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Archiv 2010: Aus "Kunst erleben in der Ausstellung"
Mit Bürste und Pinsel
Populär, nicht populistisch:
KUNST als MOTIV in der Bildsprache des
ROY LICHTENSTEIN
Die unnachahmliche Kunst des Roy Lichtenstein ist in unserer vermarktungssicheren Welt so ziemlich allen bekannt. Bei seinen populären Comic-Bildern kam ihm die massenhafte Verbreitung und somit Bekanntheit solch bunt gezeichneter Geschichten sicherlich entgegen. Doch der Comic ist für den amerikanischen Pop-Art-Künstler erst Mal „nur“ ein Stilmittel. Eines, dass Überzeichnung und Reflexion zulässt. Keiner wie er hat es verstanden, dieses in einer frischen und unverbrauchten Manier ein- und umzusetzen in eine weltberühmte Kunst.
Weltberühmt und typisch für Lichtenstein ist die Arbeit “Girl with tear” von 1977 (Guggenheim Museum, New York)
unten: Dorothy Lichtenstein während der Ausstellungspräsentation
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„ROY Lichtenstein zählt ohne Frage zu den intelligentesten Künstlern des 20. Jahrhunderts“, schreibt der Direktor des Museum Ludwig in Köln, Kaspar König, im Vorwort des die Ausstellung begleitenden Katalogs `Kunst als Motiv`. Und weiter: „Hintergründiger Humor und Ironie sprechen ebenso aus vielen seiner Werke wie ein untrügliches Gespür für Motivwahl und formale Bildgestaltung ...“
Diese eher ernste Betrachtung der plakativen und leicht verdaulich wirkenden Arbeiten des Künstlers Lichtenstein (1923 – 1997) beschreibt die Essenz einer kunsthistorischen Auseinandersetzung mit dessen Œuvre und enttarnt die inhaltliche Leichtigkeit als eine nur scheinbare.
In rund 100 Exponaten der Präsentation „Kunst als Motiv“ wird Lichtensteins intensive Auseinandersetzung mit kunsthistorischen Stilrichtungen von Expressionismus und Futurismus bis Bauhaus, Art déco oder, ganz berückend, seine Beschäftigung mit der Landschaftsmalerei Ostasiens nachvollziehbar. Auf den Punkt gebracht ist die Ausstellung auch eine Reflexion über die Geschichte der Kunst.
Das Ausstellungskonzept fokussiert mit seinem Thema eine neue Sichtweise auf die Arbeiten des so vielseitigen Künstlers. Berühmte Werke, manchmal auch nur ihre Anmutung, von Matisse, Picasso, Mondrian oder Dali begegnen dem Besucher konzentriert in der Bildsprache Lichtensteins. Dies alles, bitteschön, ist fernab einer Kopie. Das Sujet so manch weltbekannten Meisterwerkes wie zum Beispiel „Der Tanz“ von Matisse wirkt wie eine „Übertragung“ in eine andere, eingängig heitere und unkonventionelle Bildsprache, die nach wie vor als aktuell, frisch und unverbraucht bezeichnet werden kann. Mit Picasso setzte sich Lichtenstein verschiedentlich auseinander. „Unter seiner Hand wird Picasso zum Pseudo-Comic und erhält einen völlig eigenen Charakter“, ist einer Mitteilung des Museums zu entnehmen. Und auch der Künstler wird dazu zitiert: „Ein Werk zu malen, das eindeutig einem Picasso ähnelt, war ein Befreiungsschlag.“
Als Kernstücke der Ausstellung können sicherlich Lichtensteins großformatige Gemälde aus der Serie „Brushstrokes“ bezeichnet werden. Sie zeigen in expressivem Gestus auf Leinwand aufgebrachte, gigantische, comicartig stilisierte Pinselstriche und sind sicherlich ein Zeugnis der frühen Reflexion des Künstlers über Malerei.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Stephan Diederich vor der Neuerwerbung “Tall Mountains” von 1996. Diese Arbeit bereichert nun die Lichtenstein-Sammlung des Museum Ludwig/ Köln |
► Das Museum Ludwig mit der Sammlung von Peter und Irene Ludwig war als Leihgeber prominent bei der Ausstellung „Roy Lichtenstein – Meditations on Art“ des Triennale Museum in Mailand vertreten. Köln ist die zweite Station dieser von Gianni Mercurio kuratierten Ausstellung. Dieser kooperierte bei der von Stephan Diederich konzipierten Version „Roy Lichtenstein- Kunst als Motiv“. Die Lichtenstein Foundation mit Dorothy Lichtenstein und Jack Coward unterstützen die Präsentation.
► Erstmals wird das von der Peter und Irene Ludwig Stiftung neu erworbene Gemälde „Tall Mountains“ von Roy Lichtenstein gezeigt. Es repräsentiert in der Ausstellung nicht nur Lichtensteins Auseinandersetzung mit den Eigenarten chinesischer Landschaftsmalerei, sondern wird darüber hinaus die umfassende Lichtenstein-Sammlung des Hauses um ein herausragendes Spätwerk des Künstlers ergänzen. Das Museum besitzt die größte Sammlung amerikanischer Pop Art außerhalb den USA.
Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober 2010 zu sehen.
Museum Ludwig
Am Dom / Hbf
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Tel. 0221 / 221 – 26165
Öffnungszeiten
DI – SO 10 – 18 Uhr
jeden 1. Donnerstag im Monat 10 – 22 Uhr
Die Ausstellung wird unterstützt durch die RheinEnergie AG als Partner des Museum Ludwig, die Ströer Out-of-Home Media AG als Medienpartner und die Deutsche Bahn als Mobilitätspartner.
Fotos ruwoi(3), Museum Ludwig(2)
©rheinische-art.de