rheinische ART
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rheinische ART 01/2023

Archiv 2023

MÄZENATENTUM

Für Wuppertal
     

Es gibt sie noch, die Träume, die wahr werden. Einem Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen ist es gelungen, beim Auktionshaus Ketterer in München auf der Auktion am 9. Dezember 2022 das berühmte Bild „Lesende (Else Lasker-Schüler)“ von Karl Schmidt-Rottluff (1912) aus der Sammlung Hermann Gerlinger zu ersteigern. Als Dauerleihgabe wurde es dem Von der Heydt-Museum Wuppertal nun übergeben.

 

Karl Schmidt-Rottluff Lesende (Else Lasker-Schüler), 1912 © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

 

Damit kommt die berühmte jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler (1869-1945) im Bild zurück an ihren Geburtsort (Wuppertal-) Elberfeld.
     Der Kunstmäzen, der anonym bleiben will: „Es war mir ein großes Anliegen, dieses besondere Bild nach Wuppertal zu holen. Hier gehört es hin! Ich freue mich sehr, es dem Von der Heydt-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen.“
     Museumsdirektor Roland Mönig: „Wir sind überglücklich, dass Else Lasker-Schüler mit diesem Bildnis quasi nach Hause kommt. Das Werk belegt Schmidt-Rottluffs ganze schöpferische Wucht auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Else Lasker-Schülers schillernde Persönlichkeit hat er in einer einzigartigen Komposition eingefangen, in der eine expressive, leuchtende Farbigkeit sich mit kubistischen Formexperimenten verbinden. Dieses kostbare Meisterwerk schließt eine Lücke in unserem Bestand zur Kunst des Expressionismus. Sein Gegenstück im Von der Heydt-Museum ist das berühmte Bildnis Else Lasker-Schüler‘, das Jankel Adler 1924 schuf.“

 

Im Œuvre des „Brücke“-Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) bildet die „Lesende“ den Auftakt zu einer richtungweisenden Schaffensperiode. Es zeugt von seiner Auseinandersetzung mit den vielfältigen Kunstströmungen seiner Zeit, insbesondere mit dem Kubismus, die er seit seinem Umzug nach Berlin im Herbst 1911 kennenlernte. Wegweisende Impulse gingen dabei vor allem von den Ausstellungen der legendären Galerie „Der Sturm“ sowie von der gleichnamigen Kunstzeitschrift aus. Beide waren von Herwarth Walden (1878-1941) (mehr), mit dem Lasker-Schüler (mehr) seit 1903 verheiratet war, begründet worden.

 

Das Gemälde, dass nur mit „Lesende“ betitelt ist, zeigt wahrhaftig die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, die in ihrer eigenen Prosa zu ihrem Bildnis textete: „Schmidt-Rottluff hat mich im Zelt sitzend gemalt. [..] Bin entzückt von meiner bunten Persönlichkeit, von meiner Urschrecklichkeit, von meiner Gefährlichkeit, aber meine goldene Stirn, meine goldenen Lider, die mein blaues Dichten überwachen. Mein Mund ist rot wie eine Dickichtbeere, in meiner Wange schmückt sich der Himmel zum blauen Tanz, aber meine Nase weht nach Osten, eine Kriegsfahne, und mein Kinn ist ein Speer, ein vergifteter Speer. So singe ich mein hohes Lied.“ (Else Lasker-Schüler, Briefe nach Norwegen, in: Der Sturm. Monatsschrift für Kultur und die Künste, Nr. 94, Januar 1912, S. 752.)

 

Die Provenienz des Werkes ist unbelastet: Schmidt-Rottluff selbst übergab das Werk „Lesende (Else Lasker-Schüler)“ aufgrund seines besonderen Vertrauensverhältnisses seinem langjährigen Freund Hermann Gerlinger, einem Würzburger Unternehmer und Mäzen, der seit den 1950er Jahren eine der bedeutendsten Kunstsammlungen zur Kunst der „Brücke“ überhaupt zusammengetragen hatte.
     Das Gemälde ist ab dem 27. Januar 2023 im Von der Heydt-Museum Wuppertal, zusammen mit dem Else Lasker-Schüler-Bildnis von Jankel Adler, ausgestellt. rART 

 

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