rheinische ART
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rheinische ART 12/2013

ARCHIV 2013

MAN RAYS AUSTAUSCH MIT DEN SURREALISTEN

Ein Amerikaner in Paris

 

Als in New York am 30. April 1920 die den Dadaisten nahe stehende Künstlerorganisation Société Anonym Inc. - an sich schon ein Dada-Begriff - von Man Ray, dem französischen Maler Marcel Duchamp und der Sammlerin und Künstlerin Katherine Sophie Dreier gegründet wurde, war für den jungen abstrakten Maler und Bildhauer Man Ray noch alles im Lot. Kaum ein Jahr später stellte er ernüchtert fest: „Dada kann nicht in New York leben. New York ist Dada und wird keinen Rivalen dulden.“

 

 

 

 

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Man Ray, Profil und Hände, 1932, Fotografie, 17,9 x 22,9 cm, The J. Paul Getty Museum, Los Angeles © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2013

 

Für Unkonventionelles wie den Dadaismus gab es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten keine Öffentlichkeit und in den Kunstkreisen so gut wie keine Unterstützung. Er blieb in Amerika eine Episode. Das Dada-Prinzip mit seiner Ablehnung der bürgerlichen Ideale sei, so Man Ray später, dem amerikanischen Geist völlig fremd. Da war Europas Avantgarde-Metropole Paris von einem anderen Kaliber! Dort zog es ihn hin. Dort wurde die Dada-Bewegung zum Impulsgeber und Wegbereiter des Surrealismus und Ray einer ihrer Wortführer. Dort verbrachte Man Ray schließlich 19 hoch produktive Jahre, von 1921 bis 1940.

 

 

 

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Man Ray, Rayografie, aus dem Portfolio »12 Rayografien«, 1924/1963, Fotogramm, 29 x 23,1 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2013

 

 

 

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Man Ray, Apfel mit Schraube, 1931/1959, Fotografie 80 x 60 cm, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2013

 

 

 

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Man Ray, Marquise Casati, 1922/um 1960, Fotografie, 39,5 x 30 cm, Museum Ludwig, Köln © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2013

   In dieser Zeit wurde er zu einem der wichtigsten Fotokünstler des 20. Jahrhunderts und weltberühmt. Eine Art humoristisch-ironische Doppeldeutigkeit und endlose Assoziationsmöglichkeiten sind Merkmale seiner Fotokunst. Jean Cocteau (mehr) nannte seinen höchst kreativen und extrem vielseitigen Zeitgenossen „Poet der Dunkelkammer“.

   Das Max Ernst Museum in Brühl erinnert nun mit einer Ausstellung an diese Schaffensphase. „Man Ray - Fotograf im Paris der Surrealisten“ so ihr Titel. Es sind die Jahre, in denen der Amerikaner in den Kreisen der europäischen Dada-Bewegung und dem daraus hervorgegangenen Surrealismus verkehrte, experimentell arbeitete und einige seiner bedeutendsten Werke schuf. Darunter Fotografien berühmter oder noch berühmt werden sollender Avantgardisten wie etwa Salvador Dali, Jean Cocteau, Francis Picabia, Pablo Picasso, Max Ernst oder George Braque.


„Ich bin kein Fotograf der Natur, sondern meiner Phantasie.“

 

Rund 150 Exponate präsentiert das Brühler Kunst-Haus, unter ihnen selten gezeigte aus den Fotokollektionen großer Museen in Deutschland, Frankreich und den USA sowie aus zahlreichen privaten Beständen. Die Auswahl folgt dabei der Suche Man Rays nach Ausdrucksmöglichkeiten, um die Fotografie in das Surreal-Fantastische zu erweitern. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf den drei Werkgruppen Rayografie, Portrait und Aktfotografie.
   Mangels Erfolg in der Malerei verlegte sich Ray in Paris auf die Fotografie, die für ihn einen vollständigen Malereiersatz darstellte und deren Entwicklungspotential als künstlerisches Ausdrucksmittel er längst erkannt hatte. Seine sogenannte Rayografie entwickelte er zu Beginn der 1920er Jahre. Bei dieser neuen Technik werden Gegenstände auf Fotopapier gelegt und belichtet. Mit dieser kameralosen Fotografie erzeugte Ray, vom Schriftsteller Georges Ribemont-Dessaignes zum „Chemiker der Geheimnisse“ gekürt, in dreidimensionalen Montagen neue Sichtweisen auf die Wirklichkeit und kreierte faszinierende Bildwelten aus Licht und Schatten. Vergleichbare Experimentalfotografie betrieben etwa zeitgleich die Künstler László Moholy-Nagy und El Lissitzky.


