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rheinische ART 10/2011

Archiv 2011: aus "Berühmte Namen"

Der Sprachpionier und Lexikograf Konrad Duden

 

„Schlag im Duden nach!“

 

Konrad Duden (1829–1911) – der „Vater der deutschen Rechtschreibung“. Foto: © picture-alliance/AKG-Images

 

 
Das geflügelte Wort gilt seit Generationen – und zwar stets dann, wenn bei Zweifelsfällen der Rechtschreibung dem Schreiber über das korrekte Schriftdeutsch der Kopf zu zerbrechen droht. Zum 100. Todestag des Niederrheiners sehnt sich so mancher nach klaren und verbindlichen Regeln à la Duden, denn leider gilt nach diversen - zum Teil reformierten - Reformen: von einheitlicher deutscher Orthografie kann keine Rede sein. Dabei war alles einmal so klar – dudenmäßig eben!

 

 

Konrad Alexander Friedrich Duden (1829 - 1911), dessen Name so untrennbar mit der Normierung der Orthografie im deutschsprachigen Raum verbunden ist, wird am 3. Januar 1829 auf Gut Bossigt in der niederrheinischen Gemeinde Lackhausen, die heute zu Wesel gehört, geboren. Nach dem Abitur in Wesel studiert er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Geschichte, Germanistik und klassische Philologie. Allerdings nur vier Semester, dann zieht es den Verbindungsstudenten 1848 in die Welt hinaus. Er verdingt sich als Privatlehrer in Frankfurt am Main, danach in Italien, wo er seine spätere Frau, die Diplomatentochter Adeline Jakob, kennenlernt.

 

Pädagoge und Autor

 

Seine amtlich-pädagogische Laufbahn beginnt Duden 1854 im westfälischen Soest am Archigymnasium als Referendar, später wird er dort Gymnasiallehrer. Er unterrichtete als Altphilologe mit Latein und Altgriechisch vorwiegend diese klassischen Sprachen und rückt bis in die Position des „Inhabers der 1. Oberlehrerstelle“ (Prorektor) auf. 1869 wechselt Duden in die thüringische Kleinstadt Schleiz, wird am dortigen Rutheneum Schuldirektor und reformiert die Bildungseinrichtung maßgeblich. Er führt neue Stundentafeln ein, dabei legt er ein Schwergewicht auf die auch heute wieder geforderte naturwissenschaftliche Erziehung und scheute sich auch nicht vor rigorosen Eingriffen in den Fächerkanon; sein Modell wird ab 1882 in preußischen Gymnasien als Vorbild betrachtet.

   Wie weit seine Bildungsreformen reichen, mag auch dadurch unterstrichen werden, dass er den örtlichen beliebten „Allgemeinen Bildungsverein zu Schleiz“ gründet, der vielfach als Vorläufer des Volkshochschulwesens angesehen wird. In seine Schleizer Zeit fallen erste Arbeiten zur Vereinheitlichung der Orthografie. 1872 werden sie erstmals unter dem Titel "Zur deutschen Rechtschreibung" als Regelwerk und Wörterverzeichnis veröffentlicht. Die Publikation wird über die Grenzen hinaus als sogenannter "Schleizer Duden" bekannt.

   Dass sich Duden gerade in Schleiz so intensiv mit der Rechtschreibung beschäftigt, wird darauf zurück geführt, dass sich gerade dort die heillos zersplitterte deutsche Orthografie jener Zeit besonders krass widerspiegelt. Denn Schleiz liegt im Gebiet markanter Dialektgrenzen des Fränkischen, Thüringischen und Sächsischen. Und die aus mehr als einem halben Dutzend Klein-Staaten kommenden Schüler sorgen am Rutheneum für ein einzigartiges Dialektgewirr, wie es in Preußen sonst kaum anzutreffen war. Einheitsregeln taten daher Not.

 

Vom Namen zur geschützten Marke

 

Die 25. Auflage des "Duden"

 

Schließlich übernimmt Duden 1876 im hessischen Hersfeld als Leiter das Königliche Gymnasium. Seine jahrelangen Arbeiten an einem Nachschlagewerk der deutschen Sprache, im engeren Sinne eigentlich ein Wörter- und Regelverzeichnis für den eigenen Unterricht in seinen Klassen, tragen nunmehr Früchte. 1880 erscheint beim Leipziger Bibliographischen Institut zum ersten Mal Dudens „Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“, der Ur-Duden sozusagen. Der Rechtschreibreformer, der in erster Linie kein „Germanist“ war, platziert damit ein Standardwerk, das man damals wie heute als Bestseller bezeichnen kann. Die von Duden aufgestellten Grundsätze werden 1902 durch eine staatliche Rechtschreibekonferenz für das Deutsche Reich verbindlich festgeschrieben und auch von der Schweiz und Österreich-Ungarn übernommen. Die 7. Auflage erscheint im selben Jahr, sie wird faktisch das für die deutsche Rechtschreibung verbindliche Wörterbuch.
   Mit der 9. Auflage im Jahr 1915 wechselt der Titel markant. Das Wörterbuch heißt von da an „Duden – Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter“, es wird eine eigene Marke und ist es bis heute geblieben. Aus dem Ur-Duden, ein 187 Seiten starkes Buch mit rund 27.000 Wörtern, schlicht in beigen Karton gebunden und verkauft zum Preis von einer Mark, ist heute ein umfassendes Standardwerk in der 25. Auflage geworden. Und das in einem Umfang wie nie zuvor: auf 1216 Seiten werden 135.000 Stichwörter erfasst, davon tausende neue Wörter, 500.000 Beispiele, Bedeutungserklärungen und Angaben zur Worttrennung, Aussprache, Grammatik, Etymologie und zum Stil lassen keine Fragen offen.

K2M

 

Bemerkenswert ist im Rahmen der Duden-Publikationen die 20. Auflage zur Rechtschreibung aus dem Jahre 1991. Denn während der deutschen Teilung existierten bis 1989 vier Jahrzehnte lang zwei Duden-Fassungen: Die ostdeutsche, Leipziger Ausgabe, und die westdeutsche, die sog. Mannheimer Ausgabe. Ost- und West-Duden wurden nach der Wiedervereinigung zum gemeinsamen oder „Einheitsduden“ verbunden, die berühmte 20. Auflage. Diese Ausgabe reflektierte nicht nur die seinerzeitigen aktuellen westdeutschen Sprachströmungen, sondern enthielt auch typische DDR-Wörter. Ein noch heute informatives gesamtdeutsches „Volkswörterbuch“, das die kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen sprachlich abbildete.

 

Das Geburtshaus Dudens, das Gut Bossigt in Wesel, ist heute das Hotel Haus Duden. Die Lebensleistung Konrad Dudens ist aber museal in zwei anderen Häusern erfasst. Das sogenannte Dudenhaus in Bad Hersfeld, ehemals Wohnhaus der Familie Duden von 1876 bis 1905, ist als Konrad-Duden-Museum öffentlich zugänglich. Das aus dem 14. Jahrhundert stammende Schulhaus Rutheneum in der südthüringischen Stadt Schleiz ist als Duden- und Heimatmuseum regionaler Touristenpunkt.

 

 

 

©Fotos (2) duden.de

 

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