ARCHIV 2013
Im „entre – raum für experimentelle bildtheorie“
Galerie Hölzl zeigt Martin Streit
Magic Box
Martin Streit stellt die Welt erst einmal auf den Kopf, bevor er sie fotografiert, denn sein Handwerkszeug ist eine selbst konstruierte Camera Obscura. Als Maler, der er ursprünglich ist, hat er keine Berührungsängste mit der Fotografie, ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit beschäftigt sich der Künstler intensiv mit diesem Medium, denn seiner Meinung nach enthält das fotografische Medium sehr viel mehr Zufälliges und Unbewusstes.
Martin Streit, Blaues Auto, Camera Obscura, 2011, Pigmentdruck auf Alu Dibond, 160 x 200 cm |
WIE BEI seiner Malerei hat sich Streit in der Fotografie dem Nebulösen verschrieben. Die abgelichteten Menschen und Gegenstände sind erkennbar, aber erscheinen schemenhaft. Klar abgegrenzte Farbräume sind nicht auszumachen, Linien kommen nicht vor.
Streits Motivwelt ist überschaubar. In der Galerie Hölzl zeigt er überwiegend Passanten und Autos. Die Menschen hat er im Sommer in New York auf der Straße fotografiert. In seinen Bildern reduziert er sie zu anonymen Gestalten, eingefangen in einem Moment der Bewegung. Doch man ahnt den nächsten Schritt, der sich bereits andeutet. Es gibt keinen Eindruck von Pose oder Stillstand aber beim Betrachter den Versuch, das Gesehene weiterzudenken. Das ist gewollt. Streit erzählt im Bild bewusst nicht allzu viel über seine Figur, denn „dann interessiert sie mich nicht mehr“.
Martin Streit, im Hintergrund zwei seiner Personenbilder von 2012
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Die Unklarheit, in die der Künstler den Betrachter entlässt, ist kalkuliert. Und die Stadt – auch sie wird nicht gegenständlich eingeblendet. Streit bemüht hier den Computer und kumuliert die Farben der Umgebung zu einem atmosphärischen Grau.
Die Arbeit mit der Camera Obscura beschäftigt Streit seit seinem Gastaufenthalt 2010 auf der Raketenstation der Museumsinsel Hombroich in Neuss, wo er eingeladen war, Arbeiten im langgestreckten Container-Ausstellungraum zu präsentieren. Streit sah mit seinen kleinformatigen Gemälden kaum zufrieden stellende Möglichkeiten, den Raum als Plattform zu nutzen.
Eine der selbstkonstruierten Camera Obscura von Martin Streit. Von außen eigentlich nur ein brauner Kasten ... |
Eher zufällig beschäftigte er sich seinerzeit mit dem Phänomen der Camera Obscura. Er ging hin, bohrte ein rundes Loch in die Tür am Ende des tunnelartigen Raumes und spannte wenige Meter davor eine Leinwand. Den Raum ließ er dunkel. „Sie glauben gar nicht, wie viel Kraft so ein kleines Loch hat“, erzählt er. Im Ergebnis fiel Tageslicht durch das Loch und projizierte die Landschaft „auf dem Kopf“ auf die Leinwand. „Es war eine reine Lichtprojektion von außen“, sagt Streit und „die Besucher haben sich mit allen Sinnen durch die Dunkelheit zum Bild hin getastet.“
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Martin Streit – Magic Box“ ist bis zum 27. Februar 2013 zu sehen.
Galerie Cora & Daniela Hölzl
(bei Galerie Ursula Walbröl)
Mutter-Ey-Straße 5
40213 Düsseldorf
Tel. 0160 / 2013698
Öffnungszeiten
DI - FR 14 - 19 Uhr
SA 12 - 16 Uhr
► Mehr über Martin Streit im Film http://vimeo.com/12137800
(Passwort "adenauerfilmplay")
©Fotos (3) rART, (1) Martin Streit