rheinische ART
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rheinische ART 06/2015

Archiv 2015

GAUGUIN BEI BEYELER

Blockbuster Paul

 

51 Kunstwerke bewegen mehr als eine Viertelmillion Besucher. Sechs Jahre Vorbereitung zweier Kuratoren mit komplizierten Verhandlungen und Verträgen. Die Versicherungssumme der Kollektion: 2,5 Milliarden Franken. Eine derartige Schau der Superlative können nur noch Privatmuseen leisten.

 

Paul Gauguin Arearea, 1892  Joyeusetés (I) Vergnügen (I) Öl auf Leinwand, 75 x 94 cm  Musée d'Orsay, Paris, Legat von M. und Mme Lung, 1961. Foto: © RMN-Grand Palais (Musée d'Orsay) / Hervé Lewandowski

 

Es sind Zahlen, die so manchen Kunstbegeisterten sprachlos machen. Ort des Geschehens: Die private schweizerische Fondation Beyeler in Riehen bei Basel.

     Die dort zu sehende hochkarätige Präsentation von 51 Meisterwerken, davon 43 Gemälde und 8 Skulpturen, des berühmten französischen Malers Paul Gauguin (1848-1903) ist eine Erfolgsgeschichte der Extraklasse - und das bisher aufwendigste Projekt des Museums, das noch keine zwanzig Jahre alt ist (Gründung 1997).
 

Installationsansicht der Ausstellung "Paul Gauguin", Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2015, mit den Werken: Aita tamari vahine Judith te parari (La femme-enfant Judith n’est pas encore dépucelée), 1893/94; Portrait de jeune fille (Vaïte Gou-pil), 1896; Madeleine Bernard, recto: La Rivière blanche, 1888; Faaturuma (Boudeuse), 1891. © Privatsammlung; Ordrupgaard, Charlottenlund/Kopenhagen; Musée de Grenoble; The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City, Ankauf durch den Nelson Trust, Foto: Mark Niedermann

 

Museumschef Sam Keller hatte vor dem Start der Exposition einen neuen Besucherrekord erwartet. Grund dazu gab es genug, denn die Gauguin-Ausstellung ist nicht nur das Kunstereignis 2015 in Basel sondern auch einer der Kulturhöhepunkte im Ausstellungskalender Europas. Immerhin gab es die letzte große Gauguin-Schau vor rund zehn Jahren, und in der Schweiz liegt sie bereits sechs Jahrzehnte zurück.
 

Paul Gauguin Contes Barbares, 1902
Barbarische Erzählungen, Öl auf Leinwand, 131,5 x 90,5 cm, Museum Folkwang, Essen Foto: © Museum Folkwang, Essen

 

Traumziel  Rund drei Wochen vor Torschluss der Exposition meldete die Direktion die Besucherzahl von einer Viertelmillion, was vermutlich insgeheim erhofft, aber auch nicht unbedingt erwartet worden war. Noch bis zum 28. Juni 2015 sind die Meisterwerke des Franzosen zu sehen.

     Darunter Selbstporträts und visionäre Bilder aus seiner bretonischen Schaffensphase und - in der Hauptsache - die Gemälde, die auf der Südseeinsel Tahiti entstanden und in denen der Nomaden-Künstler auf der Suche nach dem verlorenen Paradies sein Ideal einer unversehrten exotischen Welt farbenfreudig auf die Leinwände brachte.

     Es gilt: Paul Gauguin, vielfach in einem Atemzug mit Vincent van Gogh (mehr), Claude Monet (mehr) und Paul Cézanne (mehr) genannt, ist nach wie vor ungemein populär! Breitere Ausstellungen mit seinen faszinierenden Arbeiten sind jedoch eher selten.

 

Zur Vita des Malers bemerkt das Haus: „Gauguins einzigartige Schöpfungen erzählen von der Suche nach dem verlorenen Paradies auf Erden, von seinem filmreifen Künstlerleben zwischen den Kulturen, bestimmt von Leidenschaft und Abenteuergeist. 

     Kein Künstler hat auf der Suche nach sich selbst und einer neuen Kunst einen weiteren und abenteuerlicheren Weg auf sich genommen als Paul Gauguin.

 

Installationsansicht der Ausstellung "Paul Gauguin", Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2015, mit den Werken: Oviri (Sauvage), 1894; Arearea (Joyeusetés (I)), 1892; Matamua (Autrefois), 1892; Nave nave moe (Délicieux mystère; Douces rêveries), 1894; rechts: D’où venons-nous? Que sommes-nous? Où allons-nous? (Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?), Öl auf Leinwand, 139,1 x 374,6 cm, 1897/98.
© Musée dʼOrsay, Paris; Musée d'Orsay, Paris, Legat von Monsieur und Madame Lung, 1961; Carmen Thyssen-Bornemisza Collection, Depositum im Thyssen-Bornemisza Museum, Madrid; Staatliche Eremitage, Sankt Petersburg; Museum of Fine Arts Boston, Tompkins Collection, Arthur Gordon Tompkins Fund. Foto: Mark Niedermann

 

Nach einer in Peru verbrachter Kindheit als weltreisender Seemann der Handelsmarine, als Börsenhändler und Bohémien im Paris des Fin de Siècle, Freund und Förderer der Impressionisten, Mitglied der Künstlerkommune im bretonischen Pont Aven, „WG-Partner“ von Van Gogh in Arles, mit seiner unstillbaren Sehnsucht nach einer Insel der Seligen, die er auf Tahiti und als Eremit auf den Marquesas-Inseln zu finden hoffte, wurde er zu einem der ersten modernen Nomaden und zivilisationskritischen Aussteiger in der Kunst. Gauguin entdeckte eine neue Form von Sinnlichkeit, Exotik, Ursprünglichkeit und Freiheit für die moderne Kunst.“

bra

 

Es existiert weltweit kein Kunstmuseum, das ganz dem Werk Gauguins gewidmet ist. Die Leihgaben in der schweizerischen Ausstellung kommen aus 13 Ländern. Darunter befindet sich eine Gruppe von Werken aus den legendären russischen Sammlungen der Eremitage in Sankt Petersburg und des Pushkin Museums in Moskau. Sie waren letztmalig 2009 in der großartigen Düsseldorfer Ausstellung „Bonjour Russland“ im Museum Kunstpalast zu sehen.


Die Ausstellung "Paul Gauguin" läuft noch bis zum 28. Juni 2015.
FONDATION BEYELER
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen / Basel
Tel. +41 - (0)61 - 645 97 00

Öffnungszeiten
MO-SO 10 – 18 Uhr

MI 10 – 20 Uhr 

Im Juni bereits um 9 Uhr geöffnet

 

Ergänzung: Mehr als 330.000 Besucher zählte die Stiftung an Besuchern in dieser Ausstellung.

 

 

 

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