aus "Kunst erleben"
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Sind Sie "Neugierig?"
Die junge Frau fällt nicht auf. Ihre blonden Haare trägt sie eng am Hinterkopf zusammengebunden. Ihr strenges rotes Kostüm sieht aus wie die Uniform des Wachdienstes
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ine weiße Wand. Davor die junge Frau. Sie fängt an, sich zu bewegen. Vor und zurück und zur Seite schreitet sie, sie braucht Platz. Durch ihre plötzlichen Bewegungen in dem an sich ruhigen Ausstellungsraum zieht sie die Blicke der Anwesenden auf sich. Sie lässt sich nicht irritieren, sondern bewegt sich tänzerisch weiter, zieht ihre Schuhe aus, hebt die Arme, streift ihr Haargummi ab und schüttelt das Haupt mit dem nun frei fallenden Haar, um sich sofort mit wiegenden Hüften wieder vor und zurück zu bewegen. Die Jacke fällt, die Bluse wird aufgeknöpft und der Reißverschluss des Rockes geöffnet. Einige Besucher gehen weiter, andere setzen sich auf wenige freie Stühle und schauen. Wieder andere bleiben stehen. Was passiert da? Wie weit wird sie gehen? Sie wird doch nicht ...? Immerhin ist diese Darbietung einer unerwarteten wie ungebetenen Stripteasvorstellung nicht unähnlich.
Sammlungen: About Change, Collection Sammlung Boros Sammlung Evergreen Berlin Sammlung Falckenberg, Hamburg Collection Antoine de Galbert, Paris Collection Marc et Josée Gensollen, Marseille Sammlung Goetz Sammlung Haubrok Sammlung KiCo Sammlung Paul Maenz, Berlin Olbricht Collection Privatsammlung Köln Sammlung Ringier, Schweiz Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann Julia Stoschek Foundation e.V. |
Im HIER und JETZT
Nein, die junge Frau entblättert sich nicht ganz. Den Schlüpfer behält sie an. Und plötzlich hört man sie etwas sagen. Als Betrachter ist man überrascht, dass überhaupt etwas gesagt wird. „Tino Sehgal“ ist zu vernehmen. Das klärt die Situation, denn Tino Sehgal macht Kunst mit lebenden Objekten. Der Tanz war das Kunstwerk „Selling Out 2002“ aus der Sammlung der Collection Marc et Josée Gensollen, Marseille.
Die Ausstellung „Neugierig“ in der Bonner Bundeskunsthalle zeigt die Stilvielfalt der Gegenwartskunst. Wenn auch nicht alle gezeigten Werke so einnehmend sind wie der bewegte Tanz, so wird doch ein verdichteter Einblick in die zentralen Fragestellungen zeitgenössischer Kunst gegeben. Sie dient nach Aussage des Veranstalters „ ... als Reflexionsfläche, als ein Ort des Nachdenkens ...“. Und im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Verhältnis der zeitgenössischen Kunst zur aktuellen, politischen und privaten Realität.
Bemerkenswert an der Ausstellung ist allerdings noch ein ganz anderer Aspekt: Alle Kunstwerke entstammen privaten Sammlungen. Die gezeigten 145 Werke von 57 Künstlerinnen und Künstlern sind aus 15 privaten Sammlungen und zeigen das, was im 21. Jahrhundert das Interesse privater Kunstsammler fand. Ein Blick in Privatsammlungen ist der Öffentlichkeit nur wenig gegeben und deshalb macht „Neugierig?“ neugierig. Gleichzeitig ist die Ausstellung der Auftakt zu einer neuen Reihe der Bundeskunsthalle, die der Frage nach den möglichen Beziehungen zwischen privaten Sammlungen und öffentlichen Museen nachgehen will. Man darf gespannt sein.
Franziska Bradl
Plakat zur Ausstellung, Foto Bundeskunsthalle |
Künstlerinnen und Künstler: |
Die Ausstellung ist bis zum 2. Mai 2010 geöffnet.
Kunst- und Ausstellungshalle
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