Archiv 2021
PINAULT COLLECTION
Das Museum in der Handelsbörse
Auch Milliardäre haben Träume. Der des französischen Unternehmers und Kunstsammlers François Pinault war ein neues Museum für seine Privatsammlung. Jetzt hat er sich seine Vision im zweiten Anlauf erfüllt.
Bourse de Commerce Der Rundbau aus dem 18. Jahrhundert diente früher als Warenbörse. Das neue Museum darin ist ein Umbau des Architekten Tadao Ando und enthält eine der wichtigsten zeitgenössischen Kunstsammlungen. Die Glaskuppel von 1812 ist eine der ältesten Konstruktionen dieser Art in Frankreich. Foto © Guignard/Air-Images, Fotoquelle © Pinault Collection Paris |
Der Sammler und Unternehmer François Pinault (*1936) hat in rund vierzig Jahren eine umfangreiche Kollektion zeitgenössischer Kunst zusammengetragen. Foto © Pinault Collection Paris
Innenansicht Bourse de Commerce - Pinault Collection. Foto © Patrick Tournebœuf/ Tendance Floue for the Pinault Collection, Paris.
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Für 160 Millionen Euro ließ der 84-jährige Pinault, er stand einst an der Spitze des Luxusimperiums LVMH, die alte und teilweise denkmalgeschützte Pariser Bourse de Commerce (Handelsbörse) in einen grandiosen Kulturtempel umbauen.
Das Museum liegt im ehemaligen Hallen-Viertel von Paris, nahe dem Centre Pompidou und dem Louvre. In diesem längst revitalisierten Stadtteil wird die neue Kunsthalle mit den beiden anderen Museen eine Art markante Kunstmeile für den internationalen Städtetourismus bilden, wenn dieser nach den Corona-Einschränkungen wieder auflebt.
Neben umfangreichen Renovierungen und Umbauten in der Börse mussten ferner die historische Glaskuppel, die Außenfassade von 1889 und diverse Panorama-Malereien gereinigt werden. Die Rechte für die Nutzung des Gebäudes hat die Stadt Paris dem Investor Pinault für 50 Jahre übertragen.
Realisiert hat den Prachtbau Pinaults Hausarchitekt Tadao Ando (mehr). Mit ihm hatte der Kunstmäzen bereits zwei Schauhäuser in Venedig umbauen lassen. Die Pariser Eröffnung war für den Sommer 2020 geplant, scheiterte allerdings an der Coronapandemie und auch weitere Opening-Termine mussten letztjährig gestrichen werden.
Exponat: Urs Fischer, Untitled, 2011-2020 (détail),Wachs. Foto © Urs Fischer. Courtesy de l’artiste et Pinault Collection. Photo Stefan Altenburger Fotoquelle © Pinault Collection Paris 2021
Exponat: Martin Kippenberger, Paris Bar, 1993. © Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain. Courtesy Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain et Pinault Collection. Fotoquelle © Pinault Collection Paris 2021
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Den ersten Versuch, seinen rund 10 000 Werke umfassenden Kunstbestand in einem repräsentativen Rahmen in Paris zu präsentieren, brach der Multimilliardär im Jahr 2006 ab.
Auf der Seine-Insel Seguin, dem ehemaligen Werksgelände von Peugeot, wollte der ambitionierte Kunstfreund im Kulturzentrum R4 (mehr) einen exzentrischen Museumsbau verwirklichen, konnte sich allerdings mit den Verantwortlichen nicht einigen und ließ die Finger davon.
Nun also Kunst in alten Gemäuern im historischen Rundbau der Bourse de Commerce, an deren Stahlkonstruktion schon der junge Architekt Jacob Ignaz Hittorff aus Köln um 1830 mitgewirkt hatte (mehr). Der deutsche Baumeister ist vor allem durch sein Großprojekt „Gare du Nord“ von 1861 Fachleuten in Erinnerung geblieben. Denn mit dem Bahnhof lieferte er einen wichtigen Beitrag in der Technik der Eisenkonstruktion.
Die Pinault-Kollektion ist eine Ansammlung moderner Kunst ab den 1960er Jahren. Die Eröffnungssaustellung zeigt rund 200 Werke von 35 Künstlern, davon zahlreiche erstmals öffentlich ausgestellte Arbeiten.
Besonders für das Rheinland interessant: Werke dreier deutscher Künstler verschiedener Generationen bespielen einen eigenen Raum. Es sind – wie es die Kuratoren formulieren – der „Bilderstürmer Martin Kippenberger, der Neuerfinder der zeitgenössischen Skulptur Thomas Schütte und der junge Maler Florian Krewer“, die für ein Stück Geschichte der zeitgenössischen deutschen Kunstszene stehen.
cpw
Bourse de Commerce – Pinault Collection
2 rue de Viames
75001 Paris
Tel +33 (0) 1 5504 60 60
Öffnungszeiten
MO – SO 11 – 19 Uhr
FR 11 – 21 Uhr
Freier Eintritt am 1. Samstag im Monat von 17 – 21 Uhr
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