rheinische ART
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rheinische ART 08/2021

Archiv 2021

DEUTSCHES GLASMALEREI-MUSEUM

Glasige Welt


Licht wird im Alltag üblicherweise als Helligkeit wahrgenommen. Es bleibt wenig greif- und sichtbar. Licht sichtbar machen kann nur ein Werkstoff: das Glas.

 

Theodor von Lixheim, um 1504, Kopie Fritz Geiges, 1853-1935. Hl. Nikolaus Dom in Metz. Bleiverglasung, Echtantikglas, Schwarzlot. Deutsches Glasmalerlei-Museum Linnich, Schenkung Dr. Sven Fischer. Foto © rheinische ART 2021.

 

Künstlerischen Ausdruck findet dies in der Glasmalerei und in Glasskulpturen. Die Techniken und Arbeitsschritte dieser Kunst sind seit dem Mittelalter bekannt. Seinerzeit wurden bereits farbige oder bemalte Glasstücke in Bleiruten zu Glasfenstern in Kirchen und Kapellen zusammengefügt.

 

Johan Thorn Prikker Geburt Christi, um 1912, Dreikönigskirche Neuss. Echtantikglas, Schwarzlot Blei. Deutsches Glasmalerlei-Museum Linnich, Privatbesitz Familie Kellendonk. Foto © rheinische ART 2021

 

Dass es für diese einzigartige Kunst ein eigenes Museum gibt, gehört nicht zwingend zum Allgemeinwissen. Zwar existieren in Deutschland zahlreiche Glasmuseen zwischen Augsburg und Zwiesel, aber nur eines im rheinischen Linnich widmet sich ausschließlich der technisch höchst anspruchsvollen Kunst der Glasmalerei.


Das Deutsche Glasmalerei-Museum in Linnich ist ein Spezialhaus. Es zeigt sowohl historische als auch aktuelle Exponate, darunter Werke von Klassikern wie Johan Thorn Prikker, Georg Meistermann und Otmar Alt oder von Zeitgenossen wie dem Düsseldorfer Ex-Direktor der Kunstakademie Markus Lüpertz (mehr). Ferner bietet das Museum einen Einblick in eine Glasmalerei-Werkstatt.

 

Das Schauhaus ist derzeit Bühne für einen der gegenwärtig Großen in der Glasmalerei. Es präsentiert – nach zweimaligem Corona-bedingten Aufschub – die Sonderausstellung „Licht, Schatten, Transparenz“ des international renommierten italienischen Glaskünstlers Renato Santarossa (*1943).
     Der aus Bozen (Südtirol) stammende ehemalige Bauingenieur ist für seine „streng sachliche Linienführung“ bekannt, wie es in der Schau heißt. Hinter seinen Skulpturen und Glasbildern verberge sich eine „innere Schönheit“.

     In der Tat führen die Werke Santarossas dem Betrachter durch die typischen Lichtbrechungen, Farbschatten und vielfältigen Formen stets neue, überraschende optische Effekte vor Augen. Schon eine geringfügig veränderte Perspektive oder Lichtsituation, das bleibt dem Besucher nicht verborgen, verändert die Betrachtungsweise und eröffnet in Sekundenbruchteilen wechselnde fantastische Farbspiele.

 

Blick in die Ausstellung Renato Santarossa. Deutsches Glasmalerlei-Museum Linnich, Foto © rheinische ART 2021

 

Renato Santarossa bei der Arbeit an einem „modulo“, 2014. Foto © Renato Santarossa

 

Renato Santarossa Alla ricerca del fuoco II [Auf der Suche nach Feuer II], 2004; ca. 0,40 x 0,56 x 1,30 m; handgeschnittene dichroitische Glaslamellen mit Gravur und Anthrazit-Kohlebrocken auf Holzplatte. Deutsches Glasmalerlei-Museum Linnich, Foto © rheinische ART 2021

 

Eingang zum Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich. Foto © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (über Wikimedia Commons)

 

Die Beschäftigung mit Glas und Licht sowie die strenge asketische Linierung resultieren im Wesentlichen aus Santarossas beruflichen Tätigkeiten. Als Bauingenieur beschäftigte er sich intensiv mit der Gestaltung formaler Strukturen.

     Und bekanntlich steht die Glasmalerei, historisch wie neuzeitlich, vorzugsweise im Dienst der Architektur. Das Material zur Umsetzung seiner kreativen Ideen fand Santarossa, wie in Linnich betont wird, während seiner Arbeit als künstlerischer Leiter eines Ateliers für Mosaik und Glasgestaltung in Düsseldorf-Kaiserswerth.

     Vor allem die dort arbeitenden Kreativen gaben ihm die Impulse, seine ästhetischen Ideen verstärkt in Glas zu realisieren. Eigenen Aussagen zufolge begann er, Verbundglasscheiben zu ritzen oder zielgerichtet mit Sprüngen zu versehen. Licht, Schatten und Transparenz, so auch der Ausstellungstitel, lassen Santarossas Werke in häufigem Wechsel und in einem einzigartigen Mix erscheinen.
     Er nennt es selbst „Malen mit Licht“. Seine Glaskunst wurde in zahlreiche Expositionen in Europa, Japan und in den USA gewürdigt. Renato Santarossa ist, wie es heißt, stets auf der Suche nach einer Verbindung zwischen Architektur und Glaskunst, für die er vor allem industriell gefertigte Verbundgläser, gebogene und speziell bedampfte Gläser bearbeitet.


Generell gilt, dass die Farbenpracht und die oft mystische oder zumindest feierliche Stimmung, die Glasbilder zu erzeugen vermögen, ihren besonderen Stellenwert innerhalb der Malerei ausmachen. Denn kaum eine andere Malart zeigt eine derart hohe Farbbrillanz, Leuchtkraft und Kontrastierung wie die auf einem durchsichtigen Glasbild.
     Das Deutsche Glasmalerei-Museum verfügt über eine Vielzahl von sakralen Flachglasbildern. Es ist seit 1994 in einer ehemaligen Getreidemühle in der Ortsmitte von Linnich beheimatet und bietet in der Präsenzausstellung mittels historischer Glasgemälde sowie zeitgenössischer Glaskunst einen Überblick über die Historie und die Technik der Glasmalerei.
rART/bra

 

Die Ausstellung „Licht Schatten Transparenz“ Glasbilder und Glasskulpturen von Renato Santarossa kann bis zum 19. September 2021 besucht werden.

Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich
Rurstraße 9-11
52441 Linnich
Tel. 02462 / 99170
Öffnungszeiten
DI - SO 11 – 17 Uhr

 

 

 

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