rheinische ART
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rheinische ART 03/2025

MODERNE
Maurice de Vlaminck

 

Was für ein ungestümer Zeitgeist! Maurice de Vlaminck war nicht nur ein Rebell – er war ein progressiver Geist, der als einer der Fauves, der „Wilden“, zu Beginn des 20. Jahrhunderts farbgewaltige Werke schuf. Seit fast 100 Jahren wurde er nicht mehr in einer Schau in Deutschland gezeigt. In einer bemerkenswerten Kooperation mit dem Haus Barberini in Potsdam stellt das Von der Heydt-Museum in Wuppertal diesen Maler nun neu vor.

 

Maurice de Vlaminck Die Boote, 1905, Öl auf Leinwand, 46,5 x 55,3 cm, Privatbesitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025


Und es gelingt dem Haus tatsächlich eine fulminante Schau. Namhafte Leihgeber haben ihre Vlaminck-Werke auf Reisen nach Wuppertal geschickt. Bemerkenswert! Und noch eindrucksvoller ist, dass das Haus sich nicht scheut, altbekannte Rezensionen nicht zu wiederholen sondern tatsächlich einen neuen Blick auf das Oeuvre zu bieten.

 

André Kertész Maurice de Vlaminck (1876-1958), 1928, Serie La France, 1926-36, © bpk / Ministère de la Culture, Médiathèk de patrimoine et de la photographie, Dist. Grand Palais Rmn / André Kertész

 

Dazu gehört sehr viel mehr als nur die Betrachtung seiner exzessiven Arbeiten, die durch den gebotenen Farbenrausch die Aufmerksamkeit des Betrachters natürlich auf sich ziehen – das Haus lässt auch die politische Gesinnung des Künstlers nicht außen vor, die besonders aus deutscher Sicht zweifelhaft, ja fragwürdig, ist: Vlaminck befürwortete die Kulturpolitik der Nationalsozialisten. Und dies, obwohl auch einige seiner Werke aus Museen entfernt worden waren, diese aber nicht 1937 in der berüchtigten Schau „Entartete Kunst“ der verfemten Künstler gezeigt wurden. Das Wuppertaler Haus widmet diesem Thema einen eigenen Raum und betitelt diesen mit „Vlaminck und die Nationalsozialisten“. Chapeau! Der Beginn einer Aufarbeitung wurde gemacht.
     De Vlaminck ist als Maler der Moderne zu wichtig, um ihn einfach zu ignorieren. Er zählte in seiner Zeit zu den führenden Vertretern der französischen Avantgarde und wurde auch in Deutschland als ein Wegbereiter der Moderne gefeiert.

 

Maurice de Vlaminck Häuser in Chatou, um 1905, Öl auf Leinwand, 81,3 x 101,6 cm, The Art Institute of Chicago, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025


Geboren wurde er in Paris als Sohn eines Musikerehepaares. Ersten Malunterricht erhielt er im pubertierenden Alter, eine akademische Ausbildung genoss er nie. Er betätigte sich als berufsmäßiger Rennfahrer und Mechaniker, absolvierte einen mehrjährigen Militärdienst und wurde Musiker. Sein Lebensweg änderte sich mit der Bekanntschaft von André Derain, der ihn wieder zur Malerei brachte. Zunächst malte er die Landschaften, die er auf dem Fahrrad erkundete, und tat dies gerne entlang der Seine.


Als sich im Salon d’Automne 1905 eine Künstlergruppe um Henri Matisse formierte, die die damalige Kritik als Fauves bezeichnete, war auch er mit dabei. Mit der farbintensiven Malerei dieser Fauves entwickelte sich eine ausdrucksstarke Malerei, die, so das Haus „… formale Parallelen zum deutschen Expressionismus aufweist.“ Vlaminck identifizierte sich mit dem Attribut der Wildheit und legte sich früh das Image eines Künstlerrebellen, der sich den Regeln der akademischen Malerei verweigerte, zu. Sein großes Vorbild war Vincent van Gogh.

 

Maurice de Vlaminck Stillleben/Nature morte, vor 1911, Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm, Von der Heydt-Museum Wuppertal, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025


Bereits 1910 war Vlaminck in Deutschland zu sehen und zwar in der Schau „Junge französische Maler“ in der Barmer Kunsthalle (mehr) in Wuppertal. August von der Heydt erwarb 1911 das Gemälde „Stillleben“ von Vlaminck, das sich noch heute in der Sammlung des Hauses befindet. Vlaminck war ebenso in der legendären Sonderbundausstellung 1912 (mehr) in Köln mit sechs Werke vertreten und Alfred Flechtheim (mehr) zeigte ihn in seiner Düsseldorfer Galerie. Weitere Präsentationen, auch in Berlin, folgten.
     1937 wurden in acht deutschen Museen Arbeiten von Vlaminck als „entartet“ beschlagnahmt. Das Museum widmet sich diesem Kapitel in Vlamincks Oeuvre, berichtet über die neuesten Forschungen und geht unter anderem der Frage nach: Wie wurde aus dem Anarchisten Maurice de Vlaminck ein NS-Kollaborateur?
Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

Die Ausstellung „Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne“ ist bis zum 18. Mai 2025 zu sehen.
Von der Heydt-Museum Wuppertal
Turmhof 8
42103 Wuppertal
Tel. 0202 / 563 6231
Öffnungszeiten
DI – SO 11 – 18 Uhr