Der Künstler Ulrich Erben im Ausstellungsraum des Museum Kurhaus Kleve |
Archiv 2010: aus "Kunst erleben in der Ausstellung"
Ulrich Erben
Der Farben
stimmungs
sammler
Inmitten des sommerlich satten Grüns des Niederrheins lassen sich derzeit ungewöhnliche Wüstenbilder bewundern. Ulrich Erben zeigt seine neue Bildserie „SIRIA“ an prominentem Orte, dem Museum Kurhaus Kleve.
INSPIRIERT zu seinen Wüstenbildern hat den Künstler eine Reise 2007 durch die Libysche Wüste. Dort erfuhr er Eindrücke, die nach eigenen Worten: „ ... über die figürliche Wahrnehmung hinaus gingen ...“ und als „farbige Phänomene“ ihren Ausdruck in der Serie SIRIA finden.
Ulrich Erben, Siria (5), 2009
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Es sind die vorherrschenden erdigen Farbtöne und das Licht der Wüstenlandschaft, welche die großformatigen Bilder Erbens bestimmen. Die naturgegebene Macht und Kraft der lebensfeindlichen Erdregion finden ihre Entsprechung in einer die Bilder beherrschenden Farbharmonie.
Ulrich Erben fühlt sich ein in feinste, manchmal zarteste Abstufungen, denn auch die vermeintlich leblose Wüste verändert sich unmerklich: „Das geht so langsam, wie der kleine Zeiger der Uhr. Da sieht man auch nicht, dass er sich bewegt.“
Farbe erzeugt Stimmung
und Bewegung
Alles lassen diese so minimalistischen Bilder ahnen und alles sehen, wenn sich der Betrachter auf die außergewöhnliche Darstellungsform einlässt: Das gleißende Licht der Wüste, ihre endlose Weite und ihre geduckten, von Menschenhand errichteten Bauten, eine die Landschaft deckelnde flirrende Hitze oder die sirrende Unschärfe des Horizonts. Trotz der gewählten Abstraktion geht es dem Künstler durchaus konkret um die Wiedergabe einer gefühlten oder geschauten Realität. Er schafft dies mit Hilfe der Farben, die er virtuos in feinsten und unnachahmlichen Abstufungen aufträgt, und dadurch erzeugter Stimmungen.
Entscheidend ist die Farbe
Ulrich Erben widmete sich früh der Landschaftsmalerei. Mit den Jahren veränderte er die formalen Objekte seiner Bilder, was ihn zum Abstrakten, zur Reduktion und damit zwangsläufig zum Konkreten brachte. Während seiner Aufenthalte in Italien und den USA erfuhr er, das Farben viel entscheidender für den Charakter einer Landschaft sind als die topografischen Formen selbst. So fand er seinen ganz persönlichen Ausdruck für die Essenz seiner Betrachtungen und Wahrnehmungen in der Darstellung von Vierecken. Und weil ihm Quadrate etwas zu langweilig sind, malt er seit 1968 Rechtecke.
Der Niederrhein hat ihn zu dieser Reduzierung mit inspiriert. Die Häuser gehen hoch in die Vertikale und die flache Landschaft in die Horizontale, meint er, denn bei aller Abstraktion: Erben hat in seinen Bildern den Bezug zu real Gesehenem und Erlebtem nie aufgegeben.
Impressionen |
► Ulrich Erben über seine Arbeit:
„Die Phantasie nährt sich von dem, was ich sehe. Einfälle entstehen durch das Material, mit dem ich arbeite, auch durch das Format, durch die Fläche ...“
„Seitdem ich nicht mehr gegenständlich arbeite, benutze ich einfache geometrische Formen (...) Primär habe ich stets rechteckige genommen, weil das in sich geschlossene Quadrat mir zu langweilig ist. Je nachdem, ob ich ein Hoch- oder Querformat nutze, wird bereits eine andere Wirkung provoziert.“
„Ich käme nie auf die Idee, ein Bild mit einer einzigen Farbe zu machen. Es bedarf immer einer zweiten oder dritten, die dagegen steht. Setze ich gegen ein Braun ein Blaugrün, dann entstehen Abhängigkeiten, die meinen Arbeiten immanent sind, aber auch Gleichgewicht und Unruhe, was für die Gesamtwirkung ausschlaggebend ist.“
► Zur Person
Der Künstler lebt und arbeitet in Düsseldorf. 1968 erfuhr er internationale Aufmerksamkeit durch sein erstes weiß übermaltes Bild. Er erhielt viele Auszeichnungen, darunter 1974 den Kunstförderpreis des Landes NRW. 1977 nahm er an der documenta 6 teil.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung ist bis zum 24. Oktober 2010 zu sehen.
MUSEUM Kurhaus Kleve
Tiergartenstraße 41
47533 Kleve
Tel. 02821 / 75010
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 17 Uhr
Fotos ruwoi(6), Museum Kurhaus Kleve 1
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