende Beispiele für die Entwicklung zeitgemäßer regionaler Bauformen. "Am Anfang ist man etwas radikal," so Souto de Moura, "was neu ist ist neu, was alt ist, ist alt." Man mag ihn fast gemächlich nennen, den in sich ruhenden Menschen, der wirkt wie seine Bauten: wesentlich. Dann sagt er weiter: "Mit der Zeit verliert sich das ein bisschen und wichtig ist das Leben und die Menschen."

 

Eduardo Souto de Moura Burgo Empreendimento (Büro- und Geschäftsgebäude Burgo), 2007, Porto, Portugal © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Gute Architektur Der geehrte und gefeierte Architekt hatte schon immer eine sehr eigene, wie wohl auch begründete Einstellung zu seinem Handwerk. Auf einer Konferenz 2004 formulierte er den mittlerweile vielfach zitierten Satz, der keine Umdeutung zulässt: „Es gibt keine ökologische Architektur, keine intelligente Architektur, keine nachhaltige Architektur - es gibt nur gute Architektur.“

     Jetzt ist der Portugiese mit einer Ausstellung im Siza-Pavillon auf der Raketenstation Neuss zu sehen. Die Schau reflektiert Souto de Mouras Karriere von 1980 bis heute anhand von Modellen, Plänen, Skizzen und Fotografien und liefert Hintergrundinformationen zu jenen Meisterwerken, die ihm international viel Reputation eintrugen.

 

Bei der Eröffnung der Ausstellung: Architekt Eduardo Souto de Moura und Kurator Nuno Graça Moura. Foto © rART

 

Bemerkenswert an der Ausstellung im Rheinland ist zum einen, dass sie zwar nicht die größte bisher gezeigte Werkschau des Architekten ist, „aber sie ist die beste“, wie der Meister selbst auf der Pressekonferenz befand. Zum anderen ist der Ort der Präsentation, der Siza-Pavillon der Stiftung Insel Hombroich, bezeichnend. Denn das Gebäude wurde von Álvaro Siza (mehr) entworfen und der heute 63-jährige Souto de Moura hatte in jungen Jahren im Büro Sizas in Porto gelernt. Später entwarfen sein Lehrmeister und er gemeinsam für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover den Portugal-Pavillon. Und nach Siza ist sein Schüler Eduardo Souto de Mouro der zweite Portugiese, der den renommierten 100.000 Dollar schweren Pritzker-Preis erhalten hatte und international zur Spitzengruppe der Baumeister gerechnet wird.

 

Eduardo Souto de Moura Estádio Municipal de Braga (Städtisches Stadion Braga) 2004, Braga, Portugal © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Projekte  Die wesentlichen Arbeitsmaterialien Souto de Mouras sind Zement, Stein, Kupfer und Holz. Er realisierte über 70 Projekte, die meisten davon finden sich in seiner Heimat. Doch auch in Deutschland, Spanien, Italien und der Schweiz baute Souto de Moura.

     Zu seinen bekanntesten Projekten zählt das 2004 eingeweihte Sportstadion Estádio Municipal de Braga. Wie in kaum einem anderen Projekt wird hier die Maxime des Baumeisters deutlich, der stets betont, dass Gebäude bescheiden ihre Funktion zu erfüllen hätten und sich ihrer Umgebung anpassen sollten. Die Sportstätte ist hoch über der nordportugiesischen Stadt Braga in einen Felsen gebaut, damit „…muskulös, monumental und sehr mit der gewaltigen Landschaft verbunden“ (Pritzker-Jury).

     Weitere bedeutende Arbeiten sind sein Burgo Tower in Porto, dass zu einem Apartmenthotel umgebaute Franziskanerkloster Convento das Bernardas in der südportugiesischen Küstenstadt Tavira und das Museum Casa das Histórias Paula Règo im Badeort Cascais westlich von Lissabon.

 

Eduardo Souto de Moura House in Serra da Arrábida, 2002, eine Gebirgsregion westlich von Setubal, Portugal © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Reste der alten Städtischen Markthalle in Braga mit Ausbau zu einer Tanzschule (2001) und eine Musikschule (2010) © E. Souto de Moura, Foto: Luís Ferreira Alves

 

Vita Eduardo Efisio Machado Souto de Moura wurde1952 in Porto geboren. Von 1974 bis 1979 arbeitet er mit Álvaro Siza zusammen. 1980 schloss er sein Architektur-Studium an der Escola Superior de Belas Artes (Universität Porto) ab, wo er noch bis 1990 als Assistent tätig war. Seit 1980 hat er in seiner Heimatstadt ein eigenes Architekturbüro.

     Weitere wichtige Werke von ihm sind: der umgebaute Stadtmarkt in Braga, die Casa das Artes (Kulturzentrum) in Porto, der Umbau des Klosters Santa Maria do Bouro in eine Pousada (Hotel), die Casa de Bon Jesus in Braga sowie die Casa del Cinema di Manoel de Oliveira für den berühmten Landsmann, den Filmregisseur und Drehbuchautor Manoel de Oliveira (1908-2015), der bis Anfang dieses Jahres der älteste Regisseur der Welt war und noch die Stummfilmzeiten des letzten Jahrhunderts aktiv erlebt hatte..

     Der Archtiekt Souto de Moura erhielt neben dem Pritzker-Preis zahlreiche weitere Auszeichnungen. Darunter den Preis der Fundaçao Antonio de Almeida 1980, den Preis der Fundaçao Antero de Quental 1984, die Auszeichnung Cecil de Arquitectura 1992 und den Pessoa Preis 1998. Im selben Jahr wurde er mit dem 1. Preis auf der spanisch-amerikanischen Biennale für die Kloster-Rekonstruktion Santa Maria do Bouro in Amares geehrt. Er ist Inhaber der goldenen Heinrich-Tessenow-Medaille (2001). 2012 wurde ihm der Wolf-Preis verliehen.

Claus P. Woitschützke

 

Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten und in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) realisiert.

 

Es wird ein umfangreicher Katalog vorgehalten.
Souto de Moura 1980 – 2015
Stiftung Insel Hombroich und Bund Deutscher Archtitekten (Hrsg.)
Deutsch/englisch
ISBN 978-3-9817303-0-2
35 Euro

 

Die Ausstellung „Souto de Moura 1980 – 2015“ ist bis zum 23. August 2015 zu sehen.

Siza Pavillon

Raketenstation Hombroich

41472 Neuss

Tel. 02182 / 887 4001

Öffnungszeiten

MI - SA 12 - 18 Uhr

 

 

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