rheinische ART
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rheinische ART 03/2011

 

Archiv 2011: aus "Kunst erleben"

 

Die Räumlichkeiten im Museum Kurhaus Kleve erlauben es, die Galerie in ihren geringen Abmessungen nachzustellen. Die Figur im Hintergrund ist "Großer Geist Nr.7" von Thomas Schütte. Auf dem Bild gerade in Arbeit ist die auf den Boden ausgelegte "Skulptur für Konrad Fischer", 1968 von Richard Long

Sammlung Dorothee und Konrad Fischer im Museum Kurhaus Kleve

 

MIT DER MÖGLICHKEIT GESEHEN ZU WERDEN

 

Das Kleine bewegt das Große. Im Falle Konrad Fischers und seinen wegweisenden „Ausstellungen bei Konrad Fischer“ in der Neubrückstraße 12 der Düsseldorfer Altstadt waren es 3 x 11 Meter. Der karge, spärliche Raum war eine zum Ausstellungsraum umfunktionierte Hoftoreinfahrt. Doch von hier gingen ab 1967 Impulse aus, die neue Maßstäbe in der Kunstwelt setzten. Die Minimal- und Konzept-Art hatte einen würdigen Vertreter gefunden.

 

DIE BEZEICHNUNG „Vertreter“ trifft es schon richtig, denn Konrad Fischer stand mit seiner ganzen Person, seiner Leidenschaft und Überzeugung für diese neue Kunstrichtung, und zwar als Galerist.

 

Im Museum Kurhaus Kleve: Dorothee Fischer und die Arbeit "One More Than One" von Eva Hesse

 

"Wall Drawing # 745" von Sol LeWitt  präsentiert sich an der Kopfseite

 

Das erste in jungen Jahren gekaufte Kunstwerk war eins von Joseph Beuys. Dorothee Fischer suchte damals ein Geschenk für ihren Mann. "Ohne Titel",1964

 

 

Eigentlich war er selber Künstler und signierte seine Werke mit Konrad Lueg. Eng mit seiner Person verbunden ist der Begriff „Kapitalistischer Realismus“ und die damit einhergehende, Aufsehen erregende Ausstellung im Möbelhaus Berges 1963 zusammen mit seinen Freunden Gerhard Richter und Sigmar Polke. Doch trotz aller Revolution - die Gegenwartskunst hatte in jenen Jahren einen schweren Stand. Kunst zu schaffen ist das eine, Kunst in die Öffentlichkeit zu tragen und vielleicht sogar Geld damit zu verdienen, etwas ganz anderes. Und der einzige Galerist in der rheinischen Metropole, der wahrnehmbar Gegewartskunst präsentierte, war der heute legendäre Alfred Schmela.
    Schmela selbst war es denn auch, der das Talent des jungen Mannes zum Mittler, zum Transporteur, zum Kommunikator für die Gegenwartskunst erkannte und an Fischer die Anregung gab, sich der Galeriearbeit zuzuwenden.
    Konrad Fischer nahm die Idee auf, nannte seine neue Unternehmung aber bewusst nicht „Galerie“ sondern „Ausstellungen bei Konrad Fischer“. Durch diese Namensgebung distanzierte er sich gewollt vom damals vorherrschenden Image des Galeristen, obwohl er genau dieser Tätigkeit nachging. Sein ihn in dieser Sache beratender Freund Kasper König, in New York weilend aber trotzdem bestens mit der heimischen Szene vertraut, hatte dazu geraten. Ihm skizzierte Fischer seine Überlegungen in einem Brief : „ ... Die Galerie soll weiter, fortschrittlicher sein als die anderen in Deutschland. Was anfangs an finanziellen Mitteln fehlt, muss durch Qualität, Weitblick, Mut und Frische ausgeglichen werden. Ich möchte in Deutschlands provinziellen Kulturmief etwas frischen Wind blasen und ich glaube, dass das auch wichtig und von Vorteil für viele unserer Künstler hier ist, sie verbürgerlichen sonst immer mehr. Ich möchte zu Anfang, wie gesagt, Leute wie Andre, LeWitt, Morris etc. zeigen ...“
   Tatsächlich begann er das Abenteuer mit Carl Andre, der sich auf Anraten Königs in New York ins Flugzeug setzte und mit einer Skizze des von ihm gedachten Kunstwerks im Gepäck anreiste. Produziert wurde das Kunstwerk dann vor Ort. Dies war ein Novum, hatte aber den Vorteil, dass die immensen Transportkosten gespart wurden. Dafür musste Fischer aber einen Metallverarbeiter vor Ort finden, der die benötigten 100 gleich großen, heiß gewalzte Stahlplatten von je 50 x 50 cm produzierte. Das dann aufgebaute Werk Altstadt Rectangle war exakt 2,5 x 10 Meter groß und wurde schlicht auf dem Zementboden der Galerie liegend präsentiert. Konrad Fischer eröffnete seinen Ausstellungsraum mit einem für Europa gänzlich neuen Künstler und allein mit dieser Ausstellung wurde er berühmt.

 

Eine persönliche Sammlung

 

Regelrecht nebenbei, aber doch als Resultat und logische Konsequenz aus dem vielfältigen Umgang mit Künstlern, baute sich eine Kunstsammlung im Besitz des Ehepaars Fischer auf. Es ist eine sehr persönliche Sammlung. Viele Werke demonstrieren durch Widmung die freundschaftliche Nähe der Kreativen zum Ehepaar.
    Der Aufbau der Sammlung geschah nicht bewusst, wie Dorothee Fischer anlässlich der Präsentation im Museum Kurhaus Kleve erklärt. Sie präsentiert ihre Sammlung allein. Ihr Mann Konrad verstarb 1996. Inhaltlich sind die gezeigten Werke so sehr mit den „Ausstellungen bei Konrad Fischer“ und Künstlerfreunden verbunden, dass Dorothee Fischer über die Ausstellung sagt: „Sie ist das Panorama meines Lebens.“
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

In der Ausstellung vertretene Künstler:

Carl Andre, Lothar Baumgarten, Bernd/Hilla Becher, Joseph Beuys, stanley brouwn, Daniel Buren, Andrè Cadere, Alan Charlton, Hanne Darboven, Jan Dibbets, Dan Flavin, Gilbert & George, Eva Hesse, Douglas Huebler, Donald Judd, On Kawara, Harald Klingelhöller, Jannis Kounellis, Wolfgang Laib, Sol LeWitt, Richard Long, John McCracken, Robert Mangold, Piero Manzoni, Brice Marden, Mario Merz, Juan Munoz, Bruce Nauman, Guiseppe Penone, Manfred Pernice, Gerhard Richter, Robert Ryman, Gregor Schneider, Thomas Schütte, Niele Toroni, Lawrence Weiner

 

Die Ausstellung ist bis zum 20. März 2011 zu sehen.
MUSEUM KURHAUS KLEVE
Tiergartenstraße 41
47533 Kleve
Tel. 02821 / 75010

 

Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 17 Uhr

 

Die Ausstellung wurde organisiert vom Museu dÀrt Contemporani de Barcelona (MACBA) und vom Museum Kurhaus Kleve. Im MACBA in Barcelona wurde sie vom 15. Mai bis zum 12. Oktober 2010 gezeigt.
Kuratoren: Friedrich Meschede und Guido de Werd in Zusammenarbeit mit Dorothee Fischer.
Ein umfangreicher Katalog in Deutsch und Englisch, mit vielen Hintergrundinformationen zur Historie und herausgegeben von Friedrich Meschede und Guido de Werd, ist im Richter Verlag Düsseldorf erschienen.

 

Fotos: rArt

©rheinische-art.de

 

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