rheinische ART
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rheinische ART 07/2018

Archiv 2018

LANDESMUSEUM NRW
In prominenter Hülle

 

Nordrhein-Westfalen (NRW) feiert in drei Jahren sein 75-jähriges Bestehen. Trotz Strukturwandel und ökonomisch schmerzhaften Veränderungen ist es das demografisch und wirtschaftlich bedeutendste Bundesland geblieben. Was ihm fehlt: ein Geschichtsmuseum.

 

Von Konzernverwaltung zum Museum? Klassisch gradlinig, zweckmäßig und dennoch elegant: das Mannesmann-Haus Düsseldorf (sog. Behrensbau), Vorderfront des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Mannesmann Röhrenwerke AG (1912). Foto © rheinische ART 2018

 

Das soll sich nun ändern. Das Kuratorium des Landtags plant ein „Haus der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen“, das zum runden Geburtstag fertig sein soll.

     Ein Dreivierteljahrhundert würde dann darauf warten, in einem Ausstellungshaus gebührend gewürdigt zu werden. Was es an Exponaten zu sehen geben könnte, was identitätsstiftend in Vitrinen liegend oder an Wänden hängend die Besucher faszinieren soll, ist nicht bekannt. Wohl ist der vermutliche Standort derzeit verstärkt im Gespräch.

 

Der neoklassizistische Haupteingang wird von einem Hephaistos-Relief geziert. Foto © rheinische ART 2018

 

Es ist der wuchtige sogenannte Behrens-Bau am Düsseldorfer Rheinufer, ehemals Verwaltungssitz des Mannesmann-Konzerns.

     Das monumentale Gebäude, ein Symbol der Rhein-Ruhr-Industrie, wäre in der Tat ein passender Ort für die Historie des Bindestrich-Landes, das im Sommer des Jahres 1946 auf Anordnung der britischen Militärregierung künstlich zusammengefügt wurde.

     Zur Erinnerung: Das Bundesland NRW wurde aus zwei ehemaligen preußischen Provinzen, nämlich die nördlichen Rheinlande – allerdings ohne die Regierungsbezirke Koblenz und Trier – und Westfalen, zusammengesetzt. Im Januar 1947 kam dann der einstige Freistaat Lippe-Detmold hinzu.

 

Das derzeit nicht genutzte Gebäude an der Rheinfront gehört dem Land NRW. Es wurde 1912 fertiggestellt. Architekt des Monumentalbaus war Peter Behrens (mehr), der gradlinig und zweckmäßig dem Stahlkonzern Mannesmann das Verwaltungsgebäude an den Fluss stellte. Zu einer Zeit, als die Stahlbarone noch in Düsseldorf residierten und die Stadt als Schreibtisch für das benachbarte Ruhrrevier bezeichnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die britische Militärverwaltung die Immobilie kurzzeitig, bis sie ab 1946 als Sitz der neuen NRW-Landesregierung diente.

 

Nicht mehr im Gespräch: Villa Horion in Düsseldorf Foto © rheinische ART 2018

 

Die Frage eines NRW-Ausstellungshauses wird seit Jahren diskutiert. Zeitweise war die benachbarte Villa Horion im Gespräch. Sie war einst Sitz des Landeshauptmanns des Provinzialverbands der Rheinprovinz, in der Nachkriegszeit britisches Offizierskasino und von 1961 bis 1999 Amtssitz des Ministerpräsidenten des Landes NRW. Seit 2001 wird sie vom NRW-Landtag als Ort der Dauerausstellung „Haus der Parlamentsgeschichte“ und Teilen der Landtagsverwaltung genutzt.

 

Peter Behrens in seinem Büro, um 1913. "Geboren am 14. April 1868 in Hamburg. Im übrigen Autodidakt" schrieb Behrens flappsig-norddeutsch einst einem Berliner Autografensammler. Foto © AKNW Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

 

Der gebürtige Hamburger Peter Behrens (1869-1940) gilt als einer der einflussreichsten deutschen Architekten und Designer des frühen 20. Jahrhunderts. Er war ein Multitalent (mehr), ein visionärer Gestalter und seine Arbeit erstreckte sich auf so gut wie alle künstlerischen Gattungen.

     In Sachen Architektur und Design bezeichnete er sich allerdings stets als Autodidakt. Denn er war, wie sein zeitgleich wirkender belgischer Kollege Henry van de Velde (mehr), weder in dem einen noch dem anderen Sachgebiet ausgebildet worden. Beide hatten Malerei studiert - Peter Behrens in Karlsruhe, Düsseldorf und München - bevor sie sich den anderen Disziplinen zuwandten.


Mit dem Rheinland war Behrens wegen seiner Tätigkeit als Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule besonders verbunden. Von 1903 bis 1907 reformierte er die Einrichtung grundlegend und verhalf ihr zu neuer Blüte.

     Sein Wirken am Rhein blieb gleichwohl nicht ohne Trübnis. Die Düsseldorfer Kunstszene wurde von der weltbekannten Kunstakademie dominiert, bei deren elitären Protagonisten Behrens künstlerische Auffassung auf wenig Verständnis stieß. Sein Entwurf für die Große Gartenbau-Ausstellung 1904 in Düsseldorf, ein „Architektonischer Garten“ vor dem Kunstpalast mit Bauteilen wie Holzzäunen, Pergolen und Marmorbänken, traf nicht den Zeitgeschmack. Die Treillagen trugen ihm den spöttischen Namen Lattenpitter (Lattenpeter) ein. Die Laubengänge wurden in den Zwanzigern von Wilhelm Kreis, Behrens´ Nachfolger auf dem Chefsessel der Kunstgewerbeschule, beim Bau des „Ehrenhof“-Ensembles abgebrochen.
cpw

 

Anfang des Jahres 2018 wurde im NRW-Landtag mit den Stimmen von CDU, SPD, FDP und Grünen die Errichtung des Museums beschlossen. Es soll, wie es heißt, die Historie des Bundeslandes für die Bürger greifbar und erlebbar machen. Die Idee zu dieser Exposition orientiert sich an dem „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn, das als eines der meistbesuchten Museen in Deutschland gilt, sowie dem ähnlich intendierten „Haus der Landesgeschichte in Baden-Württemberg“.

 

 

 

 

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