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rheinische ART 08/2010

 

Archiv 2010: aus "Wirtschaft und Kultur"

Sponsoring betrifft im Kunst- und Kulturbetrieb alle. Hinlänglich ist bekannt, dass ohne private Gelder oder Mittel aus der Wirtschaft das kulturelle Leben unserer Gesellschaft bemerkenswert ärmer wäre. Jedoch - das Mäzenatentum treibt keine Blüten und seit der jüngsten Wirtschaftskrise fließen Sponsorengelder zögerlicher. Dabei kann dieser Einsatz gut investiertes Geld sein.

Über das Thema Sponsoring sprach die rheinische ART. mit Kasper König, Direktor des Museums Ludwig in Köln.

 

 

Mehrwert schaffen

 

 

Kasper König

Foto: roman mensing,

museum ludwig

rheinische ART.: Herr König, sind Sie derzeit auf der Suche nach Sponsoren?
Kasper König: Ja. Das sind wir eigentlich immer, denn es gibt eine Vielzahl von Initiativen in unserem Haus. Doch eine Partnersuche dauert, schließlich muss eine Win-Win-Situation entstehen.

 

Meinen Sie damit die klassischen Instrumente wie Druck des Sponsorlogos auf Printprodukte wie Kataloge, Plakate, etc. und damit die Sichtbarmachung des Sponsors?
Das machen wir selbstverständlich auch. Wir bieten verschiedene Alternativen an. Doch es ist letztlich eine Frage der Annäherung. Man kann nicht kategorisch Sponsoren-Pakete schnüren und glauben, jetzt kommen die Leute und engagieren sich.

 

Was meinen Sie mit Annäherung?
Zum Beispiel planen wir im nächsten Jahr eine Ausstellung der sehr bedeutenden belgischen Konzeptkunstsammlung Daled aus den 60er Jahren zu zeigen. Diese Sammlung ist extrem lebendig, komplex und vielfältig. Entgegen der landläufigen Meinung, Konzeptkunst sei sperrig, weil stets die Geschichte der Idee im Vordergrund steht, werden wir zeigen, wie wegweisend und zugleich zugänglich diese Richtung ist. In der Konzeptkunst der 60er und der beginnenden 70er Jahre wurden sehr ökonomische Konzepte entwickelt, die damals über die künstlerische Konvention weit hinaus gingen. Wir haben vor, Firmen aus der IT-Branche zur Unterstützung dieser Ausstellung zu gewinnen, denn wir sehen hier durchaus Parallelen.

 

Wie argumentieren Sie denn IT-Firmen gegenüber dieses Thema?
Wir glauben, auch Leuten gegenüber gute Argumente zu haben, die nicht kunstaffin sind. Der Input, - ich meine hier den materiellen, nennen wir ihn den „Hardware-Input“ -, ist gering und der ideelle, sozusagen der „Software-Output“, dieser Konzeptkunst ist phänomenal. Es ist wichtig zu erkennen, dass der Bruch, der sich damals andeutete und hauptsächlich von Insidern wahrgenommen wurde, eine enorme Wirkungsmacht hatte. Und so geht es also auch darum, grundsätzliche Paradigmenwechsel deutlich zu machen. Wir denken, dass die Unterstützung eines solchen Zeitphänomens für Unternehmen aus dem Softwarebereich interessant sein kann, deren Ideen und Produkte im eigentlichen Sinne ja auch wenig materiell sind. Wir verfolgen dabei nicht den ästhetischen, sondern den methodischen Ansatz.

 

Der methodische Ansatz ist ein anderer als der thematische.
Es ist eine andere Herangehensweise. Dabei sind wir immer darum bemüht, langfristige Partnerschaften aufzubauen und vertrauensbildende Maßnahmen zu fördern. Gegenseitige Anregung ist dabei ganz wesentlich und ermöglicht es den Unternehmen, die Situation auch dazu zu nutzen, Öffnungen in ihrem eigenen Denken zu schaffen. Dass geschieht, indem sich die Unternehmen mit Dingen beschäftigen, die sonst außerhalb ihres eigentlichen Geschäftsbereiches liegen. Und es hilft dabei, Umstände auch einmal anders zu denken.

 

Das wäre ja ein Hattrick für die Unternehmen.
Naja, das muss es ja auch sein - für uns wie auch für die Unternehmen. Sonst ist es lediglich eine virulente Förderung. Ein Mehrwert sollte immer entstehen, zwar nicht auf direktem, aber doch auf indirektem Weg.

 

Wie finden Sie Ihre Ansprechpartner?
Das kann man nicht pauschal beantworten. Eine Partnerfindung muss sich immer sehr konkret begründen. Und es ist wichtig, direkte Ansprechpartner in den Unternehmen zu haben. Nach gegenseitigen Besuchen und einem intensiven Austausch weiß man dann, ob die Konstellation passt. Manchmal bildet sich auch nicht sofort eine Zusammenarbeit, sondern es entwickelt sich eine längerfristige Verbundenheit und dann ist es wichtig, den Kontakt lebendig zu halten.

