Archiv 2018
RAKETENSTATION
Ein unendliches Geschenk
Der italienische Maler und Objektkünstler Remo Salvadori auf der Raketenstation Hombroich.
Remo Salvadori Continuo Infinito Presente 1984-2007, Stahl Durchmesser 350 cm, Standort Archiv (Architektur Erwin Heerich, 2000), Raketenstation Hombroich. Foto © Attilio Maranzano |
Der charismatische Mann gibt der kleinen Wandarbeit einen milden Schubs – und sofort verändert sie sich. Was ein Besucher sich nie trauen sollte, macht er ungeniert und hat ganz offensichtlich Freude daran.
Er darf das, er ist der Künstler, der das Werk, es titelt „Disegno di luce“, geschaffen hat. Remo Salvadori demonstriert gerne seine Kunst und spart nicht mit Erläuterungen. Hilfreich sind seine Ausführungen, die oft Geschichten sind, durchaus, denn Remo Salvadori (*1947) wird zur Künstlergruppe der italienischen Transavantgarde gezählt. Diese Kunstrichtung wurde in ihrer Entwicklung von Kunstkritikern als Arte Cifra bezeichnet, denn ihr Eklektizismus brachte (laut Wikipedia) Arbeiten mit einer „symbolbehafteten Verschlüsselung“ und einer „Verfremdung der Bildsprache“ hervor. Verwandt ist diese Richtung mit der in den 1980er Jahren in Deutschland entstandenen Bewegung der Jungen Wilden, die sich durch eine lebensbejahende, unbekümmerte und, wie es heißt, heftige Malweise hervortat.
Remo Salvadori Alveare (Ausschnitt) 1997-2018, Kupfer, 275x1500x1cm. Foto © rheinische ART 2018 |
Eine scheinbare Mühelosigkeit wohnt auch den Arbeiten Salvadoris inne. Seine Ausstellung auf der Raketenstation findet genau genommen an drei Orten statt. Mit den meisten Werken ist er in „Sostare“ (Stoppen) im Siza Pavillon vertreten, mit „Continuo Infinite Presente“ (Fortdauerndes endloses Geschenk) im Archiv und mit „Nel Momento“ (Im Moment) im Fontana Pavillon.
Remo Salvadori Non si volta chi a stella è fisso 2004-2018, Basalt, 145x145x40cm. Foto © rheinische ART 2018
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Viele Kunstwerke sind Wandarbeiten auch im kleinen Format, zumeist aus Metall, das oft in unterschiedlichster Manier geschnitten, gerollt, gedreht wurde. Draußen im Garten nahe eines Birnbaumes hat er sein aus Quadern bestehendes sternförmiges Werk „Non si volta chi a stella é fisso“ (Drehe diesen Stern nicht, er ist fest) von 2004-2018 als Hommage an Erwin Heerich, dem großen Baumeister der Museumsinsel, platziert.
Man darf den zweimaligen documenta-Teilnehmer Salvadori vielleicht auch als „Mann der Kreise“ bezeichnen. Eine Installation mit Kreisen aus armdicken Stahlseilen liegt am Boden. Es sind 16 einzelne Ringe, die sich von klein bis zu immer größer werdend erweitern. Salvadori kommentiert hierzu mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke, das da meint: „Ich lebe das Leben in größer werdenden Kreisen…“ Überhaupt Ringe. Sie tauchen im Werk Salvadoris immer wieder auf. Zum Beispiel binden sie als Draht eine Rolle Kupferblech, die aufrecht gestellt zum festen Sockel als Träger für Glasobjekte dient, zusammen und so ein zerstörerisches Aufbrechen verhindern.
Symbolisch „Die Ringe“, so Salvadori, „halten zusammen. Wie in unserer Gesellschaft.“ Wir erlebten, so seine Ausführungen, mit unserer Kultur etwas gemeinsam Verbindendes, etwas, das die Gesellschaft zusammenhält.
Remo Salvadori Verticale 1991-1997, Kupfer, Eisen, Glas 180x600x140cm, Foto © rheinische ART 2018 |
Wunschdenken oder Mahnung? Die Arbeit „Verticale“ ist von 1991 bis 1997. Aktuell ist die Aussage auf jeden Fall, angesichts der im politischen Europa zu beobachtenden Rechts- beziehungsweise Links-Bewegungen.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellungen von Remo Salvadori sind bis zum 09. Dezember 2018 zu sehen.
Siza-Pavillon
Raketenstation Hombroich
41472 Neuss
Tel. 02182 / 8874000
Öffnungszeiten
FR – SO 12 – 17 Uhr