Archiv 2018
ALLTAGSFOTOGRAFIE
Jenseits verklärter Folklore
Der Subkontinent Indien hat bekanntlich viele Gesichter. Der Kölner Fotograf Klaus Wohlmann hat urbanes Leben und die Arbeit in bäuerlichen Kleinbetrieben festgehalten.
„Indische Logistik“ Exponat in der Ausstellung „Zwei Gesichter Indiens" von Klaus Wohlmann im GIZ Bonn. Foto © Klaus Wohlmann 2018 |
Wohlmanns Fotografien bilden ein ebenso bemerkenswertes wie sehenswertes Kontrastprogramm aus dem indischen Stadt- und Landleben: beeindruckend unromantisch, sachlich, dokumentarisch.
Dies mag ursächlich mit der Institution zu tun haben, für die er im Wesentlichen die Fotoarbeiten anfertigte. Sie entstanden bei Reisen nach Kolkata (Kalkutta) 2016 und 2017 sowie im Rahmen eines Auftrags des GIZ-Projekts „Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ des gemeinnützigen Bundesunternehmens GIZ Bonn, in dessen Räumen die Präsentation derzeit zu sehen ist.
Jobmaschine Großstadt - Stadtszenerie. Exponat in der Ausstellung „Zwei Gesichter Indiens" von Klaus Wohlmann im GIZ Bonn. Foto © Klaus Wohlmann 2018 |
Die Foto-Ausstellung titelt „Zwei Gesichter Indiens“ und ist mit 56 Fotografien reichhaltig bestückt. Wohlmanns zwei Gesichter des Riesenlandes sind schlicht die Gegensätze von Stadt und Land. Von den rund 1,3 Milliarden Einwohnern Indiens leben allein 400 Millionen in den ständig wachsenden Metropolen – eine große Herausforderung für die heimische Nahrungsmittelproduktion, in der die Hälfte der Landbevölkerung arbeitet.
Und der Zuzug in die Millionenstädte hält an. Denn trotz Wachstums hat sich die Kluft zwischen Arm und Reich in der nach China bevölkerungsreichsten Volkswirtschaft der Welt vertieft, ist der Abstand im Lebensstandard städtischer und ländlicher Bewohner größer geworden.
Mit „Streetfotografien“ aus dem multi-ethnischen und für seine Kolonialarchitektur berühmten Kolkata, bis 1911 Hauptstadt Britisch-Indiens, das mit fast 15 Millionen Einwohnern nach New Delhi und Mumbai (Bombay) den drittgrößten Ballungsraum Indiens repräsentiert, liefert die Schau eindrucksvolle Szenen des Alltagsleben. Wiederkehrende Motive sind die im Straßenbild allgegenwärtigen Angebote zur Ernährung der Menschen.
Dabei zeigen die Bilder von Klaus Wohlmann (55) keine bunt-romantische Folklore und Drittwelt-Sentimentalität. Sie sind eher als realistische Fotodokumente zu klassifizieren, mit einer intensiven atmosphärischen Dichte, die den Zustand einer Stadt (konkret Kolkata) spiegeln, die trotz ihrer Einzigartigkeit durchaus beispielhaft für andere Metropolen Indiens steht und deren überwiegender Bevölkerungsteil nur einem Zwang zu folgen scheint: leben und überleben auf engstem Raum.
Arbeiten in einem Agrarzentrum. Exponat in der Ausstellung „Zwei Gesichter Indiens" von Klaus Wohlmann im GIZ Bonn. Foto © Klaus Wohlmann 2018 |
Im Kontrast dazu stehen die Aufnahmen von Agrareinrichtungen und Kleinbetrieben im Tomaten- und Kartoffelanbau in verschiedenen ländlichen Regionen – dem „Gemüsegarten“ Indiens. Sie zeigen vielschichtig, wie mit Unterstützung der Experten der GIZ etwa durch Mechanisierung, nachhaltigen Pflanzenschutz, ökologisches Saatgut und modernen Kühlanlagen der Bedarf an mehr Nahrungsmitteln durch bessere Ernten gedeckt wird.
Der Agrarproduktion wird im Indien von heute nach wie vor höchste Priorität eingeräumt. Auch hierzu liefert Wohlmann kaum fotografisch verklärte Blicke auf eine „friedliche Bauernkultur“ und eine pittoreske Landwirtschaft. Vielmehr veranschaulichen seine Bilder, wie existenziell innovatives Wirtschaften ist – für die Betreiber ebenso wie für die Bewohner der Städte.
rART/cpw
► Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit Sitz in Bonn und Eschbach ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern.
Die Ausstellung „Zwei Gesichter Indiens“ kann bis zum 22. Juni 2018 besucht werden.
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