Archiv 2021
GLASKASTEN MARL
Licht zum Finale
Das Skulpturenmuseum Glaskasten im Rathaus von Marl am Creiler Platz ist bald Geschichte. Mit einer Licht-Schau unter dem Titel BLACKOUT wird das Ende des bekannten Museumsstandortes in dem Béton brut-Ensemble gefeiert.
Museum mit besonderem Flair, auch zum Abschluss seiner Existenz am Creiler Platz. Les fleurs du mal (Die Blumen des Bösen) heißt es an der Fassade – eine Installation des Lichtkünstlers Mischa Kuball, der den Titel des Gedichtzyklus von Baudelaire mit dem Wortspiel Blumen für Marl verbindet. Foto © Mischa Kuball Bildquelle © Ruhr Kunst Museen 2021. |
Allerdings schließt das Museum nicht, sondern verändert seinen Standort. Nach den Planungen wird das Kunsthaus 2024 rund 500 Meter entfernt in einer bis dahin umgebauten Schule namens Marschall 66, zusammen mit der städtischen Bibliothek, ein neues Domizil beziehen. Die Abschiedsschau ist eine Installation des Düsseldorfer Künstlers Mischa Kuball.
Hintergrund der Verlagerung sind Neu-Orientierungen der Stadtverwaltung und Sanierungen der in die Jahre gekommenen Betongebäude, die ein in Deutschland einzigartiges Zeugnis einer einst wegweisenden Architektur repräsentieren (mehr).
Nachkriegsmoderne in reinster Form. Freitreppe zum Standesamt, Museum im Erdgeschoss, darüber Sitzungshalle. Foto © Stadt Marl
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Die architektonische Besonderheit des „Glaskastens“ liegt in seiner Geschichte, denn das 1982 gegründete Museum war nicht in den Plänen der Architekten vorgesehen, sondern wurde „erfindungsreich und lösungsorientiert neben der prägnanten Freitreppe und im Untergeschoss“ eingerichtet, wie es bei der Stadt Marl heißt.
Das Erdgeschoss, zuvor ein freier Platz unter den Ratssälen, wurde seinerzeit mit einer raumhohen Glaswand umschlossen. Die offene Stimmung bot dem Publikum die Chance, von allen Seiten in das Museum hineinzuschauen. Es war das markante Merkmal des Hauses und in der Dunkelheit durch attraktive Beleuchtung besonders eindrucksvoll.
Letztlich fand der Volksmund schnell den passenden Begriff: Glaskasten!
Schauhaus mit Rundum-Einblick. Exponate in der Ausstellung Erika Hock Female Fame, im März 2021, Außenansicht. Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf |
Die Parterreräume, durch den einheitlichen Waschbetonboden innen wie außen optisch verbunden, überzeugten stets durch einen ganz unverwechselbaren Charakter, und ihr Verlust ist es, der bei den Planungen und Diskussionen für den Umzug am meisten beklagt wurde.
Genau hier setzt das Konzept der Intervention mit weißem Licht von Kuball an: Das Besondere der Architektur, in der das Skulpturenmuseum 40 Jahre zu Hause war, soll noch einmal gefeiert und künstlerisch hervorgehoben werden. Einige ausgewählte Plastiken aus der Sammlung des Museums sind tagsüber in einem aus weißem Stoff eingefassten white cube zu sehen, in der Dunkelheit hingegen werfen sie von außen sichtbare Schatten. Für zwei Monate, so die Veranstalter, werde damit ein weithin sichtbares und langsam pulsierendes Lichtzeichen von beiden Rathaus-Türmen und aus dem Glaskasten in die Nacht strahlen.
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► Die ehemalige Schule am neuen Standort ist nach Entwürfen des Stadtplaners Günther Marschall (1913–1997) in den 1960er Jahren errichtet worden und mit seinen baulichen Anklängen an das Bauhaus „von besonderer architektonischer Qualität“, erklärt die Stadt. „Drei große Innenhöfe und die Verbindung zum angrenzenden Park führen die Tradition von möglichst großer Transparenz für die Präsentation von Skulptur weiter.“
► Der ZEIT-Museumsführer bezeichnete das Skulpturenmuseum Marl als „Ein Projekt der Demokratie“. Als einen Ort, „der wie kaum ein zweiter in Deutschland die Entwicklungslinien der modernen Plastik nachvollziehbar macht von der Avantgarde der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart in ihren raum- und vor allem stadtraumbildenden Bezügen.“
Die Licht-Installation BLACKOUT am Creiler Platz in Marl wird bis zum 9. Januar 2022 aktiv sein.
Skulpturenmuseum Marl
Creiler Platz 1
45768 Marl
Tel 02365 992257
Öffnungszeiten
DI – FR 11 – 17 Uhr
SA, SO 11 – 18 Uhr
Übergangsbau nach dem 9. Januar 2022: Georg-Herwegh-Straße