rheinische ART
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rheinische ART 11/2018

Archiv 2018

ROBERT DELAUNAY
Mit Dynamik in die Moderne

 

In Zürich zeigt das Kunsthaus, wie der leidenschaftliche Verfechter und Protagonist der abstrakten Kunst zu einer der Zentralfiguren der Pariser Avantgarde wurde.

 

Für die Weltausstellung in Paris 1937: Robert Delaunay Air, fer, eau, 1937, Öl auf Leinwand, 94,7 x 151,4 cm, Leihgeber The Sam and Ayala Zacks Collection in The Israel Museum, Jerusalem, on permanent loan from the Art Gallery of Ontario Foto © 2018 The Israel Museum, Jerusalem

 

Die Zürcher Schau „Robert Delaunay und Paris“ ist die bislang umfangreichste zu dem Maler in der Schweiz und eine Huldigung an seine Geburtsstadt Paris. Robert Delaunay (1885–1941) stand zunächst den Impressionisten nahe, orientierte sich jedoch zunehmend an der abstrakter werdenden Kunst.

     Anhand von 80 Gemälden, Papierarbeiten, Filmen und Fotografien wird die spannende Geschichte dieses Künstlers, dessen Lieblingsthemen vor allem Luftfahrt, Sport und Technik waren, ausgebreitet. Dies zeigt sich unter anderem in seinem dynamischen Werk „Air, fer, eau“ für die Weltausstellung 1937 in Paris.

 

Robert Delaunay La Tour Eiffel et jardin du Champ-de-Mars, 1922, Öl auf Leinwand, 178,1 x 170,4 cm, Leihgeber Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C., The Joseph H. Hirshhorn Bequest, 1981. Foto © Lee Stalsworth

 

Robert Delaunay Hommage à Blériot, 1914, Öl auf Leinwand, 46,7 x 46,5 cm, Leihgeber Musée de Grenoble, Achat à Sonia Delaunay en 1946. Foto © 2018 Ville de Grenoble / Musée de Grenoble – J.L. Lacroix

 

Robert Delaunay Selbstportrait, 1909, Öl auf Leinwand, 73 x 60 cm, Leihgeber Centre Pompidou, Musée national d’art moderne – Centre de création industrielle, Paris. Donation Sonia Delaunay et Charles Delaunay, 1964 Foto © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Philippe Migeat

 

Ein markanter Zeitpunkt in seinem Schaffen war das Jahr 1909. Der Vierundzwanzigjährige besuchte da die erste Internationale Luftfahrt-Ausstellung in Paris. Die neue Luftfahrttechnik sollte den aufstrebenden Künstler nachhaltig prägen.

     Stark beeindruckt war er von Fotografien, die von einem Heißluftballon herab gemachten worden waren und den Eiffelturm aus der Vogelperspektive zeigten. Es war der Auftakt zu zwei Eiffelturm-Serien, bei denen er sich offenbar teilweise auf diese Fotografien stützte. Denn er schuf Abbildungen des Bauwerks aus einer ungewöhnlichen Höhenperspektive.


Ein weiteres prägendes Ereignis war die erste Überquerung des Ärmelkanals mit dem Flugzeug im selben Jahr durch den Franzosen Louis Blériot. Delaunay war von der Pioniertat offenbar so beeindruckt, dass er dem Fliegerhelden einige Jahre danach mehrere Werke widmete. „Hommage à Blériot“ zählt zu den figurativen Arbeiten, die der Maler nach seinem Ausflug in die reine Abstraktion im Jahr 1913 schuf.

     Doch nicht nur das Bildsujet war zu der damaligen Zeit ungewöhnlich, sondern auch die farbigen Kreise und Ringe, die er verwendete, um die Illusion von Bewegung zu erzeugen. Voll intensiver Buntheit wirbeln die Formen über die Leinwand und scheinen die gegenständlichen Elemente – Propeller, Eindecker am Boden und Doppeldecker am Himmel, Schaulustige, und sogar wieder den Eiffelturm – mit ihrer unermüdlichen Rotation in Bewegung zu versetzen.


In einer weiteren Gemäldeserie widmete sich der Künstler bereits ab 1909 dem Stadtraum von Paris. Die querformatige Studie „Étude pur la Ville“ ist eine der ersten aus der „Stadt“-Serie. Als Vorlage diente ihm eine Postkartenansicht der Dächer von Paris, wie sie sich darbietet, wenn man auf dem Arc de Triomphe steht und in Richtung Eiffelturm blickt.

     Die kompakten Häuserwürfel mit ihrer Vielzahl an Fenstern zeigen fast naturalistisch die Verdichtung des Wohnens. Doch Delaunay verfremdet die Ansicht: einfallendes Schlaglicht hebt die Konturen hervor und bringt die Formen zugleich ins Wanken.

     Die Stadt wirkt wie durch eine konkave Linse gesehen, die alle Vertikalen verzerrt. In anderen Bildern begann Delaunay die Ansicht zunehmend kubistisch zu fragmentieren, bis er den Bildraum nur noch aus transparenten Farbfeldern generierte. Die „Stadt“-Serie“ vermittelt anschaulich Delaunays Weg vom gegenständlichen Motiv bis hin zu dessen Auflösung in reine Farbflächen.

Robert Delaunay Étude pour “La Ville”, 1909-1910, Öl auf Leinwand, 88,3 x 124,5 cm, Leihgeber Tate, Presented by the Friends of the Tate Gallery 1958, Foto © Tate, London, 2018

 

Robert Delaunay war kein aktiver Sportler, wohl jedoch dem Sport zugeneigt. Die Darstellung der Dynamik des modernen Lebens – das war es, was ihn daran vor allem interessierte, wie das Zürcher Kunsthaus betont. Und das Jahr 1924 bot mit den achten olympischen Sommerspielen in Paris einen entsprechenden Anreiz. Die Disziplin des Mittel- und Langstrecken-Rennens, wie sie Delaunay 1924/25 in einem Gemälde festhielt, wurde in Frankreich besonders beliebt, nachdem ein Franzose in Antwerpen 1920 olympisches Gold gewonnen hatte. Auch Delaunay war von diesem Sport fasziniert und machte ihn zum Bildsujet.

 

Robert Delaunay Les coureurs, 1924-1925, Öl auf Leinwand, 153 x 203 cm, Privatsammlung, Foto © Kunsthaus Zürich 2018

 

Besonders hier gelingt ihm seine charakteristische Synthese aus figürlicher und abstrakter Darstellung: er reduziert die Läufer auf geometrische Grundformen und spannt sie gleichzeitig in den farbigen Rhythmus des Bildes ein. Klar konturierte Oberkörper in den kräftigen Primärfarben Rot, Gelb und Blau gehen über in verschwommen wirkende, Tempo machenden Beine.

     Der Maler erzeugte damit den Eindruck von Bewegung und stellte zugleich die Unfähigkeit des menschlichen Auges dar, bei hohen Geschwindigkeiten noch klare Konturen erkennen zu können.
rART


Die Ausstellung „Robert Delaunay und Paris“ wird bis zum 18. November 2018 gezeigt.
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
CH-8001 Zürich
Tel +41(0) 44 253 84 84
Öffnungszeiten
DI / FR – SO 10 – 18 Uhr
MI, DO 10 – 20 Uhr

 

 

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