rheinische ART
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rheinische ART 01/2019

Archiv 2018

LICHTKUNST
Excess

 

Was zigfache Neonröhren in gleißend weißes Licht taucht, hat keine Chance, von diesem gewärmt zu werden. Es ist die kalte, die harte Seite von Licht, die eine aktive Rolle in Bernardi Roigs skulpturaler Handschrift spielt.

 

Bernardí Roig An Illuminated head for Blinky P. (the gun), 2010 (Installationsansicht) Foto Frank Vinken

 

Der spanische Künstler Bernardi Roig, 1965 in Palma de Mallorca geboren, nutzt diese Eigenschaften gezielt, um seine Figuren in Szene zu setzen. „Excess“ titelt die Ausstellung, die im Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna und damit tief unter der Erde in den Räumen einer ehemaligen Brauerei seine Arbeiten präsentiert.

 

Bernardí Roig (rechts) legt persönlich Hand an und zeichnet auf das Mauerwerk einen Kopf. An Illuminated head for Blinky P. (the gun) (Detail), 2010 (Installationsansicht)  Foto: Frank Vinken


Roig zählt zu den wichtigsten Vertretern der aktuellen spanischen Kunstszene. Sein Werk umfasst neben Skulpturen und Licht-Installationen auch Videos, Photographien und Zeichnungen. Ausgestellt hat der Künstler schon bei den namhaftesten Adressen und Anlässen. Einige Beispiele: Er war Teilnehmer der 54. Biennale in Venedig, das Palais des Beaux-Arts in Brüssel, das Kunstmuseum in Bonn oder die Alte Pinakothek in München haben ihn bereits gezeigt. Sein Auftritt nun in Unna ist also nicht der erste auf deutschem Boden, aber ein durchaus spektakulärer.

 

Bernardí Roig Practices to be S.R., 2017 (Installationsansicht) Foto: Frank Vinken

 

Gnadenlos Denn Roig präsentiert hier unter anderem sechs große Lichtskulpturen. Sein Ausdruck für Über-Reiz, Machtlosigkeit oder Verzweiflung sind lebensgroße, oft dickbäuchige männliche Körper, die, aus weißem Polyesterharz gefertigt, mit dem Weiß des Lichtes hart korrespondieren. Die übertriebene Helligkeit, die Strahlkraft der Leuchten, hat etwas gnadenloses. Die Körper lehnen oder stehen an Wänden und Türen, hängen von der Decke, wirken wie eingesperrt von Licht, können ihm nicht entfliehen, werden von diesem erschlagen oder beißen wie zur Verteidigung in die grellen Neonröhren hinein. Einem Schlachtvieh, aufgehängt an den Hinterläufen, quellen Neonröhren aus dem Bauch.

 

Bernardí Roig Der Italiener (the cow), 2011 (Installationsansicht) Foto: Frank Vinken


Intensität Das Licht in diesen Szenarien ist kein Licht, das mild beleuchtend Klarheit schafft. Gewollt sichtbar wird eine Verzweiflung, die, ohne artikuliert zu werden, ihren bedrückenden Charakter offenbart. Roig sagt dazu: „Wir leben heute in einer Atmosphäre gefüllt mit Bildern, aber das Erlebnis, welches diese produzieren hat eine geringe Intensität. Es ist heute noch schwieriger einem Bild eine Bedeutung zu geben. Wir sind dem Licht unterworfen, einem Licht, das die Grenzen der Dinge auflöst, eine weiße Linie, zwischen der sich alles bewegt.“

 

Bernardí Roig Reflection Exercises (Detail), 2003 (Installationsansicht)
Foto: Frank Vinken


Über-Reiz Roigs Bilder- wie Lichtfluten begründen sich nach Aussage der Veranstalter auf der digitalen Revolution: „Es geht um den sozialen und individuellen Identitätsverlust. Um Einsamkeit, vielleicht als Konsequenz fehlender unmittelbarer Kommunikation. Zu sehen sind Menschen, gekennzeichnet von der Bürde des Lichts. Licht zeigt sich hier als Last, als Überbeanspruchung menschlicher Sinne, als Schattenseite eines Überangebotes.“
Irmgard Ruhs-Woitschützke


 Die Sammlung des Zentrums für Internationale Lichtkunst Unna in der ehemaligen Lindenbrauerei besitzt Modellcharakter. Auf insgesamt 2.600 Quadratmetern konzentriert sich das Haus auf den installativen Aspekt der Lichtkunst. Jede der Lichtinstallationen wurde eigens für die Räume vor Ort geschaffen und ist in ihrem ästhetischen wie technischen Auftritt individuell auf diesen Ort zugeschnitten.
 Dreizehn international renommierte Lichtkünstler haben eine dauerhafte Installation eingerichtet: Mario Merz, Joseph Kosuth, Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz, Olafur Eliasson und James Turrell.

Die Ausstellung „Excess – Bernardi Roig“ ist bis zum 14. April 2019 zu sehen.
Zentrum für Internationale Lichtkunst
Lindenplatz 1
59423 Unna
Tel. 02303 / 103 751
Öffnungszeiten
MO – FR 9 – 16 Uhr

 

 

 

 

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