 

Während der Pressekonferenz zur Ausstellung Roy Lichtenstein haben Sie ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ohne den Partner Rheinenergie die Ausstellung so nicht hätte stattfinden können. Jetzt kann man nicht sofort erkennen, inwieweit Rheinenergie etwas mit Roy Lichtenstein zu tun hat.
Nach Hopper und Richter hat Rheinenergie mit Roy Lichtenstein nun schon die dritte Ausstellung im Museum Ludwig unterstützt. Die Rheinenergie ist eine Tochter der Stadt Köln und identifiziert sich sehr mit sozialen, kulturellen und auch anderen Aktivitäten. Das Unternehmen findet in diesem Sponsoring natürlich eine für sich optimale Situation mit großer Öffentlichkeitswahrnehmung. Das ist für beide Seiten eine sehr konstruktive Zusammenarbeit.

 

Was bieten Sie den Sponsoren bzw. wo sehen Sie eine Win-Win-Situation?
Indem wir beispielsweise exklusive Führungen anbieten und Einblicke hinter die Kulissen gewähren. Es gibt für den Sponsor bestimmte Alleinstellungsmerkmale bei der Wahrnehmung der von ihm gesponserten Ausstellung. Schließlich soll er sich darin wiederfinden, denn erst dann funktioniert die Kommunikation nach Innen wie nach Außen. Wichtig ist natürlich die darin enthaltene Botschaft: Wir haben das ermöglicht! Und das Museum Ludwig schreibt sich im Gegenzug in zum Teil populäre, aber auf hohem Niveau stattfindende Ereignisse ein, die das kulturelle Umfeld dieser Stadt sehr stark bereichern.

 

Wenn Sie von Führungen sprechen, meinen Sie damit, dass der Sponsor für seine Kunden oder Mitarbeiter besondere Führungen bekommt?
Ja, diese Führungen fördern eine besondere Form der Bindung. Die Kunden, die Mitarbeiter der Sponsoren kommen, es gibt Kollegen, die wiederum Freunde mitbringen. Es wird eine Identifikation hergestellt mit diesem großen Haus, das sowohl eine permanente Sammlung als auch vielfältige Aktivitäten zu bieten hat. Auf diese Weise baut man eine Art Brücke, die weniger der Selbstdarstellung der Stiftung oder des Sponsors dient, sondern die eine sehr starke, nicht konkret zu benennende Wirkung erzielt. Die individuellen Menschen, die vielleicht ein gewisses Vorurteil oder eine Skepsis gegenüber Kunst haben, fangen an, differenziert mit ihr umzugehen. Unsere moderne Welt ist relativ kompliziert, aber moderne Kunst ist einfach, wenn man sich wirklich einmal darauf einlässt.

 

Darf man davon ausgehen, dass ein so beispielhaftes Institut wie das Museum Ludwig sich hervorragend aufgestellt sieht, wenn es um Sponsorengewinnung geht?
Die Voraussetzungen sind gut. Aber die Arbeit, die dahinter steckt, ist natürlich sehr aufwendig. Vielleicht haben wir das Potential noch lange nicht ausgeschöpft, aber wir müssen ja auch nach außen hin vermitteln, welche Möglichkeiten bestehen. Und das kann man, wie gesagt, nicht immer in einem allgemeinen Paket beschreiben.

 

Wie sieht für Sie der ideale Sponsor aus?
Eine Verbindung über viele Jahre ist natürlich wünschenswert. Insofern wären Sponsoren ideal, die das Haus drei bis fünf Jahre lang begleiten und unterstützen.

 

Sind die Themen ihrer Ausstellungen abhängig davon, ob es Sponsoren dafür gibt?
Nein. Man darf die Sponsorengelder nicht falsch bewerten. Die Grundfinanzierung ist Sache des Steuerzahlers, das dürfen wir nie vergessen. Es geht eigentlich um die Sahne auf dem Kuchen und nicht um den Kuchen selbst. Ein Sponsor möchte auch nicht für die Grundausstattung zahlen, sondern sich mit etwas identifizieren, das ohne sein Engagement sonst so nicht möglich wäre. Es gibt immer Ausstellungen, die sich nicht rechnen, aber für das internationale Renommee des Hauses und für die Zukunft der Sammlung entscheidend sind. Und dann gibt es andere, mit denen es uns gelingt, das Museum immer wieder in das Bewusstsein des allgemeinen Publikums zu bringen.

 

Sie müssen mehrere Seiten bedenken und bedienen?
Ja. Und man muss immer überlegen, wo das Museum in zehn oder 15 Jahren steht. Wenn wir, die wir hier auf Zeit die Verantwortung haben, gar nicht mehr da sind.


Das Gespräch führte Irmgard Ruhs-Woitschützke

 

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