rheinische ART
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rheinische ART 06/2011

 

Archiv 2011: aus "Über die Grenze geschaut"

 

Polens zeitgenössische Kunstszene in Brüssel

 

Visionen und seltsame Träume

 

Ungewöhnlich, sehr speziell und gleichwohl hochinteressant ist die jetzt im Brüsseler Bozar-Kunstmuseum gezeigte Ausstellung „Die Macht der Fantasie“. Sie ist die umfassendste Präsentation polnischer Gegenwartskunst, die seit dem Ende des Kommunismus außerhalb des Landes gezeigt wird. Aufgewühltes, Unangepasstes und Revolutionäres darf erwartet werden, aber auch das Suchen und Finden neuer Wege in einer neuen Welt.

 

© Cezary Bodzianowski Luna, 2005 performance/video, photo by Monika Chojnicka. Courtesy of the Foksal Gallery Foundation, Warsaw and Galleria ZERO, Milan

 

 

© Andrzej Wróblewski Surrealist Execution VIII, oil on canvas, 1949. National Museum, Warsaw


 

DIE GEGENWÄRTIGE Kunst Polens ist in den zurückliegenden Jahren aufgrund ihres kulturellen Wandlungsprozesses, der mit den politischen Umbrüchen einherging, immer stärker auch international in Erscheinung getreten. Leitmotive der polnischen Maler und Bildhauer sind das Phantastische und Absurde, das Magische und Irrationale. Die Bozar-Ausstellung nimmt diese Tendenzen in den Fokus und zieht ihren Titel „Die Macht der Fantasie“ daraus.

 

 

© Wlodzimierz Pawlak - I won’t leave the World Alive - 1986, oil on canvas, Pakoska Collection

 

 

© Jakub Julian Ziólkowski The Great Battle Under the Table, 2006, oil on canvas, 190 x 165 cm Courtesy of the Zabludowicz Collection, London

Diktatur und Demokratie

 

Es sind die Kreativen einer Generation, die erst mit dem Sturz des Kommunismus 1989 und der Demokratisierung des Landes die Traumata einer geschundenen und unterdrückten Nation verarbeiten konnten. Überwiegend in den späten 1960er und 1970er Jahren geboren, durchlebten sie zwei Welten: Kindheit und Jugend in der kommunistischen Volksrepublik, beruflicher Aufstieg und Etablierung im demokratischen Polen.
   Ihre Bilder, Skulpturen und Installationen spiegeln daher zumeist die Spannungen wider, die Polen in den letzten Jahrzehnten zwischen Tradition und Aufbruch, politischem Umsturz und demokratischer Willensbildung, ökonomischem Chaos und boomhafter Prosperität durchlaufen hat und noch durchläuft. Und die Künstler, Seismografen der Volksseele, tun dies oft aus faszinierenden neuen Perspektiven.

 

Fantastische Formenvielfalt

 

Die in Brüssel gezeigte Kollektion beinhaltet Werke von über 30 aktuellen Künstlern, darunter Miroslaw Balka, Monika Sosnowska (mehr), Wilhelm Sasnal, Piotr Uklanski, Pawel Althamer und Robert Kusmiroski. Die Exponate werden vergleichend neben herausragenden und wegweisenden, klassischen Werken des 20. Jahrhunderts von Magdalena Abakanowicz, Tadeusz Kantor, Stanislaw Ignacy Witkiewicz und Bruno Schulz präsentiert.
   Ihr Nebeneinander verdeutlicht eindrucksvoll, wie tief in der polnischen Kunst das Fantastische und Irrationale verankert ist. Dabei ist die Formenvielfalt bemerkenswert: sie reicht von den neo-surrealistischen Malereien des Julian Ziólkowski bis zu den fieberhaft exzessiven Film-Fantasien von Katarzyna Kozyra.
   Die Ausstellung ist nicht chronologisch angelegt sondern in Kapiteln gegliedert. Schlüsselthemen sind unter anderem Absurdität im Alltag, Geschichte und Erinnerung, Heldenbilder, Wahnsinn und Absurdität, surreale Landschaften oder militante Fantasien.

K2M

Die Ausstellung ist Teil der polnischen Kulturaktivitäten, die im Rahmen der am 1. Juli 2011 beginnenden EU-Ratspräsidentschaft des Landes veranstaltet werden. Die Organisation erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Adam-Mickiewicz-Institut Warschau und dem Nationalmuseum Krakau.

 

 

Die Ausstellung „Die Macht der Fantasie“ (The Power of Fantasy) ist bis zum 18. September 2011 zu sehen.
Moderne und zeitgenössische polnische Kunst

BOZAR – Palast der Schönen Künste
Palais des Beaux-Arts Bruxelles
23 rue Ravenstein/ Ravensteinstraat 23
1000 Brüssel
Tel.: 0032 2 507 82 00

Öffnungszeiten:
DI, MI, FR, SA, SO : 10-18 Uhr
DO : 10-21 Uhr

 

© Fotos (4) BOZAR

©rheinische-art.de

 

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