Archiv 2015
SAMMLUNG BONGARTZ
Privates und Öffentlichkeit
Es ist eine private Kunstsammlung an einem öffentlichen, ungewöhnlichen Ort: Die Kunstsammlung des Ehepaars Bongartz in der Niederlassung der Deutschen Bundesbank in Düsseldorf. Leidenschaft und Technokratie treffen hier aufeinander und zeigen: Die Passion hat Struktur und die Verwaltung Sinn für Farbe und Form.
Sammlung Bongartz in den Räumen des Forum in der Niederlassung der Deutschen Bundesbank in Düsseldorf. Im Bild die Mediatoren von Gerhard Hoehme. Foto ©Deutsche Bundesbank |
Eine prickelnde Mischung und besonders dann, wenn sie sich im achten Stockwerk eines Hauses im Düsseldorfer Zentrum präsentiert in einem Raum, der an zwei langen Seiten mittels wandhoher Fenster die Landeshauptstadt nahezu im Panorama zeigt.
Es ist schon ein erstaunliches Szenario, das sich dem Besucher bietet und zudem eins, dass sich durch sich ändernde Lichtverhältnisse und der gefühlten Nähe zu Draußen nicht abschottet, sondern – im Gegenteil - eine ganz eigene Schwingung entwickelt. Kunst hier zu sehen heißt, sich auf Veränderungen einzulassen. Spiegelnd polierter schwarzer Marmor als Wandbekleidung und ein altrosefarbener Teppichboden tun das ihre, um ganz sicher nicht das Ambiente einer musealen Ausstellung aufkommen zu lassen.
Objektkasten (1980) von Andreas Schmitten. Foto ©Deutsche Bundesbank
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Harald Bongartz (mehr) hat ein entspanntes Verhältnis zum Sammeln. Er tut es seit nunmehr 50 Jahren. Angefangen hatte es für ihn mit informellen Zeichnungen, die ihn schon mal sein gesamtes Lehrlingsgehalt kosteten. Die damals preiswerten Grafiken sind heute Blätter von namhaften Künstlern. „Sammeln“, so Bongartz, „ist sehr persönlich.“ Seiner Ansicht nach setzt es ein harmonisches miteinander Können mit dem Künstler voraus, denn das, was man sammelt, sei in seinem Ergebnis immer auch ein Teil seiner selbst, des Sammlers Persönlichkeit.
So ist es nicht verwunderlich, dass Bongartz die in seiner Sammlung vertretenen Künstler überwiegend persönlich kannte und kennt, denn er konzentriert sich auf die zeitgenössische Kunst und interessiert sich stark für die aktuelle Gegenwartskunst. Der Maler und Fotograf Martin Streit (mehr) gehört beispielsweise dazu, Michael Growe, aber auch Andreas Schmitten, von dem er unter anderem ein mehrteiliges Objekt aus 2014 mit dem Titel „Stresemannplatz“ zeigt.
Skulpturen von Abraham David Christian aus der Sammlung Bongartz. Foto ©rART |
Auf den Skulpturen lag das Hauptaugenmerk bei der Auswahl der gezeigten Arbeiten, die das Ehepaar gemeinsam mit dem Kurator Wulf Aschenborn vornahm. So sind Skulpturen von Erwin Heerich (mehr) zu sehen, Stahlskulpturen von Paul Isenrath, drei Mediatoren, Köpfe aus Polyester mit – natürlich Nylonschnur –, von Gerhard Hoehme (mehr). Überhaupt Hoehme: aus dessen Nachlass übernahm Bongartz einen Großteil des Atelierbestands. So steht das „Bäumchen“ in seiner filigranen Struktur für Hoehmes dreidimensionales Verständnis und das Fensterbild „Wölkchen“ untermauert dieses nicht minder. Von Gotthard Graubner (mehr) ist ein Synthetikkissen mit dabei und von Ulrich Erben (mehr) ein Weiß auf Weiß-Bild aus den frühen Siebzigerjahren. Einer der ganz großen des Informel, Bernard Schultze, ist ebenfalls in der Sammlung Bongartz vertreten und zu verschiedenen Ölbildern sind zarte Wand-Migof von ihm zu sehen.
Blick aus dem Forum der Deutschen Bundesbank in Düsseldorf, dem Schauplatz der Kunstausstellung Bongartz. Foto ©rART |
Geld und Kunst „Sicherlich bringt man unser Haus eher mit Geld als mit Kunst in Verbindung“, so Uwe Deichert von der Deutschen Bundesbank. Das Haus nimmt die Kunst-Präsentationen zum Anlass, sich einmal mehr für die Bevölkerung zu öffnen. Vorträge, naturgemäß zu Finanzthemen, werden hier im Forum vielfach gehalten, unten im Foyer kann man noch die Deutsche Mark in Euro tauschen und halt einmal im Jahr – zwischen Ostern und Pfingsten - Kunst schauen.
Der kleine, die diesjährige Ausstellung begleitende, Katalog zeigt im Titel eine Bronzeskulptur von Abraham David Christian (mehr). Auch zu diesem Künstler pflegt das Sammlerpaar Bongartz ein vertrauliches Verhältnis. Wie ist es sonst möglich, dass der Künstler zustimmt, dass einige seiner, ihn zur skulpturalen Form führenden, Scherenschnitte ausgestellt sind? Im Vorwort ist zu lesen, dass aus der Sammlung Bongartz Kunst gezeigt wird, die vielfach noch nicht in der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Das ist sehr wohl wahr.
Irmgard Ruhs-Woitschützke
Die Ausstellung „Zwischen Farbe und Form – Bilder und Skulpturen aus der Sammlung Bongartz“ ist bis zum 20. Mai 2015 zu sehen
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