Archiv 2015
LANGEN FOUNDATION
Olafur Eliasson
Genialer Lichtkünstler, gefragter Objektkünstler und großartiger Installationskünstler? Oder experimenteller Ästhet und künstlerischer Umweltaktivist? Was davon ist Olafur Eliasson? Das liegt wie immer im Auge des Betrachters und schauen kann man derzeit circa 40 Werke des „leading contemporary artist“, wie man ihn sicherlich nennen darf, im privaten Ausstellungshaus Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich.
Ausstellungsansicht Olafur Eliasson Foto ©rART |
Privat Es ist ein sehr privater Blick auf das Schaffen von Olafur Eliasson (*1967), der da ermöglicht wird. Denn die Exponate stammen alle aus der - ebenfalls privaten - Berliner Sammlung Boros. Ausgestellt sind die Werke, die der Privatmann Boros über Jahrzehnte hinweg vom Künstler erstand, die ihn überzeugten, aber gleichwohl, wie der Sammler anlässlich eines Pressegesprächs gerne zugab, „nicht immer verstand“.
Blick in die Ausstellung Olafur Eliasson (Colour experiment) Foto ©rART
Ausstellungsansicht Olafur Eliasson Foto ©rART
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1995 habe er zum ersten Mal Werke von Eliasson gesehen. Drei Jahre brauchte es dann, „um das Eis zu brechen“. Vielleicht war und ist dieses frühe Nichtverstehen ein Grund für die andauernde Treue und Begeisterung. Es sei für ihn beglückend, so formulierte Boros weiter, Olafur Eliasson über einen so langen Zeitraum begleiten zu dürfen. Heute kann er aus seiner Sammlung Arbeiten von Eliasson zeigen, die zwischen 1994 und 2015 entstanden sind.
Multimedial Die Schau unterliegt also keinem kunsthistorischen Anspruch auf das Œuvre des Künstlers, was sie allerdings nicht schmälert, denn kaum jemand wird sich der Faszination von Eliassons Arbeiten entziehen können. Es scheint, dass der Mann die Mythen wie eine ganz besondere existentielle Naturbegrifflichkeit seiner nordischen Heimat in den Genen trägt. Welche Botschaften der Künstler dänisch-isländischer Abstammung transportiert, ist nicht immer sofort zu greifen. Seine mit Licht erzeugten Farbräume (zum Beispiel room for all colours) sind einerseits spektakulär und doch Sehnsuchtsräume nach Licht mit Wohlfühlcharakter, der unter der Decke hängende und ziemlich flott kreisende Tischventilator brummt ziemlich laut und lässt aufhorchen, seine großformatigen runden Gemälde Colour experiment, von denen zwei in der Schau gezeigt werden, zeigen das Spiel mit Primär- und Komplementärfarben.
Installationsansicht Olafur Eliasson (Convex/concave) Foto ©rART
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Solche Arbeiten und auch seine technischen Installationen wie Convex/Concave oder Vortex for Lofoten, die mit Mitteln wie Pumpe, Schlauch, Wasser, Plexiglas oder Spiegelfolie konstruiert sind, lassen ihn gefühlt in die Nähe eines Mike Kelley (mehr) oder Damian Hirst (mehr) rücken.
Experimentell Sicherlich ist es die Natur, die immer wieder neu von ihm rezipiert wird - und tut dies ziemlich überraschend. Darf die Präzision als ein Merkmal seiner Arbeit betrachtet werden, so verschafft er andererseits der Natur selber die Möglichkeit, Bilder zu zeichnen. Das Natürliche ist nicht immer gerade, aber unnachahmlich - und zu erfahren in einer Serie von Zeichnungen, die auf ziemlich ungewöhnliche Weise entstand. Er bat seinen Vater in ein Boot, legte ihm einen Zeichenblock auf die Knie und gab ihm einen dicken Stift in die Hand. Der ließ sich nun im wahrsten Sinne des Wortes treiben und setzte den Stift immer in der Mitte des Blattes an... Der Wind schuf die Wellen und die Wellen brachten Bewegungen, die als Linien auf dem Papier ihren Ausdruck fanden.
Detailansicht Olafur Eliasson (Negative quasi brick wall) Foto ©rART |
„Ich berühre meine eigene Zeit“, fügte Eliasson erklärend hinzu und erzählte von seinem Team im Berliner Atelier, mit dem er arbeite und das ihn, wie Menschen überhaupt, zu kreativem Output anrege. Aber wann ist man kreativ? Eliasson stellte die Frage selbst in den Raum und liefert die Antwort gleich mit. Für ihn ist es „… die Wahl und die Konsequenz, etwas zu tun. Nicht die Wahl zwischen Metall und Holz, großes oder kleines Format.“
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Olafur Eliasson – Works from the Boros Collection 1994 – 2015“ ist bis zum 18. Oktober 2015 zu sehen.
Langen Foundation
Raketenstation Hombroich 1
41472 Neuss
Tel. 02182 / 5701-15
Öffnungszeiten
täglich von 10 – 18 Uhr