rheinische ART
Start | | Über uns | Anzeigen | Impressum | Kontakt | Datenschutz

rheinische ART 02/2023

Archiv 2023

JAHRESTAG
Picasso und die Prähistorie


Es ist Picasso-Jahr! Anlässlich des 50. Todesjahres des Künstlers zeigen vorzugsweise in Frankreich und Spanien zahlreiche Museen Sonderausstellungen.

 

Pablo Picasso Femme lançant une pierre (Frau wirft einen Stein), 1931.© RMN - Grand Palais - Mathieu Rabeau © Succession Picasso 2023, Bildquelle © MNHN Paris 2023

 

Einen ungewöhnlichen Weg geht dabei das Musée de l’Homme – Nationalmuseum für Naturgeschichte – in Paris. Es geht der Frage nach, wie sehr die prähistorische Kunst das Werk Pablo Picassos beeinflusst hat.

 

Moulage de la Venus Lespugue (Venus von Lespugue) © MNHN – L. Glémarec. Bildquelle MNHN Paris 2023

 

Pablo Picasso 1962, Fotoquelle: Wikipedia, Public Domain

 

Mit prähistorischer Kunst sind jene frühesten menschlichen Artefakte gemeint, die als Beweise für Kunstschöpfungen gelten.

     Sie werden in der Regel der Zeit vor 40.000 Jahren, der Altsteinzeit somit, zugeordnet. Wobei vielfach noch unklar ist, ob diese künstlerischen Werke nicht bereits noch deutlich früher geschaffen wurden.

     Jüngsten Forschungsberichten zur Folge werden einzelne Zeichnungen auf 70.000 Jahre und älter geschätzt.

     Allgemein bekannt sind prähistorische Malereien von Nashörnern in der Chauvet-Höhle in Frankreich sowie die aus einem Mammutzahn geschnitzte Frauenfigur Venus vom Hohle Fels (Blaubeuren). Alle datiert zwischen 40.000 und 35.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung.


Die Schau unter dem Titel „Picasso und die Vorgeschichte“ zeigt auf 240 Quadratmetern rund vierzig Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Keramiken und von dem Künstler gravierte Kieselsteine.

     Die Exponate werden im Dialog mit Artefakten der Vorzeit, die Picasso im Original oder als Reproduktion kannte, ausgestellt.

     Es ist in Kunstkreisen längst erwiesen, das Picasso überwältigt war von den Entdeckungen der Höhlenmalereien, der Felsgravuren, Megalithanlagen und paläolithischen Venusfiguren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts an zahlreichen Orten in Europa gefunden wurden.


Wie andere Zeitgenossen war auch er empfänglich für die entdeckten Steinzeit-Kunstobjekte, die die Ursprünge der Menschheit und den Mythos des ersten Künstlers belegen.

     Sehr früh gelangte Picasso in den Besitz von zwei Abgüssen der 1922 entdeckten Venus von Lespugue. Ab Sommer 1927 komponierte er Darstellungen weiblicher Körper in Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen, indem er glatte und geschwollene Volumen kombinierte und das Gesicht fast ignorierte. Die 1931 gemalte Steinwurffrau (s. oben), die im ersten Teil der Ausstellung zu sehen ist, steht sinnbildlich für den „Modellierten Körper“.

     In einem zweiten Expositions-Bereich versammeln sich unter dem Titel „Bestiaire et grand decors“, Körper von Tieren und Kreaturen, die Picasso in Anlehnung an die auf Wänden prähistorischer Stätten aufgebrachten Tiergruppen schuf.

 

Pablo Picasso Vénus du gaz. (Gas-Venus), 1945, © RMN – Grand Palais – Rachel Prat / Succession Picasso 2023. Bildquelle © MNHN Paris 2023

 

Pablo Picasso Empreinte (au sucre) de la main de Picasso, 1936. (Hand-Zuckerabdruck von Picasso) © RMN - Grand Palais - Mathieu Rabeau © Succession Picasso 2023. Bildquelle © MNHN Paris 2023

 

Im letzten Teil der Ausstellung, der den „Primitiven Göttinnen" gewidmet ist, wird der Besucher mit einer Reihe von Abgüssen der prähistorischen Venus und Picassos Skulpturen konfrontiert. Darunter die Gas-Venus, die 1945 aus einem vertikal aufgestellten Gasherdbrenner entstand, den er als „Göttin der Neuzeit“ beschrieb. Es ist eine Art, sich selbst in die Zeit zu projizieren und sich selbst zu hinterfragen als ewige Rückkehr zur Beständigkeit und Transzendenz der Kunst, wie es in der Ausstellung heißt.

     „Warum liebe ich meine prähistorische Venus? Weil niemand etwas über sie weiss!“, so hätte sich der Meister einmal geäußert, wie der französische Kulturminister André Malraux 1974 in einer Publikation berichtete.

 

Was seine Person anbelangt, kann Pablo Picasso heute als der bedeutendste und einflussreichste Künstler des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Der 1881 in Malaga (Spanien) geborene und 1973 an der Côte d’Azur verstorbene Maler und Bildhauer hat wie kaum ein anderer Kreativer das Jahrhundert mit seinen Widersprüchen, Grausamkeiten, Exzessen und Leidenschaften in der Kunst dargestellt.

     

Dies soll sich in den zahlreichen Ausstellungen des Gedenkjahres spiegeln, wie es von offizieller Seite heißt. „Wir wollen Picasso so zeigen, wie er war“, indem sein „künstlerisches Erbe“ sowie die „Beständigkeit seines Werks“ hervorgehoben werden, erklärte der spanische Kulturminister Mikel Iceta.

     Es gelte, Pablo Picasso als „universellen und europäischen Künstler“ zu begreifen, „der die Gründungsprinzipien Europas verkörpert, als Verteidiger der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit“, teilte das französische Kulturministerium dazu mit.
rART/cpw


Die Ausstellung „Picasso et la préhistoire“ (Picasso und die Vorgeschichte) wird bis zum 12. Juni 2023 gezeigt.
Musée de L´homme
17 Place du Trocadéro
75016 Paris
Öffnungszeiten
MI – MO 11 – 19 Uhr


Das könnte Sie auch interessieren:


 Picassos Kriegsjahre, Kunst unter Kriegsrecht hier
► Der privilegierte Kommunist hier

 

 

 

 

Die 
rheinische ART.
empfiehlt:

Mit GOOGLE ins Museum.


Das Google Arts & Culture Projekt zeigt Meisterwerke aus den Museen und Sammlungen dieser Welt.

► 
mehr

Und geht der Frage nach: Was ist Contemporary Art?

mehr