Aktuell
Archiv 2010: aus "Gelesen"
Sagen, Märchen und Legenden: Alte Überlieferungen modern interpretiert
Sagenhafte Geschichten
Industriekulissen, Straßen, Gewerbe und Großstadtlärm: Es fällt schwer, sich die Region zwischen Düsseldorf, Mönchengladbach, Köln und Krefeld als Ursprungsort geheimnisvoller Sagen und Legenden vorzustellen. Vom Gefühl her erinnert man sich bei Märchen und Erzählungen vielmehr an Landstriche, in denen Fortschritt und Modernität noch weit weniger triumphieren konnten als an Rhein und Erft. Dieser Schein freilich trügt.
Die Lektüre des rund 60 Seiten umfassenden Bändchens gerät indessen nur thematisch zu einer Zeitreise; sprachlich wurden die Texte weitgehend entschlackt und heutigen Gepflogenheiten angepasst. Entstanden ist eine leicht verständliche, moderne Annäherung. Den altgewohnten Stil und charakteristischen Duktus herkömmlicher Märchenbücher wird mancher deshalb freilich vermissen. Wie weit die Aufzeichnung regionaler Sagen und Legenden zurückreicht, beleuchtet Dr. Friedrich Schmitz in seinem Vorwort. Der versierte Regionalhistoriker erinnert daran, dass nach Jahrhunderten relativer „Funkstille“ erst der Grevenbroicher Notar Vincenz von Zuccalmaglio (1806-1876) – der unter dem Pseudonym „Montanus“ deutschlandweit Berühmtheit erlangte – um 1860 das mündlich überlieferte Volksgut zu erfassen begann. Im Jahre 1871 brachte er dann seine Veröffentlichung „Die Vorzeit – Sagen und Geschichten der Länder Cleve-Mark, Jülich-Berg und Westphalen“ heraus. Weitere Publikationen anderer Autoren, die sich mit der heimatlichen Sagenwelt befassten, datieren aus der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, beispielsweise „Was sich die Leute zwischen der unteren Erft und oberen Niers erzählen“ (1925) und „Der Stein der Weisen – Sagen und Erzählungen aus dem Land an Erft, Niers und Niederrhein“ (1968). Simon Hopf
„Sagenhafte Geschichten – Band 2“ ist im Buchhandel (ISBN 978-3-00-032172-6) erhältlich. Das Buch kostet 16,90 Euro
|