rheinische ART
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rheinische ART 09/2016

Archiv 2016

NEUES KINDERBUCH VON OTTO DIX

Der Schatz des Mädchens Hana

 

Vor wenigen Monaten entdeckten die Düsseldorfer Galeristen Herbert Remmert und Peter Barth das sogenannte „Bilderbuch für Hana“. Ein bisher unbekanntes, meisterliches Werk des Malers Otto Dix.

 

Otto Dix Bilderbuch für Hana, um 1925, 14 Aquarelle Foto © Galerie Remmert und Barth Düsseldorf 2016

 

Hin und wieder gibt es auf dem rheinischen Kunstmarkt wirkliche Sensationen. Das soeben der Öffentlichkeit vorgestellte Aquarell-Album mit 14 großformatigen und farbintensiven Arbeiten von Otto Dix (1891-1969) ist so ein Fall.


Seit über 90 Jahren waren diese Bilder offenbar im Verborgenen geblieben - konkret in einem geerbten Altaraufsatz im Bayerischen. Darin hatte nach Auskunft der Galeristen die 2006 in Oberbayern verstorbene und als scheu und misstrauisch geltende Hana Koch die Aquarell-Mappe versteckt. Die Blätter waren nie dokumentiert oder ausgestellt worden.

 

Otto Dix Hana (mit Weihnachtsbaum) 1922, Aquarell über Bleistift (Kat.−Nr. 1) Foto © Galerie Remmert und Barth Düsseldorf 2016

 

Hana Koch war das zweite Kind aus der Ehe des Düsseldorfer Arztes und Kunstsammlers Hans Koch und seiner Ehefrau Martha. Das rheinische Paar hatte daneben noch den Sohn Martin.

     Martha Koch unterhielt ab etwa 1921 eine Beziehung mit dem aus Sachsen zugereisten Otto Dix (mehr), der sich in Düsseldorf im Kreis um die Galeristin Mutter Ey und in der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland bewegte (mehr).

     Otto Dix und die vier Jahre jüngere Martha Koch, geborene Lindner, heirateten 1923 und hatten gemeinsam drei Kinder. Um 1925 machte sich der „Stiefvater“ daran, dem gerade fünfjährigen Mädchen Hana ein Bilderbuch zu malen.


Bisher waren fünf Kinderbilderbücher von Otto Dix bekannt. Nun kommt mit dem „Bilderbuch für Hana“ ein sechstes hinzu. Während die Blätter der fünf ersten Dix-Bilderbücher bereits vor Jahren einzeln verkauft wurden, ist der neue sensationelle Fund komplett erhalten. Der berühmte Künstler hatte die Bildermappen als Geschenke für seine eigenen drei Kinder und die Stiefkinder Hana und Martin gefertigt.

 

Otto Dix Ritter Hans an Hohenranden und seine Familie hoch zu Roß, um 1925, Bilderbuch für Hana, Blatt 2 (Kat.−Nr. 7/2) Foto © Galerie Remmert und Barth Düsseldorf 2016

 

Otto Dix Die Sieben Todsünden Bilderbuch für Hana, Blatt 8 (Kat.−Nr. 7/8) Foto © Galerie Remmert und Barth Düsseldorf 2016

 

Die Motive der in dem Hana-Album enthaltenen Arbeiten entstammen thematisch der Märchenwelt, den Heiligenlegenden und dem Alten Testament. Sie zeigen: Der Maler Dix konnte auch ganz anders!

     Statt mit hartem Realismus die üblen Seiten des Zwischenmenschlichen, der Gesellschaft und Politik oder in eindringlichen Bild-Zyklen das Grauen des Ersten Weltkriegs zu thematisieren, verstand er sich auch auf kindgerechtes und farbfrohes Zeichnen und Aquarellieren.


Gleichwohl: Hanas Bilderbuch ist nicht nur eine Kollektion von ebenso phantasie- wie anspruchsvoll gearbeiteten Bildinhalten, abgestimmt auf die kindliche Verständnisfähigkeit. Dix mutete dem fünfjährigen Mädchen in bester Märchenmanier auch so manch bedrohliche Figur zu: „Daniel in der Löwengrube“, „David und Goliath“ oder „Die Sieben Todsünden“.

     Letztere verstecken sich in skurrilen, monsterhaften Fabelwesen, wie man sie eher bei dem US-amerikanischen Regisseur und Meister des schrägen Humors Tim Burton (mehr) verortet. War Otto Dix vielleicht ein früher Burton, oder umgekehrt, Burton ein später Dix? 

     Der Betrachter darf rätseln, sich was denken und feststellen: Auch in der Kunstwelt wird längst nicht alles neu erfunden.


Das „Bilderbuch für Hana“ ist bereits der dritte spektakuläre Fund von Dix-Werken in einem Nachlass in Oberbayern. Unter anderem waren dort auch frühe Aquarelle von ihm aufgetaucht. Der neue Kunstschatz repräsentiert nach einer Taxierung der Galeristen einen Wert von rund 1,5 Millionen Euro.

     Das Aquarell-Buch wird in der Galerie Remmert und Barth in der Ausstellung „Otto Dix. Bilderbuch für Hana“ gezeigt, die gleichzeitig an den 125. Geburtstag des berühmten Malers der Neuen Sachlichkeit am 2. Dezember 2016 erinnert.

     Neben der Aquarell-Folge sind weitere, wiederentdeckte Wasserfarben-Bilder und Zeichnungen der Zwanzigerjahre aus dem Besitz von Hana Koch zu sehen. Ab Februar 2017 sind die Hana-Aquarelle Exponate in einer großen Dix-Retrospektive mit dem Titel „Der böse Blick“ in der Kunstsammlung NRW.

rART/cpw


Die Ausstellung „Otto Dix. Bilderbuch für Hana“ wird bis zum 22. Dezember 2016 gezeigt.
Galerie Remmert und Barth
Mühlenstraße 1
40213 Düsseldorf
Tel 0211 – 32 74 36

Öffnungszeiten
DI - FR 10 - 18.30 Uhr
SA 11 - 16 Uhr

 

 

 

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