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rheinische ART 10/2011

 

 

Archiv 2011: aus "Über die Grenze geschaut"

Selbstmord oder Unfall?

 

Neue These um Van Goghs Tod

 

 

 

Der niederländische Maler Vincent Van Gogh (1853-1890) ist immer wieder Schlagzeilen wert. Die Frage, ob er sein linkes Ohr selbst verstümmelte oder dies sein Malerfreund Paul Gauguin, mit dem ihn eine konfliktbeladene Beziehung verband, besorgte, hatte erst jüngst zu allerlei öffentlichen Streitereien in der Kunstszene geführt. Nun bezweifeln zwei renommierte Autoren den in der Fachwelt als gesichert geltenden Selbstmord des psychisch kranken Impressionisten.

 

NACHZULESEN ist die neue These in der jetzt erschienenen Biografie „Van Gogh. The Life“ der beiden US-amerikanischen Autoren Steven Naifeh und Gregory White Smith. Ihre Ansicht: Der Maler wurde wahrscheinlich von einem ihm bekannten 16-jährigen Bauernjungen am 27. Juli 1890 unbeabsichtigt angeschossen, als dieser mit einer Pistole spielte. Möglicherweise - so die Verfasser - waren noch andere Jugendliche an dieser Unfallsache beteiligt. Van Gogh starb 30 Stunden später in dem Dorf Auvers-sur-Oise nahe Paris. Bislang ist es allgemeingültige Lehrmeinung, dass sich van Gogh in einem ortsnahen Kornfeld selbst in die Brust geschossen hatte und der Verletzung schließlich erlag – er war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt. Eine Waffe wurde allerdings nie gefunden. Die Autoren stützen ihre Unfallthese auf eigene Recherchen, unter anderem auf protokollierte und überlieferte Äußerungen französischer Jugendlicher, das Fehlen eines Abschiedsbriefes und medizinische Aspekte wie etwa den für einen Selbstmord ungewöhnlichen Einschusswinkel.

 

Wenig Akzeptanz

 

Im Hort des genialen Malers und Zeichners, dem Amsterdamer Van Gogh-Museum, stoßen die Annahmen von Naifeh und Smith nicht auf Verständnis und schon gar nicht auf Akzeptanz. Der Kurator des Museums, Leon Jansen, erklärte, das Haus schlösse sich der publizierten Unfallthese nicht an, da zu viele Fragen noch unbeantwortet seien und die Fakten nicht ausreichten. Der Kunstexperte geht eher davon aus, dass sich die Buchautoren zu einseitig auf die auch der Fachwelt lange bekannten Äußerungen eines Jugendlichen verlassen und diese nur neu gedeutet hätten.

   Die Buchautoren haben eigenen Angaben zufolge zehn Jahren recherchiert und an der rund 1000 Seiten starken Biografie gearbeitet.1991 gewannen sie einen Pulitzer-Preis für eine Biografie des amerikanischen Malers Jackson Pollock. Sollten sich ihre Spekulationen als stichhaltig erweisen, wäre eine neue kunstgeschichtliche Deutung van Goghs erforderlich.

K2M

 

Literaturhinweis:
Steven Naifeh, Gregory White Smith
Van Gogh: The Life
Verlag Random House
ISBN 978-0375507489
(englische Ausgabe)

 

 

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