rheinische ART
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rheinische ART 04/2012

 

ARCHIV 2012

Der Körper als Schrein: Mary A. Kelly zeigt in der Galerie Rüdiger Voss

 

Mary A. Kelly, Dad, 2012

 


„Father & Child“

 


Es ist eine Kunst, die unter die Haut geht. Eher zufällig wurde die irische Künstlerin Mary A. Kelly gewahr, dass viele Väter ihre elterliche Liebe zelebrieren, indem sie sich die Portraits ihrer Kinder auf ihre Körper tätowieren lassen. Konkret ließ sich einer ihrer Schüler – Kelly war in der Erwachsenenbildung tätig - das Portrait seines entfremdeten Sohnes auf seine Brust tätowieren. Davon fasziniert begann sie, über den Platz einer Vater-Sohn-Beziehung in der Kunst nachzudenken und inspirierte sie zur Fotoserie „Father & Child“.

 

BESONDERS beeindruckte Kelly, dass der menschliche Körper wie eine „Leinwand“ für Projektionen von Bedürfnissen und Sehnsüchten benutzt wurde. Die Fotografin dokumentierte die Ergebnisse ihrer ersten Begegnung in „Kevin“ (2008/12), wo das Portrait des Sohnes unter dem Motto „Life is pain“ (Leben ist Schmerz) seinen Platz findet.

   Während sie sich dem emotional so dichtem und persönlichem Thema der Vater–Sohn-Beziehung und der elterlichen Liebe widmet, entwickelt sie durch die Bekanntschaft mit immer mehr Männern, die als Väter die Konterfei ihrer Kinder unter der Haut tragen, eine geschärfte Wahrnehmung für die Kunst des Tätowierens selbst.

 

Mary A. Kelly, Parlour, 2012


Wenn einige ihrer Modelle auch einer sogenannten nicht gesellschaftskonformen Gruppe entstammen, so waren die in ihre Haut eingebrachten Bilder aber doch alles andere als die vielfach bekannt derben Abbildungen, die gemeinhin mit Seemännern, Bikern oder Kriminellen assoziiert werden. Das Bild eines Kinderkopfes in „Robert“ (2010/12) offenbart beispielsweise zart nuancierte Schattierungen, die an eine Aquarelltechnik erinnern. Die Künstlerin Kelly, die mit spürbarer Sensibilität und feiner Wahrnehmung eher randständigen gesellschaftlichen und menschlichen Themen nachgeht, vollendete auch ein Foto- und Videoprojekt unter dem Titel „Mother & Child“ im Jahre 2008.
 

Mary A. Kelly, Do Onto Others, 2012

   In Kellys Bildern tritt eine Ansammlung von Farben, Zeichen, symbolischen Zusammenhängen und anatomischen Platzierungen hervor. Die Platzierung eines Tattoos, ob es nun entblöst oder wie üblicherweise verborgen ist, hat viel mit der Botschaft zu tun, die übermittelt werden soll. Entsprechend der vielfältig variierenden Platzierung der Hautbilder, die sich vom Rücken über Schultern und Handgelenk, Brustkorb, Unter- oder Oberarm ziehen können, divergieren auch die Kompositionen der Fotografin. Die Motive in der „Father & Child“ -Reihe passen sich in Größe und Platzierung dem Namen und Bild eines Kindes an. Und ganz gleich, von welchem Winkel aus die Fotografie gemacht wurde: das Gesicht des Vaters ist niemals vollends enthüllt.

 

„Die Posen – manchmal ist es nur ein ausgestreckter Arm - erweitern ebenso den kulturellen Kontext des „Hinterlassens von Spuren“, wobei ein Mensch die Welt um sich herum ausmisst, hervorhebt, individualisiert oder schmückt, seinen eigenen Körper einbezieht und zu einem lebenden Schrein macht. Mary A. Kellys Ouvre kann in einer Tradition sozialer Anthropologie gesehen werden, aber auch als Teil einer kontinuierlichen Erkundung der comedie humaine, übertragen von einer fesselnden, wenn auch manchmal verstörenden Schönheit.“ (David Galloway)

Ruwoi
 

 

Die Ausstellung "Father & Child von Mary A. Kelly" ist bis zum 12. Mai 2012 zu sehen.
GALERIE VOSS
Mühlengasse 3
D-40213 Düsseldorf
Tel. 0211 / 13 49 82


Öffnungszeiten
Di - Fr 10 - 18 Uhr
Sa 11 - 14 Uhr