rheinische ART
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rheinische ART 11/2018

Archiv 2018

MODERSOHN-BECKER 
Abschied mit Paula


Die Beharrlichkeit, mit der die junge Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) Anfang des 20. Jahrhunderts in einer männlich dominierten Kunstwelt ihre Ziele verfolgte, fasziniert bis heute.

 

Paula Modersohn-Becker Sitzender Mädchenakt mit Blumenvasen um 1907 Öl auf Leinwand 89 x 109 cm © Von der Heydt-Museum Wuppertal

 

Selbstbewusst und unabhängig vom Urteil ihrer Lehrer, Malerkollegen und Kritiker gelang es ihr, etwas Neues in der Malerei zu schaffen. Ihr in nur wenigen Jahren entstandenes Œuvre weist sie als Vorläuferin des Expressionismus aus.

 

Paula Modersohn-Becker Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust 1905 Öl auf Leinwand 41 x 33 cm 54,5 x 46 x 4,5 cm (Rahmen) © Von der Heydt-Museum Wuppertal

 

Heinrich Vogeler Heufahrt auf der Hamme um 1895 Öl auf Leinwand 99 x 56 cm © Museum am Modersohn-Haus, Worpswede (Sammlung Bernhard Kaufmann)

 

Paula Modersohn-Becker Alte Armenhäuslerin um 1905 Öl auf Leinwand 126 x 95 cm © Von der Heydt-Museum Wuppertal

 

Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum bietet derzeit einen Blick auf die Kunst von Paula Modersohn-Becker. Der Untertitel „Zwischen Worpswede und Paris“ signalisiert, dass hier die beiden wechselnden Lebenspunkte der Künstlerin die Schau bestimmen. Zum einen die dörflich-ländliche norddeutsche Künstlerkolonie Worpswede, zum anderen die laute und helle Weltmetropole Paris.
     Dennoch ist die Wuppertaler Ausstellung keine Retrospektive, sondern eine Werkschau. Der wirklich große und beeindruckende Rückblick war erst vor zwei Sommern in Paris mit 120 Exponaten zu sehen gewesen (mehr).


Nach Angaben von Museumdirektor Gerhard Finckh besitzt das Von der Heydt-Museum mit 22 Gemälden und mehreren Papierarbeiten nach Bremen, der Heimatstadt von Paula Modersohn-Becker, die zweitgrößte Sammlung zu der bedeutenden expressionistischen Künstlerin.

     In Wuppertal sind jetzt vor allem eindrucksvolle Porträts, Selbstbildnisse, Stillleben und Landschaften zu sehen. Hinzu kommen Gemälde ihrer Malerfreunde aus Worpswede: Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende und Heinrich Vogeler.

     Gleichzeitig setzt die Schau Modersohn-Beckers expressionistisches Werk in den Kontext der Pariser Avantgarde, vertreten durch Arbeiten von Rodin, Maillol, Cézanne, Gauguin und Bernard.

 
Vermutlich ist die Ausstellung mit ihrem Blick auf Paris für Museumsdirektor Gerhard Finckh so etwas wie eine letzte Herzensangelegenheit.

     Denn die für diesen Herbst geplante Frankreich-Ausstellung „Aufbruch zur Freiheit“ musste aus finanziellen Erwägungen abgesagt werden. Die Leuchtturmschau, ein Großprojekt mit dreijähriger Vorbereitung und in Kooperation mit den Schlössern von Versailles, dem Pariser Louvre und zahlreichen anderen Häusern in Frankreich geplant, fiel der Annahme zum Opfer, nicht genug Besucher anziehen zu können.

     Auf jeden Fall dürfte die Modersohn-Becker-Schau eine der letzten sein, die der erfahrene und erfolgreiche Museumsmann in Wuppertal verantwortet. Es ist eine Art „Abschied mit Paula“, Gerhard Finckh tritt 2019 in den Ruhestand.
cpw


Einem breiten Publikum wurde die früh verstorbene Malerin 2016 durch das erfolgreiche biografische Filmdrama „Paula – Mein Leben soll ein Fest sein“ bekannt. Die Regie führte Christian Schwochow, die Uraufführung fand auf dem Filmfestival Locarno statt.


► 2017 erschien die Publikation „Paula Modersohn-Becker / Otto Modersohn - Der Briefwechsel“. Jahrelang galt die Korrespondenz zwischen dem späteren Ehepaar als verschollen. Überraschende umfangreiche Funde erlaubten es, den lebendigen schriftlichen Austausch zu beleuchten. Der faszinierende Blick in die Künstlerbeziehung umfasst den Zeitraum 1895 bis 1907, dem Todesjahr der Malerin.
Literaturhinweis:
Hg.: Antje Modersohn, Wolfgang Werner
Paula Modersohn-Becker / Otto Modersohn - Der Briefwechsel
Gebunden, 485 Seiten, Insel Verlag Berlin 2017
ISBN: 978-3-458-17729-6
Preis 32,00 EUR

 

Die Ausstellung „Paula Modersohn-Becker zwischen Worpswede und Paris“ wird bis zum 6. Januar 2019 gezeigt.
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal
Öffnungszeiten
DI-SO 11-18 Uhr
DO 11-20 Uhr
Mo geschlossen

 

 

 

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