ARCHIV 2012
Nostalgisch: Renato Casaros Kinowelt
Es war einmal in Amerika, 1984
|
Sein Arbeitsfeld waren die Film-Studios der Cinecittà bei Rom. Sein Metier die Plakatmalerei und Filmwerbung. Renato Casaro (*1935), der als letzter großer Film-Illustrator und Plakatmaler gilt und der im internationalen Film malerische Akzente setzte, ist jetzt mit einer sehenswerten Schau im Deutschen Plakat Museum in Essen vertreten. Ein nostalgischer Blick auf die plakativen Botschaften der Filmwelt früherer Jahrzehnte.
ES IST eine sehr spezielle Kunst, und ihre Meister laufen nicht selten Gefahr, ihren künstlerischen Anspruch dem kommerziellen Denken mächtiger Produzenten und Regisseure opfern zu müssen. Anders bei dem norditalienischen Maler und Illustrator Renato Casaro. Bereits Mitte der 1950er Jahre eröffnete der junge kreative Künstler in Rom ein eigenes Atelier für Plakatmalerei. Aufträge erhielt er vorwiegend aus dem boomenden Zentrum der europäischen Filmindustrie jener Jahre, der römischen Filmstadt (Cinecittà) an der Via Tuscolana im Süden der Metropole. Dort entstanden in den 1950er Jahren so einzigartige Filmwerke wie Frederico Fellinis „La dolce vita“ und Kolossalklassiker wie Mervyn LeRoys „Quo vadis?“ oder William Wylers „Ben Hur“. Seinen ersten Entwurf für ein cineastisches Plakat lieferte Casaro 1956 für den deutschen Heimatfilm „Zwei blaue Augen“, mit Marianne Koch und Claus Holm in den Hauptrollen.
Il tè nel deserto, 1990, The Sheltering Sky,
Lo chiamavano Trinità, 1969 |
Hyperrealismus
Renato Casaro gelang es, einen eigenen Stil zu etablieren; Bilder mit einer unverwechselbaren eigenen Handschrift zu schaffen. Sein Merkmal wurde der an Fotografien erinnernde extrem genaue und klare Hyperrealismus. Die von ihm erzeugte Farbbrillanz, räumliche Tiefe und ausdrucksstarke Lebendigkeit der Gemälde setzte Maßstäbe in der Welt der Kinoplakate. Den eigentlichen Durchbruch schaffte der hochtalentierte Maler 1964 mit seinem Plakatentwurf für den legendären Sergio Leone-Film „Für eine Handvoll Dollar“ mit Clint Eastwood in der Hauptrolle. Ein Jahr später wurde am Sunset Boulevard in Hollywood - erstaunlich genug - erstmals eine Großwerbefläche installiert: mit dem Plakat des Italieners Casaro für den italienisch-produzierten de Laurentiis-Film „Die Bibel“ (Regie John Huston). Es folgten Werbebilder für fast alle Filmstreifen der Kategorie „Italo-Western“, wovon vor allem die für den Terence Hill/Bud Spencer- Filmzyklus entworfenen Motive bis heute Kultstatus haben.
Skizze, Gemälde, Plakat
Die Essener Ausstellung „Gemalter Film“ hebt das Besondere an Renato Casaros Schaffen hervor: die sorgfältigen Ausführungen seiner Vorzeichnungen zu seinen Plakaten. Bei diesen „Vorzeichnungen“, so betont das Museum, handele es sich in der Regel um sorgsam ausgeführte Gemälde, die der Meister so anlegte, als wären sie eigenständige Werke. Die Ausstellung zeichnet darüber hinaus an Beispielen den Entstehungsprozess dieser Werbebilder von der Idee über die Skizzen und Gemälde bis hin zum Endergebnis Plakat nach. Zu sehen sind etwa 70 Plakate und Plakatentwürfe zu bestimmten Filmgenres, für die Casaro gearbeitet hat. Zu diesen thematisch-motivischen Gruppen gehören Monumentalfilme wie „Der letzte Kaiser“ (1989) und „Cotton Club“ (1984), Mafia-Sagas wie „Es war einmal in Amerika“ (1983) und Fantasy-Filme („Momo“, 1986).
Renato Casara erhielt mehr als ein Dutzend internationale Auszeichnungen, darunter 1989 die Goldmedaille für sein Lebenswerk durch das italienische Kulturministerium und 1992 den Jupiter-Filmpreis für das beste Filmplakat des Jahres, „Der mit dem Wolf tanzt“.
K2M
Die Ausstellung „Gemalter Film. Plakate von Renato Casaro“ wird bis zum 15. April 2012 gezeigt.
Deutsches Plakat Museum
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel. 0201- 8845 444
Fax 0201 – 889145 444
Öffnungszeiten:
DI – SO 10.00 – 20.00 Uhr
FR 10.00 – 24.00 Uhr
MO geschlossen
©rheinische-art.de