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rheinische ART 09/2017

Archiv 2017
FILMMUSEUM DÜSSELDORF
Vier Wochen Kubrick


Stanley Kubrick gilt als einer der bekanntesten und wichtigsten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Sein cineastisches Œuvre umfasst 13 Spiel- und vier Kurzfilme, teils mit dokumentarischem Charakter, geschaffen in 45 Jahren.


 

Clapperboard (Regieklappe) für die Filmproduktion von Shining 1979, Exponat der Ausstellung „Stanley Kubrick” in Frankfurt 2004. Foto © rheinische Art 2017

 

Fast alle seine Filme sind - bis auf die frühen Low-Budget-Fingerübungen wie etwa „Killer´s Kiss" von 1955 - Meisterwerke. Einige wurden zu Klassikern, andere sind bis heute umstritten.
     Mit einer 16 Arbeiten umfassenden Werkschau unter dem Titel „Kubrick Komplett“ widmet sich das Filmmuseum Düsseldorf den ganzen Monat September über dem filmischen Lebenswerk des US-amerikanischen Regisseurs, Produzenten und Drehbuchautors.

 

Stanley Kubrick Fotoquelle Filmmuseum Düsseldorf

 

Militaria-Requisiten aus Full Metal Jacket: Born to Kill-Helm und Gewehr des Soldaten Private Jocker. Exponate in der Ausstellung „Stanley Kubrick” in Frankfurt 2004. Foto © rheinische Art 2017

 

Kinogeneral Bereits zu Lebzeiten war Stanley Kubrick (1928 - 1999) ein Mythos: Gefeiert, kultisch verehrt und mehrfach als „bester Regisseur aller Zeiten" betitelt.

     Nur wenige seiner Berufskollegen haben es so wie er verstanden, ihr Publikum gleichermaßen zu faszinieren als auch zu schockieren, zu irritieren oder zu verstören. Dass der Mann mit dem gefürchteten Röntgenblick auch ein Ärgernis war, „...ein Tyrann, ein Pedant, ein grausamer Kinogeneral", dieses Wissen, so schrieb einmal die Frankfurter Allgemeine Zeitung, sei verglüht „im Feuer der Legende".

     Auf jeden Fall drehte er Filme ohne Rücksicht auf die Kinomoden seiner Zeit. Die von ihm geschaffenen Kinokunstwerke brillieren durch eine einzigartige Visualität. Kubricks beeindruckende Fähigkeit, sowohl Räume und Situationen zu gestalten als auch Schauspieler zu führen, hatte in nahezu allen Genres Höchstleistungen zur Folge.

 

Spitzenwerke So gilt das Weltall-Opus „2001 – Odyssee im Weltraum" (A Space Odyssey, 1968) als einer der bedeutendste Science-Fiction-Filme. Die mit den genialen wie gewaltigen Klängen der sinfonischen Dichtung von Richard Strauss nach Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ unterlegten Filmbilder sind an Wirkungsmächtigkeit bislang unübertroffen.
     Der Thriller „Shining" (The Shining ,1980) nach dem gleichnamigen Roman von Steven King wird zu den besten Horrorfilmen gerechnet. Er erzählt die Geschichte einer Familie, die langsam in den Wahnsinn treibt.
     Ob „Uhrwerk Orange“ (A Clockwork Orange, 1971), das bahnbrechende Historiengemälde „Barry Lyndon" (1975), der Vietnam-Kriegsfilm „Full Metal Jacket“ (1987) oder das auf Arthur Schnitzlers ´Traumnovelle´ basierende Drama „Eyes Wide Shut" (1999) - Stanley Kubricks Arbeiten waren enorm einflussreiche Beiträge in der jüngeren Filmgeschichte. Sie setzten Maßstäbe und hohe Standards, definierten ihr Genre neu und beeinflussten seine Weiterentwicklung nachhaltig.

 

Bei den Filmarbeiten von Eyes Wide Shut. V.r.n.l.: Stanley Kubrick, Nicole Kidman und Tom Cruise, 1999. Photo by © Warner Bros., Entertainment In., © Warner Bros. Entertainment Inc.

 

Dabei wählte der Regisseur stets - oftmals zuvor als unverfilmbar geltende - literarische Vorlagen, die er ganz seinen Vorstellungen entsprechend umsetzte. Seine filmische Perfektion war im eigentlichen Sinne die Folge einer unglaublich präzisen Planung und gewissenhaften Realisierung, die aber auch enorm Zeit kostete. So ist es heute verständlich, dass der Visionär Kubrick mithin nur alle paar Jahre einen Film inszenierte, dann aber seine Schauspieler bis an ihre psychischen und physischen Grenzen führte.

 

Kubricks Plädoyer für mehr Menschlichkeit: Kirk Douglas als Colonel Dax in dem Antikriegsfilm „Wege zum Ruhm" (Paths of Glory) von 1957. Fotoquelle Cinemaforever.net


Besondere Beachtung fand in jüngster Zeit im Rahmen der Gedenkfeiern zum Ersten Weltkrieg Kubricks früher und brillanter Antikriegsfilm „Wege zum Ruhm" (Paths of Glory, 1957). Die Feuilletons feierten ihn bereits nach der Uraufführung als „aufrichtigsten Antikriegsfilm der Filmgeschichte“.

     In den späten Fünfzigern gefiel das allerdings längst nicht allen. Das damals unpopuläre Thema Befehlsverweigerung, um dass es in dem Schwarz-Weiß-Stück geht und dass einen beeindruckenden Kirk Douglas in der Hauptrolle zeigt, führte in Frankreich zu einem Aufführungsverbot von fast 25 Jahren. Auch in Großbritannien, Israel und Australien senkten sich die Daumen der Filmwächter oder es wurden Schnittauflagen verhängt.

     Sieben Jahre später, 1964, nahm sich Kubrick des Themas ´Kalter Krieg´ und nukleare Abschreckung an und verarbeitete es satirisch: „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Die darin geschilderte Geistesgestörtheit eines Generals, der einen Atomangriff auslösen will, ist plötzlich aktueller denn je.

     Weniger bekannt ist, dass der legendäre Filmemacher Kubrick vor seiner Karriere als Regisseur rund vier Jahre als Fotojournalist für das US-Magazin Look arbeitete. Von dem auf rund 27.000 Fotos geschätzten Gesamtbestand seiner Pressebilder publizierte das Magazin etwa 1.000 Motive (mehr).
cpw

Die Filmreihe „Kubrick Komplett - Filme des Ausnahmeregisseurs Stanley Kubrick" endet am 29. September 2017.
Filmmuseum Düsseldorf
Schulstraße 4
40213 Düsseldorf
Tel 0211 / 8992 232
Öffnungszeiten
DI - SO 11 - 18 Uhr


Zitierquelle: Andreas Kilb „Die Schatzkammer des Kinogenerals", in FAZ vom 1. April 2004

 

 

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