ARCHIV 2013
Kraftwerk-Roboter: Fotografien von Peter Boettcher
KRAFTWERK
KRAFTWERK ROBOTER-2 © Peter Boettcher / Kraftwerk / Sprüth Magers
KRAFTWERK ROBOTER-4 © Peter Boettcher / Kraftwerk / Sprüth Magers |
Stoisch, dauernd, blechern, technisch, dröhnend, wiederholend – es war eine Musik gegen den Mainstream und der Zeitgeist musste sich in den 1970er Jahren beeilen, sie einzuholen, diese Düsseldorfer Gruppe junger Musiker, die heute international als die Pioniere der elektronischen Musik gefeiert werden. Genial sind ihre, als „Ohrwürmer“ in den Köpfen der Menschen dauerpräsenten, Lieder wie „Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn“ oder „Wir sind die Roboter“.
BIS ZUM 30. Januar zeigt das NRW-Forum Düsseldorf Arbeiten des Fotografen Peter Boettcher, der seit 20 Jahren die Auftritte von "Kraftwerk" dokumentiert. Die Ausstellung begleitet zehn Auftritte der Roboter-Band im Museum K20. Mit der chronologisch angelegten Konzertreihe bringt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen das 1970 von Ralf Hütter und Florian Schneider in Düsseldorf gegründete elektronische Projekt Kraftwerk an den Ort der eigenen Geschichte zurück. Electro-Sound im Museum? Ja, weil diese passt. „Wichtige Wurzeln von Kraftwerk – eines der einflussreichsten Phänomene der Kunst- und Musikwelt – liegen in der aufbrechenden Düsseldorfer Kunstszene der 1960er Jahre, wo die Grenzen der Kunstgattungen gesprengt worden sind“, teilt die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, mit.
Und Düsseldorf, so wissen Insider, ist mit der Musikgruppe Kraftwerk zur Geburtsstätte des Electro-Sounds avanciert. Wo ein blendender Erfolg vorliegt, ist auch die Wissenschaft mit ihrem Wunsch nach Analyse und Erklärung, im Finden und Kreieren von Ursprüngen und Zusammenhängen, nicht weit. So fand zum Start der Kraftwerk-Auftritte in Bild und Ton vom Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität unter dem Titel „Kraftwerk – die Mythenmaschine“ die erste wissenschaftliche Tagung zur intermedialen und ästhetischen Deutung der Düsseldorfer Elektronik-Gruppe statt.
Monumentale Klarheit und Konzentration
Der Kölner Fotograf Peter Boettcher ist seit Mitte der 80er Jahre als Musik-Fotograf bekannt. Für das Independent-Magazin "SPEX" fotografierte er 1991 die Roboter von Kraftwerk im legendären Kling-Klang-Studio in Düsseldorf. Die im NRW-Forum ausgestellten Bilder entsprechen nicht dem gängigen Klischee der Musik- oder Rock-Fotografie. Backstage Aufnahmen, private Portraits der Protagonisten, ekstatische Momentaufnahmen, tobendes Publikum - all das ist in Peter Boettchers Aufnahmen nicht zu finden. Unter dem Titel "Kraftwerk Roboter" sind mehr als 30 zum Teil großformatige Arbeiten zu dem zentralen Kraftwerk-Thema versammelt: der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine.
KRAFTWERK ROBOTER-5 © Peter Boettcher / Kraftwerk / Sprüth Magers |
Ralf Hütter, nicht nur Mitbegründer sondern auch Texter des elektronischen Musik-Projekts Kraftwerk, beschreibt es in einem Essay so: „Es fühlt sich gut an, Teil der Maschine zu sein. Es ist ein befreiendes Gefühl. Auch weil ich mich selbst als Individuum zurückstelle. Wir spielen die Maschinen, und die Maschinen spielen uns.“ Dass die Roboter, als Alter Ego, bei öffentlichen Auftritten - auch bei Konzerten – zeitweise an Stelle der wirklichen Musiker auftreten, mag bedauerlich sein, ist aber nicht unglaubwürdig sondern in diesem Sinne nur logisch. Die Legende, sie lebt, gleich ob in ihren Adern Blut oder Öl fließt.
Boettchers Portraits der Roboter und seine Fotografien der Bühnenauftritte bei Konzerten in aller Welt atmen die Präsenz des Kraftwerk-Universums. Es sind Bilder, bei deren Betrachtung der Besucher die Musik von Kraftwerk zu hören glaubt, den Takt spürt und fast wie ferngesteuert unwillkürlich die dazugehörigen Textzeilen im Kopf zu singen beginnt. Doch unklar ist, wen oder was man sieht. Den Musiker Mensch oder eine musizierende Maschine, den – Roboter?
► Seit ihren Performances auf der Biennale von Venedig im Jahre 2005, der 3 -D Video -Installation im Kunstbau des Lenbachhauses München 2011 und der Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art im April 2012 wird wahrgenommen, dass Kraftwerk ein audio-visuelles Gesamtkunstwerk darstellt. Peter Boettcher ist ihr fotografischer Chronist.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Kraftwerk – Roboter" mit Fotografien von Peter Boettcher ist bis zum 30. Januar 2013 zu sehen.
NRW-Forum Düsseldorf
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