„ ... ich male nur noch manchmal um mich gänzlich von der Nichtigkeit der Malerei zu überzeugen.“


Seine magische Lichtregie wird in den Künstler-Portraits aus der Pariser Szene sowie den Aktdarstellungen deutlich. Ray nutzte, lange unter Verschluss gehalten, das Fotoverfahren der Solarisation mit der starken Überbelichtung im Entwicklungsprozess für seine surrealistischen Verfremdungseffekte: Körper und Gegenstände erscheinen wie von einem geheimnisvollen Lichtkranz umgeben. Arbeiten wie die surrealistische Fotografie „Le Violon d'Ingres" (Die Violine von Ingres, 1924) oder „Noire et blanche" (Schwarz und Weiß, 1926) werden heute als Wegmarken für die Befreiung der Fotografie aus ihrer dokumentierenden Abbildhaftigkeit gewertet. Mit dem Werk „Primat de la matière sur la pensée“ (Primat der Materie über den Geist) von 1929 konnte sich Man Ray als „Lichtmaler“ und Fotograf endgültig unter den Surrealisten behaupten und als bedeutender Fotokünstler etablieren. In der Pariser Herbstauktion von Christie´s 2012 gelangte das Bild für 661.000 Euro unter den Hammer, der bislang höchste für ein Man Ray-Werk erzielte Preis.

 

 

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Man Ray, Selbstporträt, 1931/ um 1947, Fotografie, 20,4 x 15,7 cm, Museum Ludwig, Köln © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2013

   Man Ray habe, so charakterisieren die Brühler Kuratoren die einzigartigen Arbeiten, unseren Blick auf die Fotografie des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt. Seine in Paris entwickelten fototechnischen Innovationen seien zu Markenzeichen seines künstlerischen Ausdrucks geworden. Gleichzeitig illustrierten die vielen Portraits von Künstlern, Literaten und anderen Persönlichkeiten die besondere fotografische Auffassung des Künstlers von Licht und Körper; die heute als faszinierende Zeitdokumente angesehen werden.

 

 Seit 1911 arbeitete Man Ray (1890-1976), der einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie entstammte und ursprünglich Michael Rudnitzky oder Emmanuel Radinsky hieß, in New York als Zeichner, Maler und Bildhauer. Er gilt als einer der ersten abstrakten Maler der USA, der früh Kontakte mit der Avantgarde in Europa suchte. Erste Fotografien von ihm datieren von 1915. Ray war ferner Objektkünstler und Filmemacher und wurde 1917 vor Bildung der Société Anonym Inc. Mitbegründer der New Yorker Dada-Sektion. Seine Wirken waren unkonventionell und weit entfernt von dem, was als zeitgenössisch galt. Rays Gesamtwerk entzieht sich aufgrund der breiten Ausrichtung jeglicher klaren Kategorisierung. Schon 1921 bezeichnete ihn der Surrealismus-Vater André Breton als Pre-Surrealisten. In seinen Pariser Zeiten war Man Ray aber auch ein gefragter, experimentierfreudiger Modefotograf für namhafte Magazine und Zeitschriften sowie seriöser Portraitist. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte er in die USA zurück und kam erst 1951 wieder nach Frankreich.

Das Museum Ludwig in Köln zeigte im Frühjahr Man Ray und das L. Gruber-Archiv. Mehr zum "Archiv einer Freundschaft" hier
K2M

 

Die Ausstellung „Man Ray - Fotograf im Paris der Surrealisten“ ist bis zum 8. Dezember 2013 zu sehen.
Max Ernst Museum Brühl
Landschaftsverband Rheinland (LVR)
Comesstr. 42/Max Ernst Allee 1
50321 Brühl
Tel. 02232 / 5793116
Öffnungszeiten
DI - SO 11 -18 Uhr

 

► Die Künstlerorganisation Société Anonyme Inc. organisierte Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Symposien zum Modernismus. Bis 1939 veranstaltete die Gruppe 84 Expositionen, darunter die wichtige International Exhibition of Modern Art 1926 im Brooklyn Museum of Art. Die Schau bestand aus rund 300 Werken von 106 Künstlern aus aller Welt und war lange die wichtigste Präsentation moderner Kunst in Amerika. Mitorganisatoren waren neben den Gründern der Gruppe auch europäische Künstler wie Fernand Léger, Wassily Kandinsky, Heinrich Campendonk oder Kurt und Helma Schwitters.

 


 

 

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