rheinische ART
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rheinische ART 08/2024

TRANSFORMATION
Ziętas Metall-Morphosen


Wenn ein Künstler eine Technologie „erfindet“, die verblüffende Ergebnisse ermöglicht, lässt das aufhorchen. Der in Breslau (Wroclaw) lebende polnische Designer Oskar Zięta gehört zu diesen Kreativen.

 

Oskar Zięta Die Figur „NAWA“ (dt. „Schiff”, im architektonischen Sinne) auf der Dahleninsel in Breslau, Foto: Łukasz Gawroński. © Zięta Studio. Das Werk, bestehend aus 35 bionischen Stahlbögen, entstand vor dem Hintergrund der Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas 2016. Bildquelle © Haus Schlesien 2024

 

Seine künstlerische Innovation nennt sich FIDU-Technologie. Die Abkürzung steht für „Freie Innendruck Umformung“ und wurde von ihm nicht etwa in einem einsamen ländlichen Künstlerstübchen ersonnen, sondern bereits 2004 an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich entwickelt. Also in jener höchst prestigeträchtigen Schweizer naturwissenschaftlichen universitären Hochschule, die im kommenden Jahr ihr 170jähriges Bestehen feiert.

 

Oskar Zięta in NAWA, Foto: Laura Korzeniowska. © Zięta Studio. Bildquelle © Haus Schlesien 2024

 

Oskar Zięta CRYSTAL MONOLITH, Foto: Maciej Lulko. © Zięta Studio. Bildquelle © Haus Schlesien 2024

 

Was Oskar Zięta, der nicht nur Gestalter sondern auch Diplom-Ingenieur für Architektur (TU Stettin) ist, dort Jahre später im Rahmen einer Dissertation auf den Weg brachte, erlaubt es ihm, Metall nahezu unbegrenzt zu formen und zugleich zu stabilisieren, wie es aktuell in einer Ausstellung im Haus Schlesien in Königswinter heißt.

     Die Schau titelt daher auch technisch-sachlich und wortspielerisch „Metallmorphosen. Transformation, Verformung, Prozess“.

 

Zięta lässt mit der FIDU-Technik Skulpturen und Objekte entstehen, die die Erfahrungen und Erwartungen der Betrachter regelrecht auf den Kopf stellen und die besondere Qualität des Materials, also des Metalls, hervortreten lassen.

     Für manche Kunstkenner sind sie geradezu von makelloser Schönheit. Der Künstler leitet seine Formgebung gleichermaßen von Natur- und Kulturphänomenen ab und steht damit im weiteren Sinne in der Tradition des künstlerischen Grundsatzes „Form follows nature“ (mehr) und der damit verbundenen organischen Formgebung.

     Er selbst versteht seine Skulpturen als endlose Transformationen, als Metamorphose. In ihrer Form, Monomaterialität und Ultraleichtigkeit manifestieren sie, wie es das ausstellende Haus hervorhebt, „eine tiefe Faszination für Prozess, Technologie, Bionik und vor allem für das Material.“

 

Blick in die Ausstellung. Foto © Paul Meixner. Bildquelle © Haus Schlesien 2024

 

Für den Künstler sind seine Kunstwerke auch Symbol für interdisziplinäres Schaffen, gekrönt von Kreativität. „Sie sind die Aufwertung der Ästhetik und der Bedeutung unzähliger Konzepte. Und schließlich ein Vorgeschmack auf eine neue Generation in Kunst, Design und Technik.“
rART/cpw


 Oskar Zięta (*1975 Zielona Góra/ Grünberg) reichte das neuartige Verfahren zur Blechbearbeitung als Dissertation unter dem Titel „Formgebungs- und Stabilisierungsparameter für das Konstruktionsverfahren der FiDU-Freien Innendruckumformung von Blech“ im Jahre 2012 bei der ETH Zürich ein.

     Im Abstrakt wird es als eine Weiterentwicklung der in der Automobilindustrie etablierten Innenhochdruck-Umformung (IHU) beschrieben. Die Methode verzichte, so die technische Beschreibung, auf jede Form spezifischer Umformwerkzeuge und wird dabei mittels der Geometrie des Zuschnitts (2D-Kontur), des verwendeten Werkstoff, des Innendrucks und der Deformationszeit gesteuert. (mehr)


Die Ausstellung „Metallmorphosen. Transformation, Verformung, Prozess“ wird bis zum 3. November 2024 gezeigt.
HAUS SCHLESIEN
Dokumentations- und Informationszentrum

Dollendorfer Straße 412
53639 Königswinter
Tel 02244 – 886 0
Öffnungszeiten
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SA, SO 11 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

Letzter Einlass 17 Uhr
Eintritt frei