Archiv 2018
MAORI-SCHÄDEL
Rautenstrauch restituiert
Die Stadt Köln hat im Rahmen einer feierlichen Zeremonie einen sogenannten Toi moko, einen tätowierten, mumifizierten Maori-Schädel, zurückgegeben.
Blick in eine RJM-Exposition: Raumbild „Der inszenierte Abschied: Tod und Jenseits“ Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten“ Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt © Stadt Köln Rautenstrauch-Joest-Museum, Foto: Martin Claßen und Arno Jansen, Köln |
Empfänger des seit über 100 Jahren im Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) gelagerten und schon seit Jahrzehnten aus Pietätsgründen nicht mehr öffentlich gezeigten menschlichen Überrestes ist das „Museum of New Zealand Te Tongarewa“ in Neuseelands Hauptstadt in Wellington.
Grundlage für die Rückgabe von menschlichen Überresten der Maori, der Urbevölkerung der pazifischen Inselgruppe, ist das seit 2003 laufende, weltweite „Karanga Aotearoa Repatriation Programm“ unter der Leitung des neuseeländischen Museums, das die Restituierung menschlicher Überreste aus weltweiten Sammlungen an die indigene Bevölkerung vorsieht.
Der Kulturausschuss des Kölner Rates hatte im März 2018 einer Beschlussvorlage der Verwaltung zur Rückgabe zugestimmt. Damit kann der mumifizierte Maori-Schädel aus der Sammlung der RJM in seine Heimat zurückkehren.
Blick in das Licht durchflutete Foyer des RJM Rautenstrauch-Joest-Museum - Kulturen der Welt © Stadt Köln Rautenstrauch-Joest-Museum, Foto: Martin Claßen und Arno Jansen, Köln
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Die exakte Herkunft des Kölner Schädels ist nicht bekannt, wohl hingegen der Zeitpunkt, zu dem er in den Besitz des rheinischen Museums gelangte.
Im Jahre 1908 erwarb der erste Direktor des Kölner Völkerkundemuseums, der Ethnologe und Honorarprofessor der Kölner Universität Willy Foy, den Schädel von einem englischen Händler für 25 Pfund. Ob sich das koloniale Artefakt rechtmäßig im Besitz des Verkäufers befand, ein Erwerb, eine Schenkung oder eine skrupellose Aneignung durch Kolonisten vorausging, konnte nie geklärt werden.
Es ist die zweite Rückgabeaktion, die das RJM durchgeführt hat. In den Achtzigerjahren hatte die damalige Museumdirektorin Gisela Völger sogenannte „geheime heilige Gegenstände“ (secret sacred objects) an Australien zurückgegeben.
Einige derartige Sammlungsstücke befinden sich noch weiterhin im Kölner Museum. Wie es heißt, könnten zukünftig im Zuge der zunehmenden Diskussion um die Rückgabe kolonialer Exponate aus europäischen Museen weitere Objekte aus dem RJM restituiert werden.
K